Frankenthal Für Selbstbestimmung

Muslimische Frauen sollten ihr Kopftuch auch im Beruf tragen dürfen. Aber sie dürften von ihren Familien auf keinen Fall zum Kopftuch-Tragen gezwungen werden. Das haben Frauen des Ahmadiyya Muslim Jamaat Gebetszentrums Frankenthal mit Blick auf das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts betont.

Das Kopftuch sei „ein Schutz und nicht nur ein Zeichen unseres Glaubens“, meinten mehrere Sprecherinnen bei einem Treffen im Gebetszentrum zum Weltfrauentag. Um nicht in Konkurrenz zu anderen Veranstaltungen zu treten, fand das Treffen eine Woche nach dem eigentlichen Termin statt. Der öffentlichen Einladung dazu waren nur wenige nichtmuslimische Frauen gefolgt. In ihrem Referat, in das Sabia Mahmood, zuständig für den interreligiösen Dialog, einführte, stellten mehrere Sprecherinnen die Wichtigkeit von Frauen für den Frieden dar. Die Mitglieder ihrer Gemeinde verstünden sich als Reformbewegung. Ihre Auslegung des Islam basiere auf dem Koran und vertrete die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Islam bedeute in seinem Ursprung Unversehrtheit und Hingabe zu Gott. Die Familie als Keimzelle des Lebens könne einen großen Beitrag zum Frieden leisten. Schon in der Ehe komme es darauf an, respektvoll miteinander umzugehen, zum anderen zu stehen, auch in schwierigen Situationen. Treue und Zuwendung seien unabdingbar, und das Vorleben ethischer und moralischer Werte präge entscheidend die Entwicklung der Kinder. Auch Sittsamkeit, Keuschheit, Anstand und Geduld seien wichtig, sowohl für die Frauen als auch für die Männer. Der Frau komme eine wichtige Rolle bei der Erziehung zum Frieden zu. Umgekehrt habe der muslimische Mann die Verpflichtung, seine Familie zu ernähren. Die ausgesprochen selbstbewusst auftretenden, überwiegend jungen Frauen zwischen Anfang 20 und Mitte 30 berichteten über ihre Erfahrungen in Deutschland und kamen zu dem Fazit, dass sie hier mit ihren Familien sehr gut aufgehoben seien. Sie suchten Gespräche mit Andersgläubigen, um Vorurteile abbauen zu können. Die Frauen stellten sich auch kritischen Fragen, wie dem Gebot von Sittsamkeit und Keuschheit. Sie seien alle in Deutschland aufgewachsen und hätten problemlos nach den Regeln ihres Glaubens leben können, sagten sie. Wenn in der Familie diese Werte gelebt würden, könne man auch anderes Verhalten tolerieren, müsse deshalb aber nicht genauso handeln. Zum Abschluss des Treffens wurden deutsche und pakistanische sowie türkische Spezialitäten serviert und Anregungen für weitere Gespräche notiert. (ma)

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