Frankenthal Entspannte Coolness

Als Pioniere hat Festival-Chef Thomas Siffling sie angekündigt: Mit DePhazz holte er die Band, die den elektronischen Lounge-Jazz erfunden hat, zu Jazz & Joy auf die Bühne des Weckerlingplatzes. Der Regen hatte rechtzeitig aufgehört, als die Band am Samstagabend kurz nach 22 Uhr anfing. Vor der Bühne groovte das Publikum gut mit.

Entspannte Coolness dominierte das Konzert. Mit einer Downtempo-Nummer ging es los, das Tempo zog dann etwas an und pendelte sich schließlich ein. Ein fließender Groove braucht ja auch nicht hetzen. In Worms dabei war auch Pit Baumgartner, der die Live-Effekte bediente. Als „the Mastermind from the Pfaffengrund“, stellte Sänger Karl Frirson den Heidelberger Musiker vor. Baumgartner hatte einst im Studio die Idee, elektronische Sounds und Grooves mit Jazz und Soul zu verbinden. Damit das auch live auf der Bühne funktioniert, braucht es einen gewissen Aufwand. Aber die Klangarchive des Computers lassen sich heute in Echtzeit bedienen. Deshalb konnte Baumgartner mit Mitmusiker Markus Lang auch die von den Studioproduktionen gewohnte Soundvielfalt reproduzieren. Man hört Stimmen und Sprecher aus Filmen, Musikzitate, Worte und Geräusche. Gespeicherte Schnipsel anderer Stücke, Breaks und elektronische Perkussion sind die eine Seite des DePhazz-Sounds. Oli Rubow am Schlagzeug setzt auch elektronische Drums ein. Bernd Windisch am Bass legt das Fundament für die gut klingenden Grooves. Jazz-Elemente bringt vor allem Marcus Bartelt an Saxofonen und Flöte ins Spiel. Beim Konzert in Worms war deutlich zu hören, dass sein Saxofon auch durch diverse Effekte läuft, damit es am Ende ein harter kurzer Nachhall nach Garage klingen lässt. Im Unterschied dazu klingen die Stücke als Ganzes gerne nach weiten Räumen und Sphären. Bearbeitet wurde auch Pat Appletons Gesang. Manchmal wurden Silben in Echos eingefangen und wirbelten in schimmernden Schleifen durch den Gesamtklang. Ihr Kollege Karl Frirson bringt eine Menge Soul mit. Er beherrscht neben den kernig-männlichen Klängen auch eine enorm hoch reichende Falsett-Stimme, mit der er auch schmachten kann, wie im zeitgenössischen R&B üblich. Auch Frirson hat mal improvisiert und ein bisschen gescattet. Davon abgesehen spielt er auch Trompete und bringt so ein weiteres Jazzinstrument in den Klang der Band ein. Keyboarder Markus Lang hat die Videoclips produziert, die rechts und links der Bühne zu sehen waren. Von den hinteren Reihen aus war die Sicht durch die immer noch aufgespannten Regenschirme etwas eingeschränkt, der Sound dagegen war sehr gut. DePhazz macht Musik, die ganz verschiedene Elemente verbindet. Das war und ist auch ein Grundgedanke des Jazz. Und jazzig sind live auch die Improvisationen von Frirson auf der Trompete und Bartelt auf dem Saxofon. Zusammengehalten wird alles durch die Grooves, die durch den starken elektronischen Anteil auch ein Publikum ansprechen, das eigentlich eher fern vom Jazz zu finden ist. Die Wirkung live und Open Air ist verschieden: Während in der Nähe der Bühne gute Stimmung war und die Leute von den beiden Sängern auch immer wieder angesprochen wurden, verlor sich die Wirkung mit zunehmendem Abstand. Da standen die Leute oft in kleinen Grüppchen und unterhielten sich. Die Musik wurde da bei einem Glas Wein eher als angenehmer Hintergrund empfunden. Lounge und Club sind wohl eher das natürliche Umfeld dieses Stils, auf einem großen Platz wie in Worms verliert sich die Wirkung etwas.

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