Frankenthal Ein Eis für Etzel

Ein Stück Worms in Berlin? Das gab es gestern in der Hauptstadt tatsächlich. Dort lud Ministerpräsidentin Malu Dreyer zur Pressekonferenz der Wormser Nibelungen-Festspiele, die normalerweise – genau – in Worms stattfinden. Da Dreyer in diesem Jahr jedoch Bundesratspräsidentin ist, wollte sie die Gelegenheit nutzen, um die Aufmerksamkeit noch stärker auf die Festspiele zu lenken. Ob ihr das gelungen ist, wird sich im August zeigen, wenn der letzte Teil der Trilogie aus der Feder von Albert Ostermaier aufgeführt wird.

Oscar Ortega Sánchez freut sich auf den Sommer. Denn den wird er in seiner Heimat verbringen, verkündete der Schauspieler breit grinsend der Pressemeute. Sánchez, der in Ostermaiers Stück die Rolle eines Polizeichefs übernimmt, ist gebürtiger Lampertheimer und wuchs in Mannheim auf. Er kennt die Region, bei den Wormser Festspielen war er hingegen noch nie. Doch er habe nur Gutes gehört. Sein Freund Uwe Ochsenknecht, der im vergangenen Jahr selbst Mitglied des Ensembles war, habe ihm empfohlen mitzuspielen. Auch eine bestimmte Wormser Eisdiele sei ihm ans Herz gelegt worden. Haselnuss mit Sahne wolle der Schauspieler dort probieren. Bei der Pressekonferenz in den Räumen der Landesvertretung Rheinland-Pfalz war das künstlerische Festspiel-Team in Plauderlaune. Regisseur Nuran David Calis, der generell begeistert von seiner Aufgabe scheint, kam bei der Vorstellung des Ensembles regelrecht ins Schwärmen: Mit David Bennent und Mehmet Kurtulus seien zwei Theatergrößen dabei, die bereits Geschichte geschrieben hätten, als Calis noch „im Regiestudium büffelte“ – beim Wort „Ikonen“ blickte vor allem Kurtulus verlegen zu Boden. Der wiederum hatte auch von der Wormser Eisdiele gehört, auf die er sich freue. Etzel mag Eis? Das sei gar nicht solch eine schreckliche Figur, findet Kurtulus, der in dem Stück Scheich Omar spielt, eine Rolle, die an den Hunnenkönig angelehnt ist. Auch Bösewicht Hagen, in Ostermaiers Stück Hauptmann Klein genannt und verkörpert durch Heio von Stetten, sei kein eindimensionaler Charakter. Von Stetten sagt, er habe in Vorbereitung auf die Rolle verschiedene Nibelungen-Fassungen gewälzt. „Hagen war am Anfang eine Art Idealist, der an die Aufgabe glaubt“, philosophierte der Schauspieler. Die Konkurrenz durch Siegfried habe Hagen jedoch aus der Bahn geworfen, er sei einerseits menschlich geworden, es seien aber auch „unangenehme Seiten“ zutage getreten. „Das wird eine Reise für mich“, sagte von Stetten. Viel über ihre Figur der Lady Adler wollte hingegen Schauspielerin Valerie Koch noch nicht verraten. Das Schöne an der Arbeit am Theater sei, dass man viel Zeit habe, eine Rolle aufzubauen, sagte sie. „Ich bin am Anfang lieber ein leeres Gefäß.“ Wird die Lady, eine Filmemacherin im Jahr 1915, denn eine positive Figur? Auch das wisse sie noch nicht. Vage Ideen gebe es auch zum Rahmenprogramm der Festspiele, sagte Thomas Laue, ab 2018 als künstlerischer Leiter im Intendantenteam der Festspiele. Geplant sei, dabei die Stadt Worms ein bisschen mehr in den Fokus zu rücken, auch andere Künstler einzubinden, vielleicht durch eine Kunstinstallation. Dadurch könnte zusätzlich eine ganz andere Art von Publikum angesprochen werden. Ziel sei es allerdings, „dass die Festivalgäste abends die Aufführung verlassen und sich tags darauf in Worms an einem anderen Ort von der Geschichte verzaubern, fesseln oder verstören lassen“, sagte Laue. Somit solle das Besondere der Wormser Festspiele verstärkt werden, das Laue seinen Berliner Zuhörern versuchte zu vermitteln: Vor den Aufführungen sei die Stadt „in einem merkwürdigen Festivalfieber“, stellte er fest. Das jedoch trage dazu bei, dass die Atmosphäre während der Festspiele „leicht vibriert, prickelnd und emotional wird.“ Und das steigere die Qualität der Aufführung. Kultur Vorverkauf Karten für die Nibelungen-Festspiele vom 4. bis 20. August vor dem Wormser Dom gibt es über die Hotline 01805 337171 oder über www.nibelungenfestspiele.de.

x