Frankenthal „Buckel-Party“ trotz Nutzungsverbot

Das Schild „Buckel geschlossen“ sollte Konzertbesucher am Mittwochabend vom Betreten des Gartengrundstücks am Musikantenbuckel abhalten. Doch der Strom an Freunden und Bekannten von Besitzer Hans-Dieter Reibold wollte nicht abebben. Das Konzert konnte nicht stattfinden, stattdessen gab es eine riesige Freiluftparty.

Rückblick: Unbekannte hatten dort am 30. Juli, an der Landstraße zwischen Freinsheim und Großkarlbach, Reibolds Ausschankhütte, einen Unterstand, Tisch und Bänke in Brand gesetzt. Spuren deuteten darauf hin, dass flüssiger Grillanzünder für die Brandstiftung verwendet worden war. Selbst zwei Gänse in einem Gehege wurden mit Grillanzünder bespritzt und angezündet. Beide Gänse wurden verletzt. Am Mittwoch war ein Benefizkonzert für den Wiederaufbau geplant. Die Stadt Freinsheim hatte dies aber nicht genehmigt. Die Nutzung der Fläche ist laut Bad Dürkheimer Kreisverwaltung bereits 2013 untersagt worden. „Nicht aktiv“, so Kreis-Beigeordneter Frank Rüttger (CDU), habe man den Betrieb kontrolliert. Auch drohe Winzer Hans-Dieter Reibold wohl keine Abrissverfügung für seine Bauten. Die Absage des geplanten Konzertes geschah laut des Freinsheimer Verbandsbürgermeisters Wolfgang Quante (SPD) aus Naturschutz- und Sicherheitsbedenken. Zudem handele es sich um eine illegale Anlage, für die er sich vom Kreis eine klare Position wünsche. Zwischenzeitlich habe der Kreis Reibold vorgeschlagen, zu prüfen, was er mit dem Gelände tun könne. Wenn, dann sei auf der Fläche maximal ein „unterschwelliges“ Angebot möglich, so Rüttger. Etwa Einzelveranstaltungen, für die, wie Rüttger betonte, die Verbandsgemeinde zuständig ist. Für eine mögliche Nutzung ist aber laut Kreis ein Artenschutzgutachten nötig. Reibold habe angekündigt, ein solches in Auftrag zu geben. Zu Wort gemeldet hat sich auch der Naturschutzverein BUND durch Kreissprecher Michael Rauch: „Der BUND ist nicht gegen das Benefizkonzert“, sagte er. Die Vogelschutzbedenken habe der Verein Kreis und Verbandsgemeinde schon vor längerer Zeit vorgetragen, völlig unabhängig vom Konzert. Die Brutzeit der Vögel beginnt laut Rauch bereits im März und endet erst im September. Trotz aller Bedenken strömten am Mittwochabend die Leute mit Autos, Fahrrädern oder zu Fuß zu dem Weinbergsgarten. Knapp 160 Personen waren es letztlich. Zu viele, um alle abzuweisen. Das Schild „Buckel geschlossen“ wurde zur Seite gerückt. „Wer will, darf gerne kommen, ich kann nur nichts ausschenken“, sagte der Winzer. Die Stadt Freinsheim habe, so Reibold, brütende Vögel vorgeschoben und jeglichen Ausschank wegen des Geräuschpegels untersagt. Bisher war es so gewesen, dass sich die Gäste aus einer Tiefkühltruhe mit Wein bedienten und dafür einen Obolus in eine kleine Kasse warfen. „Keiner kann mich allerdings daran hindern, dass ich Freunden und Bekannten etwas zu trinken anbiete. Nur annehmen darf ich dafür nichts“, sagte der Winzer. Bürokauffrau Nicole Ostrowska aus Birkenheide kam mit dem Taxi in den Weinberg. Im Kofferraum hatte sie eine Kiste Riesling. Oben im Weinbergsgarten wurde geteilt. Viele hatten ihr Essen dabei. Tim Beck radelte mit seiner Frau Petra aus Frankenthal nach Freinsheim. „Ich hatte beim Joggen entdeckt, dass es hier wunderschön ist. Die Brandstiftung hat uns tief getroffen“, sagte er. Hans-Dieter Reibold hatte einen metallenen Lesekorb aufgestellt. Immer wieder warfen Besucher Geld hinein – meistens Scheine. Anton Köhler vom Musikverein Bobenheim am Berg und Herbert Kröner von der Musikwerkstatt Bobenheim überreichten ein lila Kuvert mit Gutschein für den Globus-Baumarkt: „Wir wollen dazu beitragen, dass er schnell wieder eine Hütte errichten kann.“ Die Vereine hätten im Garten bereits Konzerte gegeben. „Wenn Hans-Dieter Reibold im September hier seinen 60. Geburtstag feiert, soll alles wieder schön sein“, argumentierten sie. (skö)

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