Frankenthal Auf eine Zigarette mit Alexis Korner

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Die Hände waren etwas feucht, die Stimmen waren leicht zittrig, aber der Kassettenrekorder von Schaub Lorenz funktionierte zum Glück: Zwei Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums (AEG) fassten am 13. Mai 1973 Mut und durften zum unangemeldeten Interview mit dem weltbekannten Blues-Musiker Alexis Korner hinter die Bühne des Feierabendhauses huschen. Korner, bekannt als „Vater des weißen Blues“, nahm sich vor Konzertbeginn spontan die Zeit, um mit dem Duo von der AEG-Schülerzeitung „kaktus“ ein paar Worte in locker-sympathischer Manier zu wechseln. Das eigentliche Interview fand dann nach Konzertende im Dunst so mancher Zigarette des starken Rauchers – mit entsprechend rauchiger Blues-Rock-Stimme – statt. Der gebürtige Pariser Alexis Korner, damals 45 Jahre alt, sprach gut Deutsch, denn er war unter anderem in der Schweiz aufgewachsen. Erstaunlicherweise sagte er in dem Interview, dass ihm selbst seine Stimme gar nicht gefalle. Sein Erfolg beruhe vielmehr auf seiner guten Kommunikationsfähigkeit. Und dass er als populärer Künstler in einer kleineren Stadt wie Frankenthal auftrat, begründete er so: „Wir sind nämlich der Meinung, dass Musik nicht nur für die Einwohner von Großstädten ist“. Er habe auch Einfluss auf die Eintrittspreise genommen. Doch die Frage nach seinem eigenen Verdienst pro Konzert bügelte er ab. Immerhin meinte er: „Es ist nicht so viel, wie immer gesagt wird.“ Alexis Korner, auch bekannt durch die Jazz-Rockband C.C.S. und die Cover-Version des Led-Zeppelin-Hits „Whole Lotta Love“, starb 1984 mit 55 Jahren in London. Übrigens: Die beiden Schülerzeitungsredakteure, die 1976 das Abitur machten, hatten den regulären Eintrittspreis von jeweils sieben Mark aus eigener Tasche zahlen müssen, um vom Haus der Jugend als Konzertveranstalter zu Alexis Korner vorgelassen zu werden. Während Interviewer Hermann Motsch später beruflich beim Journalismus blieb, schlug der 1956 in Laumersheim geborene Kollege Alexander Roob eine Laufbahn als Künstler ein: An der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Stuttgart lehrt er als Professor für Freie Grafik und Malerei in der Fachgruppe Kunst. Für das Feierabendhaus haben beide noch immer den Blues. (mo)

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