Frankenthal Überzeugende Premiere

Eine zukunftsweisende Premiere und ein bewusstes Anknüpfen an alte Traditionen war das erste Konzert des Streichorchesters Collegium Musicum zum Auftakt der Frankenthaler Kulturtage am Freitag in der Dreifaltigkeitskirche. Lehrkräfte der Städtischen Musikschule und herausragende Schüler haben sich zusammengetan und überzeugten bei ihrem Auftritt vollends.

Bewusst knüpfe man an die Tradition der Mannheimer Schule an, erklärte Musikschulleiter Hans-Jürgen Thoma. Diese hatte sich weltweit einen Namen als Wegbereiterin der klassischen Sinfonie gemacht und auch nach Frankenthal, der damaligen kurpfälzischen Musterfabriquenstadt des Kurfürsten Karl Theodor gewirkt. Eben in der Dreifaltigkeitskirche musizierte zur Mannheimer Zeit des aufgeklärten Fürsten ab 1773 ein besoldetes kurfürstliches Ensemble, um den Gottesdienst zu begleiten und Konzerte zu geben. 1777 führte man eine Mozart-Messe auf. Das Collegium Musicum unter der Leitung von Cami Hotea-Schulz konzentrierte sich ganz auf die vorklassische Zeit und ein Werk von Stephan Cosacchi, der das Musikleben in Frankenthal ebenfalls nachhaltig prägte. Den Auftakt machte das Collegium Musicum mit dem bedeutendsten Komponisten der Mannheimer Schule, Carl Stamitz. Seine Sinfonien und Konzerte wurden in ganz Europa gespielt, nahmen vieles von dem vorweg, was Haydn, Mozart und Beethoven dann in der klassischen Sinfonie vollendeten. Die Sinfonie G-Dur, die Nr. 1 seiner Mannheimer Sinfonien, präsentierten die Musiker mit viel Einfühlungsvermögen. Das Allegro kam als beschwingte, festlich-höfische Musik daher, abwechslungsreich und kunstvoll in schönen Wendungen entwickelt. Nach dem zarten Streicherklang des langsamen Satzes begeisterte das Presto durch fulminante Steigerungen, rasante Läufe und große Spielfreude der Musiker. Trompeter Egbert Lewark, Leiter des Blechbläser-Ensembles Splendid Brass, Musikpädagoge und Dirigent des Sinfonischen Blasorchesters der Städtischen Musikschule, war Solist bei Johann Baptist Georg Nerudas Es-Dur-Konzert für Trompete und verzauberte mit schönem Ton. Im ersten Satz des noch durch viel barockes Erbe geprägten vorklassischen Werks dominierte die triumphierende Trompete; hier ergab sich ein Spiel mit dem Echo in der Kirche. Während die Kirchenakustik dem Trompetenton Flügel verlieh, ließ sie die Konturen des Orchesterparts gelegentlich verschwimmen. Doch die Bässe hielten unverwüstlich Kurs, gaben das Gerüst, um das sich die akustischen Wellen ranken konnten. Ignaz Holzbauers Konzert für Oboe D-Moll ist ein extrem virtuoses Werk, das dem Solisten alles abverlangt. Georg Weiss meisterte die Herausforderung bravourös. In elegantem Klang brillierte er mit großer Kunstfertigkeit und konnte, anders als die dominante Trompete, mit dem Orchester eine vollkommen ausgewogene Symbiose eingehen. Atemberaubende Passagen, kunstvolle Triller und halsbrecherische Sequenzen schlugen das Publikum in Bann und ließen befürchten, dem Künstler müsse irgendwann die Luft ausgehen. Weiss entlockte seinem Instrument eine Fülle von Klangfarben und erntete wie auch Lewark begeisterten Applaus. Mit dem Scherzando aus Stephan Cosacchis Symphonietta für Streicher kehrte das Collegium Musicum zur Gegenwart zurück. Cosacchi schöpft aus der ungarischen Musik wie auch der modernen Tonsprache des 20. Jahrhunderts. Ausdrucksstark, temperamentvoll und energiegeladen wie das Werk war auch die Interpretation durch das überzeugende Frankenthaler Streichorchester. Mit ihrer Zugabe steigerten die Musiker den Appetit auf weitere Konzerte. Der vierte Satz aus der Tafelmusik in D-Dur von Georg Philipp Telemann gab beiden Solisten ein Forum. Lewark spielte nun die Piccolotrompete, und das barocke Werk erklang in seiner klaren und anmutigen Struktur, festlich und erhaben.

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