Rhein-Pfalz Kreis „Langfristig kalkulieren“

Winfried Walther tritt für ein akzeptables Mietpreismiteinander ein.
Winfried Walther tritt für ein akzeptables Mietpreismiteinander ein.

«Neustadt.»In der Neustadter Innenstadt drohen weitere Leerstände. Die Textilketten AWG-Mode und Tally Weijl schließen, ob H&M seinen Mietvertrag verlängert, ist offen. Winfried Walther, Vorsitzender des Gewerbevereins Willkomm, appelliert im Interview an Vermieter, langfristig zu kalkulieren.

Herr Walther, muss sich die Einkaufsstadt Neustadt Sorgen machen?

Wenn die Gerüchteküche brodelt, ist das nie gut. Gerüchte über Schließungen verunsichern Mitarbeiter und Kunden. Neustadt ist ein attraktiver Standort – mit Möglichkeiten zur Optimierung. Aber ist ein gewisser Wandel im Geschäftsleben nicht normal? Natürlich, zumal es für eine Geschäftsaufgabe unterschiedliche Gründe geben kann. Aber jede Schließung ist potenziell gefährlich für die Attraktivität der Stadt. Bei den Bekleidungsgeschäften haben wir zum Glück viele gute inhabergeführte Geschäfte und ein attraktives Angebot, auch weil die Betreiber in den vergangenen Jahren in den Standort investiert haben. Wie kann die Stadt gegen die Leerstände ankämpfen? Immobilienbesitzer und mögliche Mieter zusammen bringen – das ist ein erster Schritt. Und der zweite Schritt? Konzernstrategische Entscheidungen, die Konkurrenz des Onlinehandels und Nachfolgeregelungen können wir nicht direkt beeinflussen, andere Herausforderungen wie die Erreichbarkeit, die Parksituation und Baustellen aber sehr wohl. Keinen Einfluss hat die Stadt auf die Mieterauswahl der Immobilieneigentümer. Ist das ein Problem? Das kann zum Problem werden. Wir appellieren an die Eigentümer, bei der Auswahl der Mieter und der Gestaltung der Mietkonditionen an die Qualität der Produkte und Leistungen zu denken und damit an die langfristige Zukunft der eigenen Immobilie. Wer Vermögen in Form einer Immobilie an exponierter Stelle hat, der hat eine gesellschaftliche Verantwortung, diese Immobilie Menschen zur Verfügung zu stellen, die sich den Weg in die Selbstständigkeit trauen und Leben in die Innenstadt bringen. Es gibt einige gute Beispiele, dass sich kleine Geschäfte und Gastronomen mit dem Vermieter auf ein akzeptables Mietpreismiteinander geeinigt haben. Zu Ihren Mitgliedern gehören auch Immobilieneigentümer. Was für einen Beitrag kann der Verein leisten? Unseren Mitgliedern ist bewusst, dass es sich für die Zukunft von Neustadt lohnt, zu überlegen, wie wir uns in fünf oder zehn Jahren präsentieren wollen. Diesen Vermietern ist klar, dass es besser ist, nicht auf dem Mietpreismaximum einer Großstadt zu bestehen oder eine umsatzabhängige Miete zu vereinbaren, anstatt große Billigketten oder sogar Leerstand zu bevorzugen. | Interview: Wolfgang Kreilinger

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