Rhein-Pfalz Kreis Fall Pozywio sorgt für Emotionen

«DIRMSTEIN/FRANKENTHAL.» Die Spendenaktion für Fabian Pozywio läuft auf Hochtouren, als vor dem Amtsgericht Frankenthal der Prozess gegen seinen mutmaßlichen Angreifer Anfang Mai beginnt und Mitte August mit einem Schuldspruch endet.

Dem jungen Handballer Fabian Pozywio aus Dirmstein wurde im Sommer 2015 auf einer Party eine Flasche auf den Kopf geschlagen. Er fiel ins Koma und kämpft sich jetzt – schwer behindert – den Weg zurück in ein halbwegs normales Leben. Der Fall sorgt vor allem wegen der professionell angelegten Spendenaktion mit sportlicher Prominenz für einiges Aufsehen, deshalb ist der Gerichtssaal an jedem Verhandlungstag gut gefüllt. Familie, Freunde und Bekannte wollen den jungen Mann, der als Nebenkläger auftritt, mit ihrer Anwesenheit emotional unterstützen. Und sie jubeln, als der fast Gleichaltrige, den sie für den Bierflaschen-Schläger halten, zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt wird. Er soll aus Eifersucht zugeschlagen haben, weil der Dirmsteiner an dem Partyabend mit seiner Ex-Freundin zusammen war. Nicht jeder, der den Prozess verfolgt, ist von der Schuld des jungen Mannes überzeugt. Denn im Laufe der Verhandlung treten viele Zeugen auf, die sich widersprechen oder vor dem Richter etwas anderes aussagen als kurz nach dem Vorfall 2015 bei der Polizei. Etliche sagen, sie könnten sich nicht mehr richtig erinnern, andere wissen dies und das nur vom Hörensagen oder aus den Akten des Nebenklägers. Am Ende entscheidet der Richter gegen den Angeklagten, der immer noch seine Unschuld behauptet, sich aber kein einziges Mal selbst, sondern nur über seine beiden Anwälte äußert. Nach dem Urteil, gegen das die Verteidiger umgehend Berufung einlegen, erscheint auf Facebook eine Initiative zur Unterstützung des 23-Jährigen mit türkischen Wurzeln. In dem sozialen Netzwerk werden Solidaritätsbekundungen, aber auch Vorwürfe an die deutsche Justiz hinterlassen. Der Verurteilte selbst begibt sich auf einen Protestmarsch nach Potsdam. Wann der Berufungsprozess im kommenden Jahr beginnt, steht noch nicht fest. Ins Gefängnis muss der junge Mann vorerst nicht. Nach Angaben der Mannheimer Verteidiger studiert ihr Mandant im Moment im europäischen Ausland.

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