Donnersbergkreis Zwischen Büchern und Fußball

Wahrscheinlich hätte sich Sepp Herberger in der Mannheimer Universitätsbibliothek wohl gefühlt.
Wahrscheinlich hätte sich Sepp Herberger in der Mannheimer Universitätsbibliothek wohl gefühlt.

Einer unbekannten Seite der aus Mannheim stammenden Trainerlegende Sepp Herberger widmet sich eine Wanderausstellung des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund, die bis 31. Juli in den Räumen der Mannheimer Universitätsbibliothek in A 3 zu sehen ist. Die Ausstellung „Herbergers Welt der Bücher“ erzählt davon, welchen Einfluss seine Lektüre auf seine Idee vom Fußball hatte.

Dass der in einfachen Verhältnissen im Arbeiterstadtteil Waldhof aufgewachsene „große Sohn Mannheims“ (Oberbürgermeister Peter Kurz) ein Freund des gedruckten Wortes gewesen ist – diese Facette der Trainerlegende Sepp Herberger dürfte bisher kaum bekannt gewesen sein. Ans Licht gebracht hat sie der Literaturwissenschaftler Manuel Neukirchner. Als einstiger Geschäftsführer der DFB-Stiftung Sepp Herberger mit dem Nachlass des „ewigen Trainers“ betraut, war er auf die Idee gekommen, dessen Bibliothek zu sichten. „Er hat die Bücher nicht nur besessen, sondern viele von ihnen durchgearbeitet und mit Randnotizen versehen. Das Wort hat er als wichtiges Werkzeug gesehen.“ Verwirklicht hat Neukirchner die (aus Platzgründen nur teilweise gezeigte) Ausstellung und ein Begleitbuch in seiner neuen Funktion als Gründungsdirektor des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund. Das Interesse am Trainer und Menschen Sepp Herberger, der im vergangenen Jahr 120 Jahre alt geworden wäre, scheint ungebrochen. Die Besucher der Ausstellungseröffnung konnten Herbergers Schreibmaschine bewundern und so manchen Brief, den er darauf verfasst hat. An seine Spieler, denen er in deutlichen Worten Verhaltensregeln vermittelt, an Adi Dassler, den er bittet, Gefängnisinsassen mit Fußbällen und Sportkleidung auszustatten. Und an sein Idol Gottfried Fuchs, einem Nationalspieler jüdischer Herkunft, der in der NS-Zeit nach Kanada emigrieren musste. „Sepp Herberger war ein unpolitischer Mensch“, sagte Neukirchner. Er sei zwar Parteimitglied und Reichstrainer gewesen, habe aber nie etwas anderes als den Fußball im Sinn gehabt. Unter diesem Gesichtspunkt beschäftigte sich der Weltmeistertrainer – dessen „Wunder von Bern“ von 1954 von Historikern als ein Gründungsdatum der Bundesrepublik Deutschland angesehen wird – auch mit Büchern. Er arbeitete sie im Blick auf Erkenntnisse durch, die er sich für seine Fußballstrategie zunutze machen konnte. Er las wohl kaum Romane, sondern viel Populärwissenschaftliches, vor allem die Bücher des Motivationsgurus Dale Carnegie („Sorge dich nicht, lebe“, „Wie man Freunde gewinnt“). Wie Neukirchner berichtete, finden sich in manchen Büchern auch Hinweise auf Schiller oder Goethe. Viele der Weisheiten, die einem beim Namen Sepp Herberger in den Sinn kommen, haben ihre Wurzeln in dem, was er gelesen hat. Er formulierte sie für den Fußball, aber gültig sind sie für das ganze Leben: Das nächste Spiel ist immer das schwerste. Angriff ist die beste Verteidigung. termin „Herbergers Welt der Bücher“ ist bis 31. Juli im Gebäude A 3 der Mannheimer Universitätsbibliothek zu sehen. Die Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 8 bis 23 Uhr, sowie Samstag und Sonntag, 10 bis 23 Uhr.

Als Trainer für Wunder zuständig: Sepp Herberger.
Als Trainer für Wunder zuständig: Sepp Herberger.
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