Donnersbergkreis Zeugen pfälzischer Geschichte

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ALSENZ. Im Sommer 2015, anlässlich der Jubiläumsfestlichkeiten „30 Jahre Historischer Verein der Nordpfalz Alsenz, 20 Jahre Pfälzisches Steinhauermuseum, zehn Jahre Deutscher Sandsteinpark und zehn Jahre Erinnerungsstätte ,Bawettche’ am Bahnhof Alsenz“ konnte in einer der beiden Grünanlagen vor dem Pfälzischen Steinhauermuseum am Marktplatz der zehnte Gemarkungsstein im Grenz- und Gemarkungssteinpark Alsenz versetzt werden. Vor einigen Jahren fanden bereits die ersten Steine hier einen würdigen Platz.

Die ältesten datierten und signierten Grenzsteine entstanden 1710, während der jüngste in das späte 20. Jahrhundert eingeordnet werden kann. Alle sind aus einheimischem Sandstein gearbeitet. Einige der Gemarkungssteine sind mit eingehauenen Großbuchstaben versehen wie A für Alsenz oder O für Oberndorf, die jeweils das zu begrenzende gemeindeeigene Gebiet anzeigen. Andere tragen wiederum Erkennungsbuchstaben und die Jahreszahl ihrer Entstehungszeit. Teilweise sind die Gemarkungssteine mit Nummern versehen, wie etwa 154 KW, zu deuten in: Nr. 154 Königlicher Wald. Manche tragen nur die Jahreszahl für die Zeit, in der sie versetzt wurden, wie in der Grünanlage II, 1843. Damals gehörte die Pfalz zum Königreich Bayern. Der jüngste datierte Stein ist mit der Jahreszahl 1897 gekennzeichnet. Einige der mit Großbuchstaben und Jahreszahlen versehenen Grenzsteine dokumentieren anschaulich den Besitzstand von zwei Gemeinden. So etwa liest man auf der einen Seite A 1710, was Alsenz 1710 bedeutet, und umseitig NM 1710, dies steht für Niedermoschel. Alsenz unterstand damals der Wild- und Rheingrafschaft und dem Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Niedermoschel war indessen pfalz-zweibrückisch. Aus dem 18. Jahrhundert haben sich fünf Steine erhalten. Zwei von 1710, welche auf Alsenz und Niedermoschel verweisen, zudem ein beschädigter abgebrochener Gemarkungsstein von 1752, bezeichnet VW N 40 und umseitig mit KW No 63 beschriftet. Ein weiterer ist auf das Jahr 1757 datiert und trägt die großen Buchstaben VW, was auf Herrschaftswald Bezug nehmen dürfte. In der Mitte des 18. Jahrhunderts gab es einige markante Gebietsveränderungen im Alsenzer Bereich und der Umgebung. 1755 traten die Wild- und Rheingrafen ihren Ein-Drittel-Anteil an Alsenz ab an die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken, welche bereits Zwei Drittel im Besitz hatten. Zu dem wild- und rheingräflichen Amt Alsenz gehörten die Dörfer Hochstätten, Winterborn und Niederhausen. Pfalz-Zweibrücken vertauschte gegen andere Gebiete das nun ihnen ganz gehörende Alsenz an das Fürstentum Nassau-Weilburg. Das neue fürstlich nassau-weilburgische Amt umfasste nun den Verwaltungssitz Alsenz und die Dörfer Winterborn, Niederhausen, wozu noch der Fallbrückerhof bei Winterborn dazu kam. Der Fallbrückerhof umfasste Liegenschaften, die ursprünglich zu dem dort ansässigen kleinen Kloster Fallbrücken gehörten, das in der Zeit der Reformation säkularisiert wurde. Hochstätten gelangte an Pfalz-Zweibrücken. Hervorzuheben ist ein etwas kleineres, mit Wappen geschmücktes Sandsteinmal, welches mit den pfalz-zweibrückischen Wecken, Rauten, ausgestattet ist. Der jüngste undatierte Grenzstein trägt die Großbuchstaben A und O. Es ist ein ehemaliger runder, kräftiger Pollerstein, der Ende der 1990er Jahre an der Grenze Alsenz/Oberndorf versetzt werden sollte, wozu es aber nicht kam. Die Grenz- und Gemarkungssteine gingen durch Flurbereinigungen in den Besitz der Gemeinde Alsenz über. Sie wurden vorsorglich durch einen Alsenzer Landwirt aufbewahrt, bevor sie eine Bleibe fanden als historische Feldzeichen im Alsenzer Grenz- und Gemarkungssteinpark, passend vor dem Pfälzischen Steinhauermuseum. Die Aufstellung in dieser Form und dem repräsentativen Umfang dürfte für die Nordpfalz einmalig sein. Die alt eingravierten Buchstaben und Zahlen wurden behutsam in brauner Farbe gefasst, um sie besser lesbar zu machen. Zudem ist eine Dokumentation erstellt worden. Vielleicht gesellen sich in kommenden Zeiten noch einige weitere dieser geschichtsträchtigen Steindenkmäler aus unserer Landschaft hinzu.

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