Donnersbergkreis „Wir ziehen Exoten an“

Ist auch immer mehr als Produzent für so manch exotisches Bier gefragt: die Winnweilerer Privatbrauerei Bischoff.
Ist auch immer mehr als Produzent für so manch exotisches Bier gefragt: die Winnweilerer Privatbrauerei Bischoff.

Eigentlich ist es sogar ein Stück weit verwunderlich, dass die Brauerei die produzierte Menge an Hektolitern von 119.500 im Jahr 2017 auf 119.757 in 2018 noch einmal steigern konnte. Denn schließlich war da im vergangenen Jahr der heiße Sommer. „Der war nicht bierförderlich. Es war einfach zu heiß“, sagt Geschäftsführer Sven Bischoff. Doch da gibt es mittlerweile eine Sparte bei der Privatbrauerei, mit deren Hilfe sich so etwas auffangen lässt: das Auslandsgeschäft. „Hier sind wir mittlerweile breit aufgestellt“, berichtet Vertriebsleiter Marc Osterholzer. Neue Linie für das Ausland? Zwei Länder stechen laut Osterholzer derzeit heraus: Italien und Frankreich. So konnte die Brauerei in Italien eine Gruppe mit 90 Verlegern gewinnen. „Da sind wir auf einem guten Weg“, erzählt der Vertriebsleiter. Und auch nach Frankreich wird immer mehr Bier aus Winnweiler geliefert. In beide Länder als das hier bekannte Bischoff-Bier. Vermutlich wird das aber nicht so bleiben, sagt der Geschäftsführer. „Wir sind dabei, für diese Länder eine eigene regionale Marke zu entwickeln.“ Das vor allen Dingen deswegen, weil gerade große Kunden Exklusivität fordern, wie der Vertriebsleiter sagt. Durch die neu hinzugewonnen Kunden war im Frühjahr auch zeitweise mächtig was in der Produktion los. „Im Prinzip hatten wir da von der Hand in den Mund produziert“, so Osterholzer. Und weil die Nachfrage nach Fassbier sowohl im Inland als auch im Ausland stark gestiegen sei, wurden 4500 neue 30-Liter-Fässer angeschafft. Eine Investition von 200.000 Euro. Dazu habe auch das gute Wetter beigetragen. „Ich glaube aber auch, dass sich die Marke Bischoff stabilisiert“, sagt der Geschäftsführer. Für ihn erfreulich: „Die Gastronomen vertrauen wieder lokalen Marken. Und auch Kunden, die auf Qualität und Regionalität Wert legen, gehen wieder zu Bischoff zurück.“ Dennoch, sagt Osterholzer, gehöre zu all dem auch ein bisschen Glück: Eben, dass es gelingt, eine Vertriebskette in Ländern wie Italien, Frankreich oder auch China aufzubauen. Oder Personen zu finden, die dort auf Provisionsbasis für das Winnweilerer Unternehmen arbeiten. „Wir sind hier eine kleine Truppe. Jeder macht alles“, berichtet der Vertriebsleiter. 34 Mitarbeiter und vier Auszubildende sind derzeit in der Nordpfälzer Privatbrauerei beschäftigt. Noch relativ neu dabei ist seit Anfang des Jahres Thomas Barsuhn. Der Braumeister war zuvor in einer fränkischen Brauerei tätig. „Wir sind sehr froh, dass er sich für uns entschieden hat. Ich glaube, dass er uns ein Stück weiterbringt“, sagt Bischoff. Noch bis zum Jahr 2023 läuft die Kooperation mit der Karlsberg-Brauerei. Für diese produziert Bischoff vor allen Dingen noch das Fünf-Liter-Dosenprogramm und teilweise werden Flaschen für das Ausland abgefüllt. Allerdings wird kein Weizenbier mehr für Karlsberg produziert. Das habe man im vergangenen Jahr zwar einerseits gespürt, andererseits aber relativ gut durch Neukunden auffangen können, so Osterholzer. Spezialbier für Südkorea Spannend ist für den Vertriebsleiter wie auch den Geschäftsführer ein Projekt, das derzeit zusammen mit Karlsberg für eine große südkoreanische Brauerei läuft: Für diese wird ein Witbier hergestellt. Dabei handelt es sich um eine obergärige belgische Bierspezialität, in der unter anderem auch Orangenschalen und Koriander drin sind. 5000 Hektoliter sollen hier pro Jahr produziert werden. Zudem läuft ein Projekt weiter, das zu einer Erfolgsgeschichte geworden ist: „Joy Bräu“. Hier dreht es sich um eine Zusammenarbeit mit Tristan Brümmer und Erik Dimter, zwei Hamburger Studenten. Diese haben zusammen mit der Technischen Universität Berlin das weltweit erste alkoholfreie Proteinbier entwickelt. Produziert wird es in Winnweiler. „Sie sind damit in 14 Ländern vertreten“, sagt Bischoff. „Die Zusammenarbeit ist für beide Seiten ein Gewinn.“ Mittlerweile gibt es mit Grapefruit auch noch eine zweite Sorte. „Wir sind offen für Ideen, ziehen solche Exoten an“, sagt der Geschäftsführer. Die Folge: Die Palette ist breit, die mittlerweile in Winnweiler hergestellt wird. „Wir nutzen unsere Braukompetenz und können so interessante Geschichten machen“, erzählt Bischoff. Dazu gehören aber auch weiterhin die vier eigenen Craftbiere, handwerklich gebraute Biere. Für Bischoff eine Imagegeschichte. „Das Problem ist, sie in die Märkte zu bringen“, berichtet der Brauerei-Chef. In den Edeka-Märkten sei dies gelungen. „Da laufen sie gut.“ Insgesamt sagt Osterholzer aber: „Vom Volumen haben die Craft-Biere bei uns einen geringen Anteil.“ Unter www.bischoff-craft.de gibt es ganz neu für diese Biere einen Online-Shop. Dafür wird das Bier nach Saarbrücken geliefert, dort von einem Dienstleister verpackt und verschickt. Denn gerade Fans von Craft-Bieren bestellen diese im Netz, wie Osterholzer beobachtet hat. Und solche Biere seien oftmals auch ein Türöffner für neue Kunden im Ausland. Sie haben also durchaus auch ihren Anteil am Gewinn. Der lag 2018 bei 448.000 Euro. Im Jahr zuvor waren es 814.000. Der war vor allen Dingen deswegen so hoch, weil ein Hotel in Meisenheim verkauft wurde.

x