Donnersbergkreis Wege über Brücken

Kroatische Besucherinnen in der Pachen-Ausstellung.
Kroatische Besucherinnen in der Pachen-Ausstellung.

«ROCKENHAUSEN.» Trachtentänze zu Volksmusik auf dem Marktplatz Rockenhausen und eine Ausstellungseröffnung im Museum Pachen brachten am Freitag eine reizvolle kulturelle Begegnung mit einer Delegation aus der kroatischen Partnerstadt Krk. Genauer gesagt ist dies eine Inselstadt in der nördlichen Adria, die durch eine Brücke mit dem Festland verbunden ist.

Diese geografische Besonderheit – Eigenständigkeit und doch Anbindung – sollte auch wie ein roter Faden die kulturelle Botschaft bei der Präsentation von Musik, Tanz und Bildender Kunst prägen. Auf dem Marktplatz zeigten vier Paare in heimatlicher Tracht mit aufwendigen Blumenstickereien und dominierenden Schwarz-weiß-Tönen Paar-, Gruppen- und Formationstänze. Dazu mit lauten Rufen sich gegenseitig anfeuernd und angetrieben von zwei Musikanten auf einer Art Natur-Oboe; diese erinnert an die hierzulande in Alter Musik – etwa bei Bach-Oratorien – zu hörenden Barockoboen. Vornehmlich in der hohen Lage und sich gegenseitig imitierend oder unisono stimmten die Musiker die stetig wiederkehrenden melodischen Floskeln an. Diese griffen die Paare in Schreit- und Springtänzen – je nach melodischem Duktus – auf und drückten deren Gehalt auch szenisch, gestisch und choreographisch aus. Es wirkte wie eine Synthese aus Volkstanz und modernem Tanztheater, nie stereotyp, sondern einfallsreich in den Figuren. Diese ließen in der exakten Koordination der Bewegungsabläufe hohe Schule und ausgebildete Körpersprache erkennen. Da waren beispielsweise zu den Grundmustern auch mal kompliziertere Zwischenschritte erkennbar, die aber synchron erfolgten. Vor allem beim schnellen Dreher zeigten die Paare eine perfektionierte Körperbeherrschung. Dabei bildeten sie auch Figuren und ließen bei gesungenen, unbegleiteten A-cappella-Gesängen im Volkston durch gute Stimmbildung aufhorchen. Die Brücke ist nicht nur in Krk ein Symbol für Austausch, diese folkloristische Musik- und Tanztradition schlug auch danach im Museum Pachen die verbindende interdisziplinäre Brücke zu der Ausstellungseröffnung. Stadtbürgermeister Karl-Heinz Seebald skizzierte den bisherigen regen kulturellen Austausch und führte in das Leitthema der Ausstellung ein: „Die Bewahrung des Erbes“ regte kroatische Künstler wie Sabina Barbis und Mario Depicolzuane, Zeljko Skomersic, Sasa Loncaric und Igor Grzetic an, und ihre individuelle thematische Auseinandersetzung ist bis zum 8. Juni in dieser Sonderausstellung zu sehen: Dienstag bis Sonntag zwischen 14.30 und 17.30 Uhr. Die Ausstellung machte aufgrund der gezeigten Exponate deutlich, dass die Insel Tradition mehr als das Festland bewahrt, gleichzeitig aber in Innovation und Progression auch den künstlerischen Austausch sucht und sozusagen zu neuen Ufern aufbricht. In vier Arbeitsgruppen setzten sich die Künstler mit dieser Schnittstelle zwischen Tradition und Moderne auseinander: Sabina Barbis und Mario Depicolzuane in ihrem als Designprogramm bezeichneten Projekt mit „Goldenen und Silbernen Punkten“: Inselmotive werden hier kreativ mit diesen Punkten grafisch überarbeitet. Gleichzeitig weisen diese Punkte auf Noten traditioneller folkloristischer Musik hin. Also wieder eine Brücke zwischen Rück- und Ausblick und zwischen Kunstarten. Auf den ersten Blick sind die Schiffsmodelle als zweites Arbeitsfeld von Modellbauer Zeljko Skomersic maßstabgetreue detaillierte Nachbauten von historischen Schiffen wie die Großseglertypen (Windjammer) in Museumshäfen. Gefertigt aus Messing, Holz und Baumwolle sind sie aber in ihrer Präzision beispielhaft für modernes Know How in dieser Miniaturwerft des Künstlers. Sasa Loncaric malte maritime Motive dazu mit Weinfarbe und dies in teilweise fotografisch und täuschend echt wirkender Spiegelung von Wasserflächen vor dem Inselpanorama. Das Bild „Kleine Tür“ eröffnet Horizonte, gibt den Blick aus einem pittoresken Innenhof des Vordergrunds frei auf den Hafen und Silhouette der Insel mit Himmel. Wenn man so will ein 3-D-Motiv in genialer künstlerischer Ausprägung. Igor Grzetic hat mit seinem Projekt „Neuer Rorschach“ ein sehr schwer fassliches, neues Gebiet der Bildenden Kunst aufgegriffen: Das interdisziplinäre Auseinandersetzen mit tiefenpsychologischen Erkenntnissen und Assoziationsmustern und Erlebniswelten führt zu computergraphischen Annäherungen: Etwa bei „(Porno)graphie 5“, wenn der Blick auf ästhetische Körperpartien fällt, die dann aber im Bild der gleichen Reihe Nr. 8 aufgelöst werden. In „Medialogy“ überlagern sich collagenhaft verschiedene Körperkonturen, lösen sich auf und fließen wieder raffiniert zusammen. Da ist des Entdeckens und Suchens kein Ende.

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