Donnersbergkreis Was mal wieder gesagt werden muss!

Mit Spaß dabei und kein bisschen leise: die Akteure des Ensembles Blaues Haus bei ihrem Jubiläumsauftritt.
Mit Spaß dabei und kein bisschen leise: die Akteure des Ensembles Blaues Haus bei ihrem Jubiläumsauftritt.

«WEIERHOF.» Mit der fulminanten Revue „Es ist an der Zeit – 20 Jahre Blaues Haus“ feierte das Hausensemble am Samstagabend vor vollem Saal sein Jubiläum. Beim Start 1998 war man auf der Kleinkunstbühne angetreten mit dem Ziel, zu singen, zu schauspielern, Spaß zu haben, aber auch zeitkritisch zu sein und die Welt ein bisschen zu verbessern. Von den Gründungsmitgliedern sind einige „Urgesteine“ noch dabei: Valery Rüb am Klavier, Ruth Leyendecker und Jürgen Mangold auf der Bühne sowie Jolanthe Seidel-Zimmermann, die Seele des Ganzen, die in diesen 20 Jahren bei allen Auftritten des eigenen Ensembles Regie geführt hat.

In ihrer Begrüßung ging Ruth Leyendecker, Vorsitzende des Vereins „Theater Blaues Haus“, kurz auf die Höhen und Tiefen der Kleinkunstbühne in den vergangenen 20 Jahren ein. Die Vorbesitzer des Hauses waren Amerikaner, die es als Casino und Kino nutzten und auf der Bühne einen „potthässlichen“ braunen Vorhang hinterließen. Leyendecker: „Jolanthe hat stets versucht, diese ’kackbraune’ Farbe durch diverse Schmuckelemente wenigsten etwas abzumildern.“ Als dann 2006 – auch mit Unterstützung der Sparkasse Donnersberg – ein neuer, schöner, dunkelblauer Vorhang, der immer noch da ist, seinen Einzug ins Theater hielt, war dies eine besonderes Ereignis. Das Theater hat sich seit der Gründung immer weiter entwickelt, es werden mittlerweile alle Formen der Kleinkunst angeboten. Im Schnitt gibt es etwa 30 Veranstaltungen pro Jahr, wobei auch Kooperationspartner mit an Bord sind. Hier wurde vor allem der Verein „neuer Landweg“ aus Eisenberg hervorgehoben. Das eigene Ensemble – laut Leyendecker ein „Alleinstellungsmerkmal“ in der Region – hat bisher 17 Produktionen auf die Bühne gebracht. Zu dem Ensemble gehört auch die sogenannte „BH-Band“, mit Ulrich Birk (Gitarre), Gen-nadi Sidel (Saxofon und Klarinette) sowie Valery Rüb (Flügel und Akkordeon) besetzt war. Einer der Gründerväter war der damalige Landrat Winfried Werner, der in seinem Grußwort daran erinnerte, dass nach dem Abzug der Amerikaner die Sparkasse Donnersberg mutig und schnell die frühere „Housing Area“ in den „Wohnpark Weierhof“ umwandelte. Werner setzte sich dafür ein, dass die Sparkasse das leerstehende Casinogebäude renovieren und kleinkunstbühnentauglich umbauen ließ. Damit bekam die bereits seit zehn Jahren bestehende Musical-Gruppe der Kreismusikschule unter Leitung von Seidel-Zimmermann ein eigenes Domizil, das nach Werners Überzeugung auch heute noch eine gute Zukunft vor sich hat. Ein weiteres Grußwort kam von Matthias Roth, Mitglied des Sparkassenvorstandes, der für den neu gestalteten Parkplatz ein nicht zu übersehendes P-Schild als Geschenk überreichte. In der Programmankündigung für die Jubiläums-Revue war zu lesen, dass das Ensemble in seinen Noten gekramt und einiges ans Licht geholt habe, was „gegen den Stachel löckt“, Finger in Wunden legt oder einfach mal wieder gesagt werden musste. Die Veranstaltung bestand aus zwei Teilen, wobei eine Tafel am Bühnenrand auf die jeweiligen Schwerpunkte hinwies. Für den ersten Teil war zu lesen: „Heute im Angebot: Antisemitismus, Rassismus, Rente und Freiheit“. Dazu passend wurden vornehmlich Lieder von Friedrich Holländer – Beispiel: „An allem sind die Juden schuld“ (Marion Laubersheimer mit toller Stimme) – sowie von Georg Kreisler, wie zum Beispiel: „Schlag sie tot“ und „Meine Freiheit, Deine Freiheit“ zu Gehör gebracht. Im wesentlichen waren stets alle Protagonisten auf der Bühne; einige Stücke waren als Chorgesang angelegt, aber es gab auch eindrucksvolle Solodarbietungen wie „Malocher Blues“ (Jürgen Mangold) und „Frau Schmidt“ (Ruth Leyendecker). Ein weiteres Stück von Kreisler, „Der General“, in dem der General aber nicht gut wegkommt, wurde überzeugend von Rolf Rinnert interpretiert. Im zweiten Teil waren mehr lebensfrohe und humorvolle Stücke zu hören. Darauf wies schon das Bühnenbild mit Glühweinstand hin; außerdem war nun auf dem Angebotsschild zu lesen: „Musik, Gesundheit, Glühwein und Liebe“. Schon der Auftakt, das Kultlied von Reinhard Mey: „Ein Stück Musik von Hand gemacht“, überzeugend von Jürgen Mangold mit Chorunterstützung vorgetragen, schlug das Auditorium in seinen Bann. Zum Thema Gesundheit steuerte Eva Mittrücker-Suchomelli das humorvolle „Hier und da ein Zipperlein“ bei. Sie schlägt die Diät- und Bewegungsvorschriften ihres Arztes in den Wind, sie sind unnötig, denn „Mir geht’s gut!“. Mit eindrucksvoller Stimme intonierte Janine Werner den „Krankenkassenpatient“, ein ziemlich schräges sarkastisches Lied des Österreichers Hermann Leopoldi, mit k.u.k.-Marschmusik und Walzerklängen unterlegt. Mit einem Instrumentalstück, bestehend aus traditionellen Variationen, glänzten Gennadi Sidel mit Saxofon und Valery Rüb am Flügel, die sich dabei virtuos steigerten. Reinhold Krämer, der bereits im ersten Teil mit dem Lied „Helden“ nach David Bowie zu überzeugen wusste, interpretierte das zum Nachdenken anregende Lied „Der blaue Globus“ von Nanette Scriba. Gegen Ende war dann auch noch Platz für die Liebe, dafür sorgten zwei Chansons des Belgiers Jacques Brel: „Marieke“, schön gesungen von Hans Reinhardt, sowie das Schlusslied „Wenn uns nur die Liebe bleibt“, dargeboten von Bernhard Lenhard und Jürgen Mangold. Lang anhaltender Applaus bewirkte noch eine Zugabe: Das Lied „Ich habe einen Weihnachtsmann erschossen“ wurde von Eva Mittrücker-Suchomelli mit einer gehörigen Prise Humor auf die Bühne gebracht. Die makabren Fakten: Sie hatte damit ihren jeweiligen Papa umgebracht, und da die Leichen mit Hilfe ihrer Mutter im Goldfischteich, später im Baggersee, entsorgt wurden, gab es dort allmählich Platzprobleme. Schuld an allem hatten aber die Eltern, die sie in der Vorweihnachtszeit mit der Vorstellung vom „bösen“ Weihnachtsmann gepeinigt hatten. Fazit: Ein äußerst unterhaltsamer Abend mit einer hochkarätigen Veranstaltung, die dem Anlass des 20-jährigen Bestehens auf der ganzen Linie gerecht wurde.

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