Kirchheimbolanden Was es bei den Friedenstagen zu hören und zu sehen gibt
Der Wunsch nach einer stärker werteorientierten Außenpolitik und eine angewandte Friedenspädagogik an den Schulen sind nur zwei der Themen der diesjährigen Kirchheimbolander Friedenstage. In ihrer 49. Auflage wird die Veranstaltungsreihe aber auch erneut von den aktuellen Entwicklungen der internationalen Kriegs- und Konfliktregionen überschattet.
„Was wir wirklich brauchen, ist eine Friedenswende“, steht für Norbert Willenbacher fest. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und der erneut eskalierenden Gewalt in Gaza vertritt er die Botschaft der Friedenstage umso nachdrücklicher. Es sei „geboten, eine Friedenswende zu schaffen, die sowohl Herstellung als auch Verbreitung von Waffen grundsätzlich ächtet und Fluchtursachen eliminiert“, schreibt er in seinem Vorwort im Programm der Veranstaltungsreihe.
Umgang mit Krisenherden
Was ihn als Sprecher des Arbeitskreises Friedenstage in besonderem Maße umtreibe, sei die einheitliche Antwort der Politik im Umgang mit den aktuellen Krisenherden: „Egal, ob in der Ukraine oder in Gaza: Es heißt, wir sind angegriffen worden und das kann nur militärisch gelöst werden“, sagt Willenbacher. Er glaube indes nicht, dass die Wahrnehmung in der Bevölkerung an dieser Stelle gleichermaßen einheitlich sei. „Es gibt auch viele, die anders denken.“
Ein erster Programmpunkt der Friedenstage hat bereits mit der Ebertsheimer Bildungsinitiative (EBI) in Kooperation mit der Georg-von-Neumayer-Schule in Kirchheimbolanden stattgefunden. Die Initiative habe ein umweltpädagogisches Konzept für die Mittelstufe entwickelt. Damit habe man die Themen Natur- und Friedenspädagogik verknüpfen können, so Willenbacher. Die EBI sei zudem auch als regional aktive Preisträgerin für den Friedenspreis ausgewählt worden. Er freue sich auch über das rege Interesse an einer Klassenfahrt nach Verdun, die ebenfalls im Rahmen der Friedenstage stattfindet. „Die Realschule hat hierfür einen Doppelstock-Bus mit 80 Plätzen vorgesehen. Die sind alle belegt“, sagt Willenbacher. Die junge Generation für den Friedensgedanken zu begeistern, sei ihm wichtig, betont er.
Friedenspreis geht an „Medico International“
Unterstützung erfährt man auch in diesem Jahr wieder von kultureller Seite. So finden erneut verschiedene Veranstaltungen im Theater Blaues Haus auf dem Weierhof statt. Die Einnahmen fließen als Spende in den Topf des Friedenspreises, der am 9. Dezember in der Stadthalle vergeben wird. In diesem Jahr geht er an die Hilfs- und Menschenrechtsorganisation „Medico International“. Bei der Entscheidung für den Preisträger habe man nicht nur dessen Einsatz zur Nothilfe vor Ort würdigen wollen, erläutert Willenbacher. „Wir schauen auch immer nach Organisationen, die vor Ort die strukturelle Situation und die Verhältnisse, die zur Not führen, im Blick haben“, erläutert er. Medico International habe sich in einer Provinz im Grenzgebiet Türkei/Nordsyrien/Irak engagiert, in der viele Kurden lebten: „Dort hat Medico dabei geholfen, eine Selbstverwaltung aufzubauen und eine demokratische Struktur zu schaffen, die augenscheinlich gut funktioniert“, erklärt er.
Die diesjährige Friedenstaube des Landrats geht an die deutsch-schweizerische Nicht-Regierungsorganisation „Libereco“, die sich für den Schutz der Menschenrechte unter anderem in der Ukraine einsetzt. Diese wird am 5. Dezember verliehen. Auf persönlichen Wunsch von Willenbacher gibt es im Programm einen Vortrag und Diskussion zum Thema „Werteorientierte Außenpolitik“. Referentin für die Veranstaltung am 2. November ist die Medico-Mitarbeiterin Rawda Khaled-Ibrahin.
Einige Programmpunkte:
31. Oktober, 19 Uhr: Eröffnungsveranstaltung „Lieder und Texte über Frieden und Menschlichkeit“ im Museum im Stadtpalais.
2. November, 19 Uhr: Vortrag & Diskussion „Werteorientierte Außenpolitik zwischen Wunsch und Wirklichkeit, Kreishaus (großer Sitzungssaal).
5. Dezember, 19 Uhr: Verleihung der „Friedenstaube des Landrats“ an Libereco, Kreishaus (großer Sitzungssaal).
8. Dezember, 14 Uhr: Vortrag und Diskussion „Perspektiven für das Ende des Krieges in der Ukraine“ mit Rolf Mützenich, MdB – Kreishaus (großer Sitzungssaal).
9. Dezember, 19 Uhr: Friedenstagepreisverleihung an Medico International und die Ebertsheimer Bildungsinitiative, Westflügel Orangerie an der Stadthalle.