Donnersbergkreis Schwenken, spülen, spucken

Bei der Weinprobe ist Konzentration gefragt.
Bei der Weinprobe ist Konzentration gefragt.

Die inzwischen 28. Weinprämierung der Stadt Rockenhausen im Vorfeld des folgenden Herbstfestes bewertete wieder Weine aus Betrieben im pfälzischen Naheweingebiet, dem ehemaligen Landkreis Rockenhausen. Im „Hotel am Schloss“ wurden klassische Rebsorten wie Riesling und Silvaner, ergänzt durch Weiß- und Grauburgunder, vom Qualitätswein bis zur Auslese nach verschiedenen Kriterien geprüft. Dreimal „Gold“ heimste das Weingut Barth aus Meisenheim ein, bei den Silvanern hatte die Hahnmühle (Mannweiler-Cölln) die Nase vorn.

Anlässlich des Jubiläums „1100 Jahre Stadt Rockenhausen“ werden auch einmalig edelsüße Weine prämiert. Die Jury verkostete die verdeckten Proben unter Vorsitz des Landwirtschaftsdirektors vom DLR für Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Udo Bamberger. Mit ihm bewerteten der Mehlinger Sommelier Dirk Freier, die Dozentin beim Verband Deutscher Prädikatsweingüter, Simone Göller, Weinbauingenieur Thomas Hirsch, Weinhändler Guntram Fahrner und schließlich Magnus Blätz vom Weingut Klostermühle in Odernheim. Teilnehmen konnten alle Betriebe im pfälzischen Bereich des Naheweingebietes, unabhängig davon, ob die Orte nach heutiger Aufteilung noch in der Pfalz gelegen sind. Vom getesteten Weinjahrgang 2017 wurden 37 Weine von nur sieben mitwirkenden Weingütern eingereicht. Dazu gehören das Weingut Klostermühle Odernheim, die Weingüter Schmidt und Wolf & Guth aus Obermoschel, das Weingut Keller aus Niedermoschel, das Weingut Barth aus Meisenheim sowie die Weingüter Hahnmühle in Mannweiler-Cölln und Michael Rohr in Raumbach. Entsprechend der Ausschreibungsmodalitäten wurden die Weine in vier Gruppen und Durchgängen geprüft: Erstens Silvaner trocken, dann Weiß- und Grauburgunder trocken, gefolgt von ebenfalls trocken ausgebauten Riesling-Weinen und schließlich Rieslingen in der vierten Kategorie, die lieblich bis halbtrocken ausgebaut sind. Letztlich wurden sechs Silvaner, vier Weiß- und sechs Grauburgunder sowie elf trockene, drei halbtrockene und sieben liebliche Rieslinge (mit einem Restzuckergehalt über 18 Gramm) durch die „Nase gezogen“, mit allen Sinnen Farbe, Aromen und Geschmacksfülle aufgenommen. Das heißt: Im Glas schwenken, „durchkauen“, im Mund spülen, um wieder im Napf zu landen. Zwischendurch stimmen Mineralwasser und Brotschnitte die Geschmacksnerven wieder auf die nächste Runde ein. Bei der ersten Runde, beim nach Expertenmeinung unterschätzten Silvaner, gab Bamberger den Werdegang vor: Punktezahl zunächst nur als Richtschnur, es kann nach mehrmaligem Testen auch nachgebessert werden. In der Runde werden Sortenreinheit, Harmonie, Geschmacksfülle und dergleichen als Qualitätsmerkmale diskutiert. Es zeigt sich schnell, dass Experten eine eigene, aber unter sich verständliche Fachsprache haben, um dem jeweiligen Wein auf den Grund zu kommen. Für die Tester bedeutete dies: Schütteln und Drehen, damit sich Aromen entfalten und die Farbe im Spiel mit dem Licht sich darstellt. „Der 17er ist farbintensiv“, lautet ein erstes Urteil. Meist ergeben sich angeglichene und um 14 bis 15 kreisende Punkte – von 20 möglichen. Vielleicht wirken hier Erklärungen des Juryvorsitzenden und die mitgeteilten Punkte der Erstbefragten zu regulierend? Eine Grundsatzfrage, die überdacht werden sollte. So gibt Bamberger bei einigen kritisch dargestellten Weinen zu bedenken, dass der Test eine Momentaufnahme sei, mancher Wein seine derzeitigen vermeintlichen Mängel mit dem Reifeprozess womöglich noch ablegen werde. Und andere, die sich zwar reintönig und süffig präsentierten, könnten eventuell schnell abbauen. Bei einem Wein wurde von einem Tester ein Korkgeschmack vermutet, obwohl letztlich der Nachweis erbracht wurde, dass er mit Schrauberverschluss versehen war ... Ein anderes Phänomen war, dass Nachhal(l)tigkeit als Fülle und Struktur mit Mineralien und Gerbstoffen – etwa bei den Burgundern – bei den einen positiv, von den anderen als Nachgeschmack kritisch empfunden wurde. Das Zauberwort dürfte hier die innere Harmonie, Reife und Ausgewogenheit sein. Letztlich balancieren hier „Weinmacher“, Anbieter und Tester auf einem schmalen Grat! In jeder Gruppe wurden die drei besten Weine mit Gold, Silber und Bronze prämiert, worin Stadtbürgermeister Karl-Heinz Seebald – Initiator dieser Prämierung – einen Anreiz zu Qualitätssteigerungen und eine werbewirksame und verkaufsfördernde Hilfe für die Weingüter sieht.

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