Donnersbergkreis „Operatives Geschäft gehört weiter uns“

Der Hauptsitz der IGR in Rockenhausen: Mittlerweiler unterhält die Ingenieurgesellschaft elf Büros – acht in Deutschland, drei a
Der Hauptsitz der IGR in Rockenhausen: Mittlerweiler unterhält die Ingenieurgesellschaft elf Büros – acht in Deutschland, drei auf dem Balkan. Die insgesamt rund 100 Beschäftigten hätten den Eigentümerwechsel positiv aufgenommen, betonen die Vorstände Werner Andres und Hubert Bruch.

„Die IGR bleibt die IGR.“ Für Werner Andres – mit Hubert Bruch Gründer und bislang Mehrheitsaktionär der Ingenieurgesellschaft Rockenhausen – sind das die entscheidenden Worte beim anstehenden Eigentümerwechsel. Die beiden Vorstände verkaufen ihre jeweils 40-prozentigen Anteile an das Schweizer Unternehmen BKW. Dieses verstärkt damit sein Engineering-Netzwerk, dem rund 25 Firmen angehören. Der 67-jährige Andres geht zum 1. August in Ruhestand. Für die rund 100 Mitarbeiter an den europaweit elf IGR-Standorten habe die strukturelle Veränderung keine Auswirkungen. „Wir bleiben Herr über das operative Geschäft“, betont Bruch.

Die beiden IGR-„Väter“ sind überzeugt, das Richtige zu tun – für sich, vor allem aber für die Beschäftigten. Wie schwer ihnen dennoch der Schritt gefallen ist, zeigt eine Episode, die Bruch im Gespräch mit der RHEINPFALZ erzählt: „Als wir zum Notar gefahren sind, um die Verträge zu unterzeichnen, hat Werner zu mir gesagt: Weißt du, was wir gerade machen: Wir verkaufen unser Kind’.“ Dieses haben sie 1986 als kleines Planungsbüro aus der Taufe gehoben, – „Wir haben mit nichts angefangen“, so Bruch. Daraus haben er und Andres in über drei Jahrzehnten einen, so die IGR in einer Pressemitteilung, „international operierenden Dienstleister mit einer ganzheitlichen Herangehensweise“ entwickelt, der im Vorjahr einen Umsatz von 7,085 Millionen Euro (2016: 7,024 Millionen Euro) machte (siehe „Zur Sache“). Doch zurück zur eingangs erzählten Anekdote: Ungeachtet der (verständlichen) Emotionen war der Verkauf ihrer Aktien – über den Preis haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart – durch die beiden IGR-Urgesteine alles andere als ein Schnellschuss: Den Grundstein dafür haben sie sozusagen bereits im Jahr 2000 mit der Umwandlung der Firma in eine (nicht börsennotierte) Aktiengesellschaft getan: Neben der leichteren Gewinnung von (internationalen) Aufträgen und der möglichen Beteiligung von Mitarbeitern habe damals schon das Thema Unternehmensnachfolge eine Rolle gespielt: „Man kann nun einmal leichter Anteile als eine ganze Firma verkaufen“, so Andres. Heute gibt es 1,9 Millionen IGR-Aktien, analog dazu beträgt das Stammkapital 1,9 Millionen Euro. Mit Blick auf seinen näherrückenden Ruhestand („Eigentlich wollte ich mit 65 gehen“) habe er sich bereits seit mehreren Jahren nach potenziellen Aktien-Käufern umgesehen. Nach einigem Grübeln und langen Gesprächen hat sich der 63-jährige Bruch, der weiterhin mit Bernd Piechottka und Uwe Franzreb den Vorstand bildet, zum gleichen Weg entschlossen: „Richtige Mehrheiten hätte es dann ja nicht mehr gegeben, zudem hätten wir in einigen Jahren die Diskussion erneut gehabt. Auch und gerade mit Blick auf das Weiterleben der Firma habe ich dann entschieden, den Schritt mitzugehen.“ Die Suche nach einem geeigneten Käufer habe sich allerdings schwierig gestaltet, so Andres: „Interessenten hat es genug gegeben. Allerdings hatten wir gewisse Bedingungen, die bis vor kurzem niemand erfüllen wollte.“ Dazu zählte allen voran, dass die IGR nicht – wie viele andere Ingenieurbüros – von einem Großen „geschluckt“ wird und kurz darauf vom Markt verschwindet: „Wir bleiben selbstständig, das operative Geschäft gehört uns. Wir bekommen Garantien für unsere Standorte, Tochterfirmen und vor allem für unsere Mitarbeiter“ – Name und Sitz der Firma natürlich eingeschlossen. Kurz gesagt: „Die IGR bleibt die IGR.“ Das alles zugesagt hat die Schweizer Firma BKW, die in ihrer Engineering-Sparte vor drei Jahren mit dem Aufbau eines internationalen Netzwerks für Infrastrukturmaßnahmen begonnen hat (siehe „Zur Sache“). „Wir passen perfekt in ihre Philosophie, machen zudem Dinge beispielsweise in der Siedlungs- und Wasserwirtschaft oder im Flughafenbau, die in dieser Art bisher keiner ihrer Partner anbietet“, so Bruch. Umgekehrt verweisen die Vorstände darauf, dass auch die Ingenieurgesellschaft von dem Netzwerk profitieren wird: „Für manche Aufträge sind wir dann wiederum zu klein, mussten Bietergemeinschaften eingehen oder mit Subunternehmen arbeiten.“ Dafür hat die IGR laut Bruch alleine im Vorjahr rund 1,4 Millionen Euro ausgegeben. Auch erhoffe man sich, über den neuen Eigentümer vermehrt Aufträge in Österreich und der Schweiz zu generieren. „Ich bin sicher, dass wir im BKW-Netzwerk gut aufgehoben sind“, sagt Andres. In den vergangenen Monaten sind die Pflöcke für den Aktienverkauf eingeschlagen worden. Die BKW übernimmt am 1. August rückwirkend zum 1. Januar das Geschäftsjahr 2018. Der neue, dreiköpfige Aufsichtsrat wird besetzt mit dem Vorstandsvorsitzenden und dem Finanzchef des Schweizer Unternehmens, Michael Schüepp und Clément Dupin. Die IGR ist mit Professor Theo Schmitt (Kaiserslautern) vertreten, der auch dem bisherigen Aufsichtsrat angehört. Den Vorstandsvorsitz übernimmt Bruch, Andres bleibt der Firma als Berater erhalten. „Wie das genau aussehen wird, muss noch mit Leben gefüllt werden“, so der Ruheständler in spe. Ziel der BKW sei es, auch die übrigen 20 Prozent Anteile in ihren Besitz zu bringen, um sich beispielsweise die aufwendigen Hauptversammlungen künftig sparen zu können. Die weiteren rund 180 Aktionäre haben ein Kaufangebot über 4,50 Euro je Aktie erhalten – 15 Cent mehr, als diese laut Gutachten bewertet worden sind. Die IGR-Gründer betonen unisono, ihre Entscheidung sei von den Mitarbeitern durchweg positiv aufgenommen worden. „Sie wussten ja, dass irgendwann eine Entscheidung ansteht, viele sind froh, dass jetzt Klarheit herrscht. Natürlich gibt es keine Garantie für die nächsten 100 Jahre, aber die hätten wir auch nicht geben können“, so Andres. Und Bruch ergänzt: „Ich denke, es war die beste Lösung. Die IGR ist ja gesund – warum soll es uns schlechter gehen, wenn wir die Chancen des neuen Netzwerks nutzen.“ Die beiden Väter sehen ihr Kind in guten Händen ...

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