Kirchheimbolanden Neues Netzwerk fordert: Mehr Frauen in die Gemeinderäte

 Wollen sich für ein ausgeglicheneres Geschlechterverhältnis in Räten einsetzen: die Netzwerk-Initiatorinnen Angi Brabänder und
Wollen sich für ein ausgeglicheneres Geschlechterverhältnis in Räten einsetzen: die Netzwerk-Initiatorinnen Angi Brabänder und Manuela Bestier (rechts) im Gespräch mit Schirmherrin Sabine Wienpahl (links).

In einer Sache gleichen sich fast alle Gemeinderäte: Der Frauenanteil ist oft gering, besonders selten sieht man junge Frauen und Mütter kleiner Kinder. Ein neues Netzwerk will dies ändern.

Der Grundgedanke hinter dem „Netzwerk für Frauen in der Kommunalpolitik“ ist der, Frauen zur Teilhabe am politischen Geschehen zu ermutigen, ihnen Hilfestellung zu bieten und Wege aufzuzeigen, die auch außerhalb eines Platzes im Gemeinderat wirksam sein könnten. Passend zum Weltfrauentag stand zuletzt ein erstes Treffen an, bei dem jede Interessierte willkommen war. Dem Aufruf folgten etwa 30 Frauen und sorgten für ein gut besuchtes Brauhaus am Turm in Kirchheimbolanden.

Hinter der Initiative stehen Angi Brabänder und Manuela Bestier. Brabänder, dreifache Mutter, ist Mitglied im Verbandsgemeinderat Kirchheimbolanden und wird für diesen bei der Kommunalwahl im Juni erneut kandidieren. Gemeinsam mit Bestier, die im Juni ebenfalls auf der Liste des VG-Rats und auch des Stadtrats in Kirchheimbolanden stehen wird, will sie weitere Frauen zur aktiven Mitarbeit in den Gremien ermutigen.

Nächste Termine stehen schon fest

Beim ersten „Frauenfrühstück“ stellte sich die Initiative vor und bot eine erste Gelegenheit zum Kennenlernen und Austausch. Weitere Treffen sind bereits für den 15. Mai und den 10. Juli angesetzt. Dann soll es vor beziehungsweise nach der Kommunalwahl um Themen, Fragen und Erfahrungen rund um den Wahlkampf gehen.

Unterstützung hat das neue Frauen-Netzwerk bereits erhalten: VG-Bürgermeisterin Sabine Wienpahl fungiert als Schirmherrin, will mithelfen, Türen öffnen. „Sie hat auch direkt einige weibliche Führungskräfte in der SPD angesprochen und uns da sehr geholfen“, sagt Angi Brabänder. Zum ersten Treffen kamen die Landtagsabgeordnete Jacqueline Rauschkolb (SPD) und andere amtierende politische Führungskräfte wie Oberwiesens Ortsbürgermeisterin Heike Renz. Angi Brabänder, die für die FWG im VG-Rat sitzt und die in Kriegsfeld als Ortsbürgermeisterin kandidieren wird, betont dabei, dass die Treffen stets überparteilich seien und auch bleiben sollen.

Werden Frauen in Gremien nicht wirklich gehört?

Keineswegs sei es das Ziel, eine politische Agenda abzuarbeiten. „Es geht nicht um konkrete Projekte, sondern darum, eine Plattform für Frauen zu bieten, die sich einbringen wollen“, sagt sie. Keine Sachdiskussionen, sondern Arbeit an einem Prozess, der mehr Teilhabe ermöglicht. Tatsächlich habe sich beim ersten Frühstück bereits ergeben, dass sich Teilnehmerinnen motivieren ließen, nochmals für ein Gremium zu kandidieren – also tatsächlich neuen Mut hätten fassen können.

Wo will das Netzwerk ansetzen? Angi Brabänder sieht schon bei den Strukturen oft Probleme, besonders für Mütter. „Sitzungen sind in der Regel abends, woran man an sich auch wenig ändern kann“, sagt sie. „Allerdings werden sie oft in die Länge gezogen, und das muss eben nicht immer so sein.“ Denn die Sitzungsdauer schrecke Frauen womöglich ab, die eventuell zu Hause noch Aufgaben zu erledigen hätten – für Männer sei es da oft einfacher. Auch erlebe sie gelegentlich, dass Frauen nicht wirklich gehört werden. Inhaltliche Anmerkungen würden nicht wahrgenommen, dann aber – wenn sie von Männern ähnlich wiederholt würden – als gute Idee aufgenommen, berichtet sie. „Frauen kommunizieren eben anders“, sagt Brabänder. Wie wichtig der Blick der Frauen in den Gremien jedoch ist, liegt für sie auf der Hand: „Besonders die Frauen, die vielleicht noch komplett daheim sind oder nur wenig arbeiten, kriegen doch automatisch mehr mit, was in der Gemeinde passiert.“ So kämen andere Themen in den Rat – der Blickwinkel würde also größer werden.

Verbandsgemeinderat: Nur sieben Frauen

Zu besprechen gibt es demnach einiges für das neue Netzwerk. Vor allem aber wollen Angi Brabänder und Manuela Bestier Mut machen und Wege aufzeigen, wie politische Teilhabe für alle Frauen möglich ist. „Verbündete“ wolle man finden und so dafür sorgen, dass sich die Geschlechterverhältnisse in den Gremien allmählich verändern. Im VG-Rat Kibo beispielsweise gibt es aktuell sieben Frauen und 27 Männer.

In mancher Ortsgemeinde ist die Verteilung noch deutlich einseitiger. Damit sich die Verhältnisse ändern, braucht es allerdings auch mehr Frauen, die sich zur Wahl stellen. Und genau dort, will das neue Frauen-Netzwerk ansetzen. „Die Resonanz war jedenfalls direkt super. Und direkt kam die Frage auf, wann wir uns wieder treffen“, zeigt sich Brabänder optimistisch, dass man gemeinsam etwas aufbauen könnte. „Bande bilden“, nennt sie es. Freuen würde es sie, wenn schon bei den Wahlen im Juni erste kleine Effekte zu erkennen wären.

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