Donnersbergkreis Mit der „Kapp der guten Hoffnung“ unterwegs

Breitgefächert waren die Vorträge der Prunksitzung des Alsenzer Karneval-Vereins am Samstag. Die Nordpfalzhalle bot den närrischen Rahmen für eine Spezialistin für iPhone, einen Rentner mit medizinischen Erfahrungen, eine lebenslustige Putzfrau, einen wissbegierigen Metzgerlehrling und eine bezaubernde Weinkönigin.

Unter dem Motto „Mitgemacht und mitgelacht, der ACV feiert Fasenacht“ kredenzten die Verantwortlichen um Sitzungspräsident Matthias Roßbach eine rund vierstündige Narrenschau mit Büttenreden, Tänzen und Gesang. Zu Gast waren Delegationen vom Donnersberger Carneval-Verein, Oberndorfer Carneval-Club und der „Hochstätter Schörlcher“. In seinem Prolog glossierte Zeremonienmeister und erster Vorsitzender Volker Eid das politische Leben in den Hauptstädten. Je höher die dort Bestimmenden angesiedelt seien, desto geringer die Bindung zur wählenden Basis, meinte er, da müsse man halt als Fasnachter den Politikern die Augen öffnen, wie schwer das auch sei. Als Wunderding unseres Zeitalters bezeichnete „Spezialistin“ Lee Ann Klein vom Donnersberger CarnevalVerein mit Sitz in Steinbach ihr neues iPhone, dessen Vorzüge sie humorvoll erläuterte. Allerdings lautete ihr Fazit auch, es wäre oftmals besser, den Empfangsknopf nicht zu drücken, was einem die Anhörung so mancher dummen Sprüche erspare. Mit „de Kapp der guten Hoffnung“ auf dem Kopf schilderte Gunther Hilger aus Obermoschel sein Rentnerdasein. Als „voll ausgebildete Krankenschwester“ entdeckte er im Publikum einige Patienten und erwies sich als Spezialist für Gesäßerweiterungen. Außerdem berichtete er von einem Chirurgen, der entlassen wurde, weil er „zu viel entnahm“, und einem Kollegen, der während der Gottesdienstzeiten die Wunden mit Kreuzstichen vernähte. Eingestellt hatte die Klinik auch einen Schönheitschirurgen, der zuvor in einer Änderungsschneiderei arbeitete. Er sei so erfolgreich, wusste der Mann mit der „Kapp“, dass bei Patienten die Rente durch das Kindergeld ersetzt werde. Tiefen Einblick in ihre vielfältigen Tätigkeiten als Putzfrau gab Brigitte Kießling. Als Toilettenfrau kassiere sie nach klein und groß, manchmal zahle sie auch ein paar Münzen aus. Als lebensfrohe Ehefrau schilderte sie ihre Zeit mit der besseren Hälfte, die aber eigentlich von ihr verkörpert werde. Von all den Strapazen erholte sie sich bei einem Wellness-Urlaub und suchte Entspannung beim Yoga-Kurs. Doch auch das hatte seine Tücken. Eigentlich wollte „Metzgerlehrling“ Marc Roßbach eine ganz andere berufliche Karriere einschlagen, nämlich werktags Pfarrer und sonntags Schullehrer. Doch das scheiterte ebenso wie eine Tätigkeit als Beamter, weil er die vorgeschriebene Zeit nicht still sitzen konnte. Kaum hatte ihn der Metzgermeister in die Geheimnisse der Schlachterei eingeweiht, begann auch schon das Wirken des Lehrlings. Es gelang ihm, aus wenig Fleisch tonnenweise Frikadellen herzustellen – er wollte auch die Schreiner leben lassen. Dadurch stiegen die Gewinne des Chefs, der ständig neue Fahrzeuge erwarb. Was ihm allerdings nicht so recht war, war die Räucherung der Chefin, die jetzt 100 Jahre alt werde. Erstmals in der Alsenzer Bütt erschien Evelyn Reuße-Weber aus Altenbamberg, die sich als Weinkönigin bewarb. Sie habe kein Brett vorm Kopf und bringe deshalb beste Voraussetzungen für ein solches Amt mit, befand sie und stellte sich mit festem Siegeswillen als einzige Kandidatin der Jury. Kaum hatte sie die Krone auf dem Kopf, stand sie zum Tanz bereit. Ein ausschweifendes Leben stand ihr danach bevor, das mit dem Baden in Wein begann. Ein zweites Mal erschien „Putzfrau“ Brigitte Kießling, um abermals mit ihre n Fähigkeiten zu prahlen. Dabei strich sie die Vorzüge des weiblichen Geschlechts heraus: „Frauen können fünf Tage arbeiten, ohne zu saufen, bei den Männern ist es umgekehrt.“ Weiter schilderte sie, wie sie auf Stimmenfang für ihren Mann bei der Wahl zum Bürgermeister war. Ein solches Amt könne man ohne Ausbildung und Kenntnisse ausführen, resümierte die „Putzfrau“. Mit dem „Alsenzer Lied“ eröffnete Alleinunterhalter Mike Thomas den zweiten Tal des Programms. Auch die „Lollipops“ begaben sich, nach ihrem Einstieg mit „Mamma Mia“ von Abba auf eine gesangliche Zeitreise. Die Jugendgarde „Tempteenis“ überzeugte in knallbunten Kostümen mit flotten Schrittfolgen und schwenkenden Armen. Einstudiert worden war dieser Tanz von Meike Dillig und Alina Groß. Überzeugt haben sie auch bei ihrem Polka-Tanz. Mehr als einen Hauch namhafter europäischer Hauptstädte brachte die Tanzgarde „Temptation“ auf die Nordpfälzer Bühne. Die jungen Tänzerinnen setzten die Vorgabe ihrer selbst mittanzenden Trainerinnen Celine Juricinec und Arjeta Tupella vorbildlich um. Die tänzerischen Elemente wurden durch turnerische Aspekte aufgewertet. Auch sie hatten einen zweiten Auftritt, und zwar einen Gardetanz zu Polka-Klängen. Auf eine Zeitreise begab sich ebenfalls die Kindertanzgruppe „Dance Kids“ um die Trainerinnen Sandra Klingelschmitt und Tanja Miesemer. Zu Melodien der letzten Jahrzehnte bewies der Nachwuchs schon jetzt großes Talent. Als konditionsstark erwies sich das Männerballett bei seinem Fußball-WM-Rückblick. Nach einer einjährigen Pause bereicherte diese Formation erneut die Alsenzer Fasnacht, der nur eine kurze Vorbereitungszeit zur Verfügung stand. Als Kicker sorgten sie für mächtigen Schwung auf der Bühne und zeigten dabei unterhaltsam Fußball der anderen Art. (llw)

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