Donnersbergkreis Mainz wird zur Sperrzone

Die ersten Sperrungen rund um den Dom sind bereits eingerichtet worden.
Die ersten Sperrungen rund um den Dom sind bereits eingerichtet worden.

«Mainz.» Die Mainzer sind eigentlich ein sehr gespanntes Völkchen, bodenständig, gelassen und nicht wirklich für einen Hype zu haben – doch am 2. und 3. Oktober wird in der Stadt am Rhein alles anders: Sperrzone rund um Rheingoldhalle und Dom, abgeriegelte Innenstadt, gesperrte Brücke – Mainz feiert den Tag der Deutschen Einheit, und die Sicherheitsplaner machen die Stadt zur Sperrzone. Erst ein einziges Mal haben die Mainzer eine solche Abriegelung ihrer Innenstadt erlebt: Als US-Präsident George W. Bush kam.

Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt ist in diesem Jahr Gastgeberin der bundesdeutschen Einheitsfeier, und das bedeutet: Die gesamte Spitze des Landes kommt nach Mainz. Bundespräsident, Bundeskanzlerin, ein Großteil der Bundesregierung, alle geben sich am 3. Oktober in Mainz zum großen Festakt die Ehre. Und offenbar herrscht bei den Sicherheitsbehörden Alarmstufe eins: Die komplette Innenstadt wird vom 2. Oktober, 9 Uhr morgens, an bis 3. Oktober Mitternacht für jeglichen Verkehr komplett gesperrt. Damit müssen nicht nur Privat-Pkw, Lieferdienste und Handwerker draußen bleiben, selbst für Busse und Bahnen ist an den Grenzen zur Innenstadt Schluss. Ab dem Hauptbahnhof geht es nur noch zu Fuß weiter, Kaiserstraße, Große Bleiche, Schillerplatz und Ludwigsstraße, selbst das Rheinufer wird zur Fest- und Informationsmeile für das große Bürgerfest. Und selbst die Theodor-Heuss-Brücke nach Wiesbaden wird für zwei Tage komplett für den Verkehr gesperrt – obwohl auf der anderen Rheinseite ein ganz normaler Arbeits- und Schultag herrscht. In Mainz macht sich ob dieser üppigen Sperrungen längst Unmut breit: Man komme ja nicht mehr in die Stadt, beschweren sich die einen, Anwohner fragen sich, wo sie parken, Arbeitnehmer, wie sie am Montag zur Arbeit kommen sollen. Parkhäuser schließen bereits ab dem 30. September für vier bis fünf Tage, selbst der Mainzer Wochenmarkt wurde abgesagt – und das schon ab Freitag, dem 29. September. Auch bei Geschäften und Restaurants ist die Verunsicherung groß, viele wollen gar nicht erst öffnen – niemand weiß, wie viele Besucher tatsächlich kommen. „Wir sperren die Stadt ab, um zu feiern“, verteidigte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) die Sicherheitsvorkehrungen und verglich sie gleichzeitig selbst mit dem Bush-Besuch von 2005. Damals fuhr der amerikanische Präsident durch eine Geisterstadt mit leeren Straßen. Nun würden in Mainz an den beiden Festtagen rund 500.000 Besucher erwartet, da könne man „von Geisterstadt nicht sprechen“, sagte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). „Es ist ein besonderes Fest, es ist der Nationalfeiertag, ein Tag, der Demokratiegeschichte geschrieben hat“, betonte Ebling, und Dreyer unterstrich, Rheinland-Pfalz wolle dem Nationalfeiertag der Deutschen nach den Ereignissen von Dresden „wieder ein positives Gefühl geben.“ In Dresden hatten Demonstranten 2016 die Feiern massiv gestört, solche Bilder will man in Mainz unbedingt vermeiden – als wären die Mainzer mit der Pegida-Hochburg in Sachsen zu vergleichen. Nun setzt Rheinland-Pfalz mit dem Motto „Zusammen sind wir Deutschland“ auf Zusammenhalt und Vielfalt, es gelte, die Demokratie zu feiern und daran zu erinnern, dass Deutschland dies „in Frieden, Freiheit und Einheit feiern können“, betonte Dreyer. Und Ebling sagte beruhigend, das Nationalfest sei Einheit sei ja „auch nur einmal alle 16 Jahre“ zu Gast. INFO Besucher sind aufgerufen, mit Bussen und der Bahn nach Mainz zu kommen. Autofahrer sollen auf vier Park & Ride-Plätzen am Stadtrand parken: An der Universität, der Messe in Hechtsheim, dem ZDF sowie im Gewerbegebiet Petersweg auf Kasteler Seite. Erste Sperrungen und Busumleitungen wegen Aufbauarbeiten gibt es schon. Im Internet: www.mvg-mainz.de.

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