Donnersbergkreis Leerstände über der Nahe

Die leerstehenden Brückenhäuser von der Rückseite.
Die leerstehenden Brückenhäuser von der Rückseite.

Weit über die Region hinaus sind sie bekannt und sind zudem bei vielen Touristen beliebte Fotomotive: die beiden Brückenhäuser über der Nahe in Bad Kreuznach. Schon für das erste Gebäude, in dem sich einst eine Weinstube befand, wurde seit 2008 keine richtige Verwendung mehr gefunden. Nun zog Ende 2018 auch noch die Sparkasse mit ihrer dort untergebrachten Immobilienabteilung aus dem zweiten Brückenhaus aus und wechselte in ihr neues Gebäude in der mittleren Mannheimer Straße neben dem dortigen Rewe-Markt.

Dieses Brückenhaus befindet sich seit mehreren Jahrzehnten im Eigentum der Familie Oberlinger. Die Orgelbauer aus Windesheim haben hier nach eigenen Angaben schon viel Geld investiert und suchen nun einen Nachmieter für das rund 180 Quadratmeter große Fachwerkhaus. Es gebe mit potenziellen Interessenten Gespräche, so die Eigentümer. Vorstellbar sei eine gastronomische Nutzung wie auch ein Büro oder eine Kanzlei im Erdgeschoss. Das Obergeschoss könnte als Wohnung dienen. Im zweiten Brückenhaus, der Mannheimer Straße 94, wechselte der Eigentümer im Jahr 2017. Ein Binger Unternehmer hat das Gebäude erworben und saniert es nun aufwendig. Dabei sind erhebliche bestehende Schäden zutage getreten, die auch zusätzliche statische Untersuchungen zur Standsicherheit nach sich zogen. Weil das Gebäude unter Denkmalschutz steht, sind hier weitere Auflagen zu beachten. Auch hier wird einmal nach Abschluss der umfangreichen Sanierungsarbeiten eine partielle gastronomische Nutzung in Betracht gezogen, wie auf dem Bauschild am Haus zu lesen ist. Das bekannteste Merkmal dieses Gebäudes ist sicherlich die in der Außenfassade der Vorderfront sichtbar angebrachte Schwedenkugel aus dem Jahr 1632 („Geschoß der Schweden 1632“) als Erinnerung an die Einnahme der Stadt durch die Schweden. Auf dem Schild daneben ist auch zu lesen, dass der Eisenkrämer Nikolaus Gärtner das „Häuslein“ 1609 auf dem Brückenpfeiler der Nahebrücke errichtete. Zudem ist die weitere Historie des Gebäudes bis in die Neuzeit hier abzulesen. Das Brückenhaus mit der Hausnummer 96 wurde 1612 durch den aus Otterberg stammenden Krämer Tobias Hilger erbaut. Es wurde direkt auf dem Brückenpfeiler des Mühlenteichs errichtet, wo eine begehbare Schießkammer angelegt ist. Bis heute ist es eine Besonderheit der Brückenhäuser, dass die überstehenden Gebäudeflächen auf Stützbalken ruhen, sogenannten Knaggen. So bieten sie auch bei Hochwasser keine Angriffsflächen. Wegen Platzmangels wurden die Häuser früher oft auf Brückenpfeiler gebaut. Derzeit wird untersucht, ob die Brückenhäuser sogar noch älter sind als bislang angenommen.

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