Donnersbergkreis Katzen-Frauen haben Dach über dem Kopf

Die Katzen müssen nicht mehr im „Golf“ hausen.
Die Katzen müssen nicht mehr im »Golf« hausen.

Die obdachlosen Frauen, die mit 13 Katzen in einem VW Golf illegal über Wochen an der alten Pumpstation in Biedesheim campierten, haben seit Donnerstagabend letzter Woche ein Dach über dem Kopf. Gaby Schneider und ihre 35-jährige Tochter Samirah sind mit ihren Tieren in ein leerstehendes Haus in Bayerfeld-Steckweiler gezogen.

„Ich liege auf einer Matratze!“, berichtet Gaby Schneider am Freitagnachmittag überglücklich. Noch kann die Rentnerin es kaum glauben, dass die unbequeme Schlafposition, die sie über Monate auf dem Fahrersitz ihres Kleinwagens einnehmen musste, jetzt der Vergangenheit angehört. Ein Mann vom Gnadenhof in Rockenhausen habe sie am Donnerstagmittag überraschend angerufen und mitgeteilt, dass er ein Haus für sie, ihre Tochter und die Tiere habe, erzählt die 64-Jährige. „Und hier ist alles da, sogar eine Spül- und eine Waschmaschine“, freut sie sich. „Wir müssen allerdings erst einmal putzen und dann auch renovieren.“ Über die Konditionen der Miete sei mit dem Eigentümer noch nicht gesprochen worden. „Es ging erst einmal darum, dass wir ein Dach über dem Kopf haben“, so Gaby Schneider. Der Biedesheimer Ortsbürgermeister Holger Pradella (parteilos) hatte auf RHEINPFALZ-Anfrage gesagt, dass die Schneiders seit Donnerstagnachmittag nicht mehr an der alten Pumpstation waren. Um Mitternacht des Tages wäre das zweite Ultimatum zum Verlassen des gemeindeeigenen Grundstücks abgelaufen. Ein paar Stunden nachdem die Frauen weggefahren waren, hatte der Beigeordnete Armin Wendel den Golf noch auf einem Feldweg stehen sehen. Wie berichtet, hatten die beiden Rentnerinnen ihr geerbtes Haus durch eine Zwangsversteigerung verloren. Seit Anfang März saßen sie auf der Straße, lebten zunächst in einem Opel Corsa, und als dieser nicht mehr durch den TÜV kam und zwangsweise stillgelegt wurde, kauften sie sich auf Raten einen Golf. Die Wohnungssuche war bislang erfolglos geblieben. Der Knackpunkt sind laut Pradella die Tiere, von denen sich die Schneiders nicht trennen wollen. Unter anderem hatte die Verbandsgemeinde Göllheim ihnen eine Unterkunft angeboten, in die sie aber nur mit zwei Katzen hätten einziehen können, was die Obdachlosen abgelehnt haben. Nach Ansicht des Ortschefs hätten die Frauen bereit sein müssen, sich eventuell doch von einigen Tieren zu verabschieden. Die in Biedesheim vorhandenen leerstehenden Häuser, wo sie die Katzen behalten könnten, seien zu teuer. Ein anderes Gebäude sei stark sanierungsbedürftig und ohne große Investitionen nicht bewohnbar, erklärte Pradella, dass er den Frauen keine Wohnung beschaffen konnte. In anderer Hinsicht hat er ihnen jedoch helfen können, so wie viele andere Menschen auch. Unter anderem wurde gemeinsam ein Weg gefunden, wie die Frauen zu einem offiziellen Wohnsitz kommen, ohne den sie ihren unangemeldeten Golf nicht zulassen konnten. Das Schicksal der Mutter und ihrer schwerkranken Tochter, die zusammen von knapp 900 Euro Rente im Monat leben, hatte nach einem RHEINPFALZ-Bericht eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Gaby Schneider erwähnt etliche Bürger, die beispielsweise Essen und Trinken spendierten. „Darunter war sogar eine 82-Jährige, die vorbeikam und uns anbot, dass wir uns jederzeit an sie wenden könnten.“ Nachdem ein Ramser die noch ausstehende letzte Rate für den Golf bei einem Eisenberger Autohändler bezahlt und den Frauen den Fahrzeugbrief ausgehändigt hatte, fand sich auch noch jemand, der das Geld für die Zulassung des Golfs überreichte. Gaby Schneider erzählt: „Am Mittwochmorgen um 7 Uhr hat uns ein Neustadter, der auf dem Weg zur Arbeit war, 60 Euro in die Hand gedrückt.“ Wegen der von der Donnersberger Kreisverwaltung geforderten Gebühr für die Stilllegung ihres vorherigen Wagens in Höhe von 280 Euro hat der Biedesheimer Ortschef Holger Pradella mit der nach seinen Worten „sehr kooperativen“ Behörde Teilzahlungen vereinbaren können. Diese würden nun ebenfalls von Spendern übernommen.

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