Donnersbergkreis Jacobs strammer Strich

Stetten. Die Crème de la Crème war der spielerische Auftritt nicht gerade. Was der TuS Stetten aber an Wille, Einsatz und Kampfgeist ablieferte, das war nicht nur Spitzen-, sondern Königsklasse: Ein strammer Strich von Niklas Jacob (32.) verhalf den abstiegsbedrohten „Löwen“ gestern zu einem 1:0 (1:0)-Arbeitssieg über den SV Heiligenmoschel. Technisch waren die Gäste dem Drittletzten klar überlegen. Der mauerte hinten aber ein meterdickes Bollwerk – an dem sich der SVH die Zähne ausbiss.

Ein verhaltenes Klatschen war alles. Zu mehr Emotionen ließ sich Markus Hengstenberg gar nicht hinreißen. Er habe schließlich beschlossen, sich nicht mehr ganz so arg aufzuregen, sagt er. Der Trainer des TuS Stetten applaudierte höflich und schritt lässig über den Rasen. Die Ruhe in Person. Wenige Meter weiter schrien seine Kicker befreit auf, schmissen die Arme in die Luft und stürzten sich erst einmal auf einen Kasten. Dabei hätte Hengstenberg ein lautstarker Ausbruch wohl niemand übelnehmen können. Nicht gestern. Nicht nach diesem Fight. Nicht in der brenzligen Situation, in der sein TuS gerade steckt. Das Wasser reicht dem Drittletzten bis zum Hals. Einen Zähler rangiert er hinter dem FV Kriegsfeld, der den punktgleichen TuS Rüssingen II mit 5:1 deklassierte. Im Abstiegsrennen werden die Nerven getestet. „Es war klar, dass wir so ein Spiel nur über den Kampf gewinnen können. Wichtig ist, dass wir jetzt dran bleiben. Wir haben so oft Punkte liegen lassen“, freute sich Hengstenberg über das wichtige 1:0. Der Matchwinner: eine bombenfeste Abwehr, die sich selbst anfeuerte, mit Haken und Ösen kämpfte. Und Routinier Thomas Hagelauer, an dem sich die Mannschaft hochzog, der dirigierte, aber auch beruhigte. Der 45-jährige Angreifer spielte die intelligenten Bälle. Wenn er vorne keinen bekam, ließ er sich mal eben fallen und verteilte mit Auge. Er servierte das „goldene Tor“: Aus dem Mittelfeld steckte er die Pille durch die Schnittstelle, Niklas Jacob lief durch und zimmerte die Kugel stramm ins lange Eck (32.). Obwohl der TuS bis dahin harmlos agierte, die zündende Idee vermissen ließ. Das 1:0 sollten die Stetter jedoch bis zum Abpfiff verteidigen. „Wir haben defensiv gut gestanden, die Jungs haben gekämpft. So gewinnt man Spiele. Wir haben jetzt nichts mehr zu verlieren und müssen alles mobilisieren“, forderte Vorbereiter Hagelauer mit Blick auf das schwere Restprogramm. Dass der SV Heiligenmoschel die bessere Spielanlage und filigranere Techniker hat, ist unbestritten. Aber die „Löwen“ aus Stetten machten ihrem Wappentier alle Ehre. Sie bissen, warfen sich in die Bälle, liefen bis zum Umfallen. So geht Abstiegskampf. „Wir sind auf eine Wand gestoßen“, erkannte SV-Torhüter und Trainer Dominik Stange. „In der zweiten Halbzeit waren wir spielerisch völlig überlegen. Da hat aber die Durchschlagskraft gefehlt und Stetten hat mit Leidenschaft gekämpft.“ Vielleicht der entscheidende Knick: Den Ausfall von Goalgetter Christian Kehrt konnte der Achte in Sachen Torjäger-Qualitäten nicht kompensieren. Es roch zwar nach Ausgleich, denn Chancen hatte der Gast. Aber keinen Knipser, der sie verwertete. Marcel Gilcher setzte einen Fernschuss neben den Pfosten (38.), Christian Ehrhart köpfte über den Querbalken (40.), einen Vollspann-Aufsetzer von Manuel Mohr lenkte Keeper Carsten Adam zur Ecke (57.). Die Stetter Festung hielt stand. „Läuferisch haben wir einen sehr hohen Aufwand betrieben. Endlich wurde das mit drei Punkten belohnt“, frohlockte Hengstenberg. Die starken Überzahl-Konter am Ende hätte sein Team besser nutzen müssen. Hagelauer (76.) und Niels Baum (85.) liefen jeweils frei auf den Kasten zu, wurden aber vom überragend mitspielenden Stange abgegrätscht. Bestrafen konnten die Heiligenmoscheler die dürftige Torausbeute nicht. Der TuS rettete sich über die Ziellinie. Und er hat weiter alle Möglichkeiten, noch in die sichere Zone zu rücken. Bei Gegnern wie Sippersfeld oder Steinbach muss er dafür aber über sich hinauswachsen. Nur Kampf hilft da wohl wenig

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