Donnersbergkreis Im Stall vom Pfalzwirt in heiliger Nacht

Da soll noch einmal einer sagen, dass sich die Maremer und die Bolanner nicht verstehn! Und das grad in der Weihnachtszeit. Da wird dann sogar ein Krippenspiel von einem Bolander Heimatdichter an Heiligabend in der Marnheimer Kirche (zweimal) aufgeführt...

Als Bolander Mädchen, das aber seit Jahren im Marnheimer Pfarrhaus lebt, hat Andrea Mai schon manche Spielereien der Bolanner Katze und der Maremer Schimmel mitgemacht, aber eines lag ihr schon seit langem auf dem Herzen: Als Kind hat sie oft vom Weihnachtsspiel in Pfälzer Mundart des Heimatdichters Erwin Burgey gehört. Natürlich kannte sie ihn noch persönlich, sie ist schließlich befreundet mit seiner Tochter Christel, die das dichterische Erbe ihres Vaters verwaltet. Zusammen mit ihrem Ehemann, Pfarrer Michael Mai, zeichnet Andrea Mai verantwortlich für die Gestaltung der weihnachtlichen Krippenspiele in Marnheim, bis dato immer mit begeisterten Kindern aus dem Konfirmanden- oder Kindergottesdienst-Bereich. Doch in diesem Jahr ließ sich ihr langgehegter Wunsch realisieren, das Burgeysche Krippenspiel in Pfälzer Mundart aus dem Jahr 1959 mit Erwachsenen in den Hauptrollen einzuüben. Schnell waren die Akteure gefunden: Aktive Marnheimer Fassenachter übernahmen neben den Presbytern die Vorreiter-Rolle, und schon stand das Ensemble. Johanna van Bonn als Maria und Pierre Steitz als Josef begeben sich auf Herbergssuche. Aber nicht in Bethlehem, sondern hier bei uns, in der Welt des heimatlichen Donnersberges. Dem Josef sind schon die Finger wund vom vielen „an die Deere klobbe“, und er klagt: „ Es duht nimmand ’s Herz un ’s Hausdor uff, ’s hockt jeder uff seim Geldsack druff! Verein ge’e Hausbettel schdeht uff de Deer, un bissige Hund, die machens schwer!“. Beim Drosselwirt (von der Regisseurin selbst gespielt), „werd’s nochemol versucht“, doch weil hier der reiche Graf von Falkenstein (Karin Barbarino) empfangen wird, ist für das Paar kein Platz. Nächste Anlaufstelle, die „Wirtschaft Herodes“, deren Name bei Maria schon düstere Vorahnungen wachwerden lässt, und der kalte Herodes-Wirt (Ramona Selzer) zeigt sich grausam, feiert lieber mit dem Herr Neureich (Jasmin Appelmann) und jagt sie fort zum Pfalzwirt (auch Jasmin Appelmann), wo sie wenigstens im Stall ihre müden Glieder ausruhen können. Regisseurin Andrea Mai schätzt an diesem Krippenspiel den zeitlosen Tiefgang, die Aktualität auch noch im Jahr 2014, wo sehr oft kein Platz für Menschen aus anderen Gegenden ist, wo Arme nicht wissen, wie sie ihren Alltag bestreiten sollen, wo Titel, Geld und Äußerlichkeiten mehr zählen als der Mensch. Der Pfalzwirt Bolander Couleur ist ein echter Pfälzer mit Herz, der seinem Knecht (Christa Klaffke) aufträgt dafür zur sorgen, dass die Tiere im Stall den Besuchern nicht schaden, auch versorgt er das heilige Paar: „Binn de Esel weider weg. Dem kriwwelts alsmol en de Baa, wann mer als anner Werrer krien, dann schmeißt er, dass die Funke fliehn! Fraa, koch Gliewoi und bring e Brod und Schwartemaa!“. Christel Burgey ließ es sich nicht nehmen, als Sprecherin die Zwischentexte vorzutragen, sie freut sich, dass das Weihnachtsspiel wieder einmal gezeigt wird, nachdem es viele Jahre im Schreibtisch schlummerte. Die Hirten auf dem Feld sind echte pfälzische Landmänner und -frauen wie auch ihre Darsteller, Dirk Selzer, Friedel Frank, Torsten Deubel und Beatrice Lebkücher. Es kommt ihnen aus der Seele, wenn’s ans Dischbediere geht, un „des Leewe vum reiche Wert“ aach net immer so schää geschildert wird, wann ääm die Zecher es Mewel korz und klää schlaan. Hell wird’s am Himmel und in der Kirche dank der technischen Unterstützung von Robert Omesmeier, er leuchtet Wirte, Hirten und Krippendarsteller stimmungsvoll aus. Die Engel lassen auch nicht lange auf sich warten und kommen vom Himmel, nein, von der Empore hoch. Ninette Mayer hat für den Familiengottesdienst am heiligen Abend um 16 Uhr einen Kinderchor zusammengestellt: Florian Fenske, Sophia Mai, Paula und Jakob Omesmeier, Mira Stipanowitz und Lina Wurster bringen die gute Mär im klassischen Engelskostüm, dazu erklingen Klarinettenklänge von Helena Fenske. Im Abendgottesdienst um 22 Uhr übernehmen die Mitglieder des Kirchenchores den himmlischen Part. Auf geht’s zum Stall beim Pfalzwirt, wo das Wunder geschehen ist. Da braucht man keine Könige mit Geschenken, wenn man die Gaben der pfälzischen Hirten sieht, die sie dem Josef in die Hand drücken: Es gebbt Pälzer Worscht un Brot un en echte Zellerdaler Woi, Dannefelser Keschde und e Peif mit Duwwak aus de Siedpalz. Die Herde ist auch nicht alleine, sie wird von einem heimischen Landwirt derweil gehütet, während die Pfrimm sanft durch die heilige Nacht plätschert. Pfarrer Michael Mai begeleitet das Schlusslied auf der Gitarre, es ist ebenfalls eine Mundart-Fassung des schönen Weihnachtsliedes vom „Stern über Bethlehem“. Die Weihnachtsstimmung, die immer schwieriger einzufangen ist, lässt sich auf einmal greifen.

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