Donnersbergkreis Geschichte wach halten

Kai Müller vertrat seinen erkrankten Großvater bei der Eröffnung der Ausstellung mit dessen Bildern.
Kai Müller vertrat seinen erkrankten Großvater bei der Eröffnung der Ausstellung mit dessen Bildern.

«Alsenz.» Es war alles gut vorbereitet im Sitzungssaal des Alten Rathauses: Über 30 Ölbilder und ein Pastellbild von Karl Müller hatten Günter Müller und Eugen Zepp vom Historischen Verein der Nordpfalz Alsenz für die Besucher über die Kerwetage an den Stellwänden sowie im Raum selbst angebracht. Stille Ecken, alte Gebäude, Straßenzüge, Porträts von Alsenzer Originalen und interessanten Menschen, Denkmäler, Kirchen und Motive, an denen man tagtäglich vorbeiläuft, sie aber nach einiger Zeit nicht mehr wahrnimmt.

Alle diese Ansichten hat der 92-jährige Alsenzer Hobbymaler Karl Müller im Laufe seines Lebens geschaffen. Sein Anliegen ist es, dass der Besucher sich seine Heimat ansieht und sie in seinen gemalten Bildern neu erlebt. Am Samstag fehlte nur der Künstler selbst, der 92-Jährige – eigentlich für sein Alter noch recht fit und munter – musste kurzfristig ins Krankenhaus. Dies ärgerte ihn selbst am meisten, und all seinem Bitten und Flehen, ihn doch für wenige Stunden zur Ausstellungseröffnung nach Alsenz zu entlassen, folgten die Ärzte nicht, wie sein Enkel Kai Müller, der seinen Opa in Alsenz dann aber kompetent vertrat, der Besucherschar im Alten Rathaus verriet. Ortsbürgermeister Klaus Zepp konnte in der schon zur Tradition gewordenen Ausstellung wieder zahlreiche Gäste im Alten Rathaus begrüßen, das zudem in diesem Jahr 440 Jahre alt geworden ist. Zepp betonte, dass Walter Müller schon öfter seine Bilder präsentiert habe und viele Menschen damit glücklich mache, weil er auch viele ältere Ansichten in der Gemeinde auf seinen Bildern bewahrt habe und damit die Erinnerung an die Historie wach halte. Die Gemeinde sei über einen solch aktiven Mitbürger sehr froh und wünsche ihm vor allem baldige Genesung, so der Ortsbürgermeister, der auch allen Helfern für die Vorbereitung und Durchführung der Kerwefeierlichkeiten dankte. Ortsbeigeordneter Klaus Landfried hatte es im Auftrag der Familie Müller übernommen, die Ausstellung zu erläutern. Schon 2013 sei zur Eröffnung der Kerwe eine Bilderausstellung von Walter Müller zu sehen gewesen. Die jetzt ausgestellten Bilder seien zum Teil Leihgaben aus Privatbesitz und stammten auch teilweise aus früheren Schaffensperioden von Müller. Die Ausstellung soll eine Rückschau auf ein Leben sein, in dem Kunst immer eine große Rolle gespielt habe. In Hamburg 1925 geboren, verbrachte Müller als Schulbub seine Ferien beim Alsenzer Großvater. Sein Obermoscheler Onkel Julius Müller machte ihn dabei mit dem Umgang von Pinsel, Farbe und Zeichenstift vertraut. Nach der Entlassung aus russischer Kriegsgefangenenschaft kam er dann zu seiner Familie nach Alsenz. Walter Müller sei nicht nur immer Künstler gewesen, sondern er habe auch eine Ausbildung als Dreher absolviert, denn die Familie mit drei Kindern musste ernährt werden. Durch seine Leidenschaft für Farbe und Gestaltung habe ihn die Malerei nie losgelassen. So oft es die Zeit zuließ, bannte er Personen, Landschaften, Gegenstände auf die Leinwand. Lieblingsmotive seien die Alsenzer und Nordpfälzer Ansichten gewesen. Autodidaktisch machte er sich die verschiedenen Techniken der Malerei zu eigen, hat dabei nie aufgehört zu lernen. Ein ständiger Lernprozess in seinem langen Leben, der erstaunliche Ergebnisse hervorgebracht hat, so Klaus Landfried. 1981 habe er die Möglichkeit, Malerei und Beruf zu verbinden, beherzt ergriffen und sich mit seiner Ehefrau in Mainz mit einem Geschäft für Künstlerbedarf und Einrahmungen selbstständig gemacht. Erst mit 75 Jahren sei er in den Ruhestand getreten. Mit der Malerei habe er aber nie aufgehört. Erst letztes Jahr schmiedete er noch Pläne, das Wappen am Alsenzer Alten Rathaus neu zu gestalten. Mit dieser Ausstellung wollten Gemeinde und Historischer Verein sein Lebenswerk ehren, so der Ortsbeigeordnete. Man sei Walter Müller zu großem Dank verpflichtet, habe er doch auch im Laufe der Jahre der Gemeinde etliche Bilder geschenkt. Diese werden besonders in Ehren gehalten, sagte Landfried.

x