Donnersbergkreis Geduld beim ASV das Gebot der Stunde

Ankurbler im ASV-Mittelfeld: Artur Schönmajer (rechts).
Ankurbler im ASV-Mittelfeld: Artur Schönmajer (rechts).

«Winnweiler.» Nachsicht ist angesagt. Und eine Ladung Geduld. „Keine Wunderdinge“ dürfe man erwarten, mahnte Jürgen Giehl sanft – nicht mit einer blutjungen, frisch zusammengewürfelten Selektion, die den Weggang vieler Top-Leute verdauen muss. Die Landesliga-Heimpremiere des ASV Winnweiler, eine Partie dicker Patzer, endete als tosender Schlagabtausch. In dem Tore-Festival sprach Giehls Elf nicht das letzte Wort: Den Pirmasensern vom FC Fehrbach unterlag der Absteiger 3:4 (2:1).

Am Ende stand er an der Seitenlinie. Weder wütete er, noch meckerte er über die Fehlerkette, die das greifbare Remis zu verderben drohte. Jürgen Giehl, meistens im hinteren Eck der Trainerbank sitzend, mit verschränkten Armen, Hand vor dem Gesicht, stellte sich, gab den Antreiber. Er päppelte auf, klatschte, feuerte an. Weil er wusste, dass ein junges Team harte Rückschläge eben nicht routinemäßig wegsteckt. „Die Formation ist komplett neu. Über unsere Parameter wie Zweikampfstärke haben wir lange standgehalten. Für 90 Minuten reicht das noch nicht“, meinte der Coach, dass noch Kärrnerarbeit investiert werden muss. Der ASV ist auf Konsolidierungskurs. Er muss sich finden, sich neu erfinden. Zeit kostet das, Ruhe, Kraft. Personell ist er nicht der, der er in der Verbandsliga war. Eine Minute vor Giehls Aufputschversuch hatte sein Joker, Sturmpaket Srdjan Savic, gestochen: Eine desolate Faustabwehr von Manuel Behr hatte er zum 3:3 ausgenutzt (82.), der ASV war zurück. Eine ganze Minute. Dann tanzte Fehrbachs Roman Schäfer luftig-leicht durch die Winnweilerer Abwehr und schob ein (84.). Als wäre es ein Slalom im Training, ganz einfach. War es natürlich nicht. Am 3:4 gab es nichts mehr zu rütteln. „Uns fehlt hinten noch die Abstimmung. Gerade mit der jungen Mannschaft sind wir körperlich unterlegen“, erklärte Kapitän und Spielmacher Christian Vollmer. „Da müssen wir arbeiten.“ Der Mannschaft oder einzelnen Teilen Vorwürfe, dass sie ein komfortables 2:0 verschenkt hatte, machte keiner. Wäre ja auch Nonsens. Acht Abgänge meldete der ASV im Sommer, regelmäßig herausragende Drahtzieher verschwanden, das komplette kreative Hirn, die sturmgewaltige Achse, ging. Neustart als Absteiger, Giehl bastelt. Das dauert. Und am zweiten Spieltag, so viel ist klar, darf man so ein 3:4 gegen den FC Fehrbach nicht voreilig einordnen. „Wir müssen unsere aggressive Phase länger halten“, forderte Giehl. „Heute haben wir grobe Fehler gemacht. Das ist auch der Unerfahrenheit geschuldet.“ Die Räume, die der ASV in Hälfte zwei dem FC ließ: riesig. Nur spielten die Pirmasenser ihre Konter meistens schlampig zu Ende. Fehrbachs Spielertrainer Christian Singer sprach von dem „besseren Fußball“, den seine Jungs in Weiß vorgeführt haben, „von gut rausgespielten Toren“. „Auf Kunstrasen sind wir fußballerisch stark. Da war ich froh, als ich das heute gesehen habe“, so Singer. Wenngleich er wusste: Der FC war anfangs extrem in der Bredouille. Ali Jito, Winnweilers Durchstarter, rannte allen davon und veredelte seinen Schlenker (11.), Vollmer hielt aus 25 Metern mal aus dem Fußgelenk drauf, ein Flatterball, der Behr durch die Handschuhe glitt (14.). Richtung Kasten war das, was der ASV bot, nicht verkehrt. Vollmer fütterte Jito mit Bällen, Pascal Hertel wuselte auf Links, die Drei dampften. Hinten aber, da wirkte Winnweiler steif, da offenbarte sich der Totalumbruch. Nach Claudio Malvasos 1:2 (16.), satt mit Vollspann ins Dreieck, egalisierte Schäfer per tollem Flachschuss (62.). Mit einem Wembleytreffer (76.) gelang Marco Schaaf endgültig die Wende, Torhüter Robin Assel hatte den Ball nur an die Lattenunterkante lenken können. „Das war ein Spiel der individuellen Fehler, hüben wie drüben“, wusste Vollmer, dass sich seine Defensive zu oft verschätzt hatte. Noch fehlt das blinde Verständnis. Mit drei Punkten und fast gänzlich neuem Stamm sind Giehl und Co. auf dem richtigen Weg. Und besser wird es ja noch. Davon ist er überzeugt. So spielten sie ASV Winnweiler: Assel - Jan Giehl (77. Weis), Hühn, Pfannenstein, Bleckmann - Hertel, Tim Giehl (60. Vogel), Schönmajer, Steigerwaldt (70. Savic) - Vollmer - Jito Tore: 1:0 Jito (11.), 2:0 Vollmer (14.), 2:1 Malvaso (16.), 2:2 Schäfer (63.), 2:3 Schaaf (76.), 3:3 Savic (82.), 3:4 Schäfer (84.) - Gelbe Karte: Tim Giehl - Beste Spieler: Vollmer, Hertel - Schäfer, Schaaf - Zuschauer: 60 - Schiedsrichter: Dogan (Mainz).

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