Rockenhausen Gedenken für NS-Opfer findet dieses Jahr individuell statt

Die Gedenktafel im Hof der VG-Verwaltung in Rockenhausen: Hier können Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet werden.
Die Gedenktafel im Hof der VG-Verwaltung in Rockenhausen: Hier können Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet werden.

Am kommenden Mittwoch ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. In Rockenhausen wird dieser Tag seit fast 20 Jahren mit einer gemeinsamen Gedenkfeier begangen. Allerdings nicht in diesem Jahr.

Eines wird in diesem Jahr am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, in Rockenhausen anders sein als sonst: Das Erinnern und Mahnen wird wegen der Corona-Bestimmungen nicht gemeinsam stattfinden können.

Noch im vergangenen Jahr kamen an diesem bundesweiten Gedenktag rund 100 Besucher am Gedenkstein im Hof der Verbandsgemeindeverwaltung zusammen. In diesem Jahr sind die Bürger stattdessen eingeladen, individuell zu gedenken, da Menschenansammlungen vermieden werden müssen.

Zwischen 8 und 20 Uhr können Grablichter oder Blumen an der Gedenktafel niedergelegt werden. „Wir wollen den Tag nicht ohne Erinnerung vorbeiziehen lassen“, erklärte Luise Busch vom Arbeitskreis „Aktiv gegen Rechts“ im RHEINPFALZ-Gespräch. „Die Unmenschlichkeit des Nationalsozialismus sollte nicht vergessen werden, so etwas darf nicht wieder passieren“, so Busch.

Jahrestag der Befreiung von Auschwitz

Im jährlichen Wechsel wird an die Entrechtung, Entwürdigung und Vernichtung der Juden, Sinti und Roma, der Behinderten, der Homosexuellen, Zwangsarbeiter und anderer Opfergruppen erinnert. Das Datum 27. Januar erinnert dabei an die Einnahme des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee 1945. Die Befreiung aller KZ und Vernichtungslager dauerte länger als ein Jahr. „Unsere Geschichte verpflichtet uns, dass so etwas wie Gurs und Auschwitz nicht wieder passieren darf“, erklärt Luise Busch.

Der Arbeitskreis „Aktiv gegen Rechts“ organisiert seit fast 20 Jahren das Gedenken im Donnersbergkreis – in Zusammenarbeit mit der Stadt Rockenhausen, der Integrierten Gesamtschule Rockenhausen, der Protestantischen Kirchengemeinde und der Evangelischen Erwachsenenbildung. Das Erinnern wurde mit kulturellen Beiträgen wie Lesungen, Konzerten oder Ausstellungen vertieft. Zudem sollen in den vergangenen Jahren in Rockenhausen und Teschenmoschel verlegte „Stolpersteine“ deutlich machen, dass das Unrecht inmitten der Gesellschaft stattfand, wie Busch betont.

Ortsbegehungen und Alternativer Stadtrundgang

Der Arbeitskreis „Aktiv gegen Rechts“ hat mit Ortsbegehungen in verschiedenen Nordpfälzer Dörfern und einem alternativen Stadtrundgang in Rockenhausen im Oktober 2020 an den 80. Jahrestag der Deportation von mehr als 100 Juden aus der Region in das Lager Gurs in den Pyrenäen erinnert. Die meisten der Deportierten kamen später in Vernichtungslagern wie Auschwitz ums Leben.

Der Stadtrundgang wurde von Egon Busch und dem Historiker Roland Paul zusammengestellt und erläutert; er soll in Zukunft auch auf der Homepage der Stadt Rockenhausen zu finden sein. Ruprecht Beuter verfasste zusätzlich Berichte über die allgemeinen historischen Ereignisse des Judentums in Deutschland. „So kann bald jeder seinen Rundgang selbst gestalten“, so Busch.

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