Donnersbergkreis Gags für Menschen im besten Alter

Ein Mann im besten Alter, der Comedy für Menschen im besten Alter macht: So haben die Besucher am Samstagabend in Ruppertsecken Bodo Bach erlebt. Der hessische Dampfplauderer hat zu jeder Minute des fast zweieinhalbstündigen Programms „… und … wie war ich?“ den Geschmack seiner Zuhörer getroffen und für Lacher am laufenden Band gesorgt. Ein rundum gelungener Abend und einmal mehr ein Erfolg für den Kunst- und Kulturverein RVC-Event, der jedes Frühjahr einen bekannten Comedian ins Haus Donnersbergblick einlädt.

Bodo Bach spricht ein spezielles Publikum an: die „Best-Ager“, Menschen im besten Alter also – in diesem sieht sich auch der 1957 geborene Hesse. „… und … wie war ich?“ ist ein biografisch entlang der Bühnenfigur Bodo Bach aufgebautes Programm, das auch in der Nordpfalz den Nerv des Publikums – fast alle sind „Best-Ager“ – exakt trifft. Jeder kennt Personen wie diejenigen, die im Umfeld von Bodo Bach, seiner besseren Hälfte Gerda oder dem Sohn Rüdiger vorkommen. Der Zuschauer kann sich sofort identifizieren, wenn Bodo beispielsweise über die unterschiedliche Sichtweise von Männern und Frauen bezüglich des heimischen Gartens spricht: „Frauen suchen immer noch ein Plätzchen, an das sie eine Pflanze setzen können, die sie noch nicht haben – Männer überlegen, was sie im Garten bauen könnten.“

Nach diesem Schema läuft auch das Leben im Hause Bach ab – jeder kennt die thematisierten Konfliktfelder, wenngleich die Szenarien natürlich stets überzogen dargestellt werden. Ständig spielt Bach mit dem Alter – geht es um die eigene, nicht mehr vorhandenen Haarpracht, das Geschlechterverhältnis oder die Lebenserwartung der Menschen. Und der Mann auf der Bühne erkennt auch neidlos an, dass der beste Gag des Abends von Birgit aus der ersten Reihe kommt: „Oar“, stöhnt diese laut und für jeden im Saal deutlich hörbar, als der Spaßmacher erklärt, dass Männer mittlerweile durchschnittlich 85 Jahre alt werden. Das Paar in der ersten Reihe ist ebenfalls die Altersklasse von Bodo Bach – die schlagfertige Reaktion der Zuschauerin bringt selbst den erfahrenen Bühnenmann für Sekunden aus der Fassung, bevor er Birgit zum besten Gag des Abends gratuliert.

Bach, der mit bürgerlichem Namen Robert Treutel heißt und als Radiomoderator bekannt wurde – unter anderem mit Scherzanrufen –, ist seine berufliche Vergangenheit deutlich anzumerken: Seine Sätze kommen wie aus der Pistole geschossen, dennoch ist er jederzeit in der Lage, auf das Publikum zu reagieren. In den zwei Stunden streift er eine Menge Themen: die Mentalität der jungen Generation, die am liebsten „chilled“, die Begegnungen mit seinen neuen – türkischstämmigen – Nachbarn, die einen hessischen Fresskorb mit einer Flasche Schinkenhäger-Schnaps und Presssack (Schweinefleischspezialität) überreicht bekommen. Bach macht Witze über die Schwiegermutter („Ich mag sie, aber ich kann sie nicht leiden“), über die Generation 60 plus, die ins Wohnmobil steigt, um etwas zu erleben, über Heilfasten mit Ehefrau Gerda im „Yoga-Gulag“ oder die neue Freundlichkeit in der Service-Landschaft Deutschland. „Was kann ich für Sie tun“: Den Satz, der permanent am Telefon oder beim Betreten eines Hotels geäußert wird, nimmt Bach auseinander und macht deutlich, was tatsächlich hinter dieser falschen Fassade steckt. Auch die Themen Krankheit und Tod spart er in seinem Programm nicht aus, er macht Witze über „Milz and More“ oder seine Erfahrungen als Kassenpatient. Und er stellt die Frage in den Raum, ob Gemüseanbau auf dem Friedhof nicht Sinn machen müsste: „Irgendwo muss das Sprichwort, sich die Radieschen von unten betrachten, doch herkommen“. Wer nach zwei Stunden den Saal verlässt, der hat mit Bodo Bach starke Comedy erlebt, viel gelacht und Spaß gehabt – nicht nur, aber gerade als „Best-Ager“. (jös)

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