Donnersbergkreis Frieden ist für alle das Wichtigste

Am Kreativtisch näherten sich die Kinder spielerisch dem Thema Religionen und deren Gemeinsamkeiten.
Am Kreativtisch näherten sich die Kinder spielerisch dem Thema Religionen und deren Gemeinsamkeiten.

Über 100 Besucher hatten sich gestern auf dem Marktplatz in Rockenhausen eingefunden, um bei der Neuauflage des Kunstprojektes „Engel der Kulturen“ gemeinsam zu spielen, zu essen und sich Fragen zu Religionen zu stellen. Auch für die kleinen Besucher wurde einiges geboten: Beim „Kreativtisch“ konnten sie sich künstlerisch betätigen und beim „Quiz der Kulturen“ Preise absahnen. Die Organisatoren der Veranstaltung stellten die Gemeinsamkeiten der Religionen in den Mittelpunkt.

Wer gestern um die Mittagszeit durch die Rockenhausener Innenstadt spazierte, der wurde von den melodischen Gitarrenklängen des Musikers Kenny Legendre in Richtung Marktplatz geleitet. Dort begrüßte die katholische Gemeindereferentin Tanja Rieger bei strahlendem Sonnenschein und einer leichten Brise des Nordpfälzer Herbstwindes die Besucher des Begegnungstages der Kulturen, welcher von der Arbeitsgemeinschaft von „Engel der Kulturen“ auf die Beine gestellt wurde. Die rund 100 Besucher konnten sich auch gleich betätigen – es standen verschiedene Stationen zur Auswahl, bei denen die Besucher die verschiedenen Kulturen und Religionen besser kennenlernen konnten. Die Viertklässler der Anne-Frank-Grundschule Rockenhausen widmeten sich eine volle Unterrichtsstunde dem „Quiz der Kulturen“. Hier mussten Fragen zu Christentum, Judentum und Islam beantwortet werden. Der Preis: Leckere Süßigkeiten, in Übereinstimmung mit den Speisevorschriften dieser Religionen. Künstlertisch tätig werden konnten die Grundschüler am Kreativtisch: Hier konnte man das Symbol des Kunstprojektes „Engel der Kulturen“ mit bunten Wachsmalstiften ausmalen. An der Station „Engelstafel“ sollten die Besucher Sätze vervollständigen, um ihr Verständnis von Engeln mitzuteilen. Dabei entstanden Sätze wie „Ich kann Engel sein, wenn ich für andere da bin“, „Engel sind für mich Menschen, die mir zur Seite stehen und mir helfen“ und „Ein Engel begegnet mir, wenn ich weine.“ Dann hatten die Besucher die Möglichkeit, Fragen über die drei abrahamitischen Religionen aufzuschreiben, die sie schon immer einmal stellen wollten. Eine Expertenrunde – moderiert von Ruprecht Beuter – beantwortete diesen Fragen für alle Besucher. So fragte eines der Kinder, warum sich die Menschen eigentlich in verschiedene Religionssparten aufgeteilt haben, was Nuray Kirik von der Türkisch-Muslimischen Gemeinde Rockenhausen beantwortete. Danach stellte Kirik vor allem das Gemeinschaftliche in den Mittelpunkt: „Das Miteinander und Verständnis füreinander ist sehr wichtig, und ich finde, dass wir hier einen wichtigen Schritt gehen.“ Für Hans Gaul, als Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde ebenfalls Teil der Expertenrunde, ist die Offenheit gegenüber anderen Kulturen von zentraler Bedeutung: „Es gehört zum Menschsein dazu, dass wir uns alle so akzeptieren, wie wir sind, und deshalb auch alle anderen Glaubensrichtungen respektieren.“ Auch die Rolle der Frau in den Religionen stand im Mittelpunkt der Debatte, hier lieferte Nuray Kirik ein flammendes Bekenntnis für die Gleichberechtigung der Geschlechter: „Im Islam sind Mann und Frau gleichgestellt. Was wir im Alltag oft sehen, hat mehr mit Sitten und der Herrschaft der Männer zu tun.“ Unterstützung bekam Kirik von Tanja Rieger: „Auch im Christentum sind Mann und Frau gleich. Das, was daraus geworden ist, ist von Menschen – in diesem Fall von Männern – gemacht.“ Die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der jüdischen Gemeinde in Kaiserslautern, Larissa Janzewitsch, lobte die gute Atmosphäre, die in der interreligiösen Arbeitsgemeinschaft geherrscht hatte. „Wir stehen gemeinsam für das ein, was uns wichtig ist: für Frieden.“ Deshalb seien Veranstaltungen, die den interreligiösen Dialog förderten, immer wichtig. Bereits zu Beginn der Veranstaltung hatte Bürgermeister Karl-Heinz Seebald ein Plädoyer für das friedliche Zusammenleben der Menschen verschiedener Herkunft und Religionszugehörigkeit gehalten. Als „Engel der Kulturen“ vor drei Jahren seine Premiere feierte, hätte man Menschen, die aufgrund von Kriegen flüchteten, hier noch willkommen geheißen. „Jetzt – drei Jahre später – hat sich die Stimmung weitgehend geändert“, sagte Seebald. Deshalb sei der Begegnungstag der Kulturen ein wichtiges Zeichen: „Das Grundbedürfnis aller Religionen ist das Gleiche: Nämlich in Ruhe und Frieden zu leben, und das kann nur gemeinsam gelingen.“ Während der gesamten Veranstaltung wurde Köstlichkeiten aus den verschiedenen Kulturen als „Fingerfood“ gereicht, bevor ein interreligiöses Friedensgebet die Veranstaltung beendete. Bei den Organisatoren der Veranstaltung hat der „Engel der Kulturen“ seine verbindende Wirkung bereits entfaltet: Man applaudierte sich gegenseitig, bekräftigte die Aussagen der Vorredner und lauschte gespannt den Ausführungen der anderen Experten.

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