Kirchheimbolanden Femeg neu aufstellen, Tourismus in Kibo fördern: Bernd Hofmann hat mit 80 noch viel vor

Ein Geburtstagskonzert zum 80.: Der Bolander Musikverein feierte Bernd Hofmann (links im Bild, mit seiner Frau Dorothee) im Inne
Ein Geburtstagskonzert zum 80.: Der Bolander Musikverein feierte Bernd Hofmann (links im Bild, mit seiner Frau Dorothee) im Innenhof des Schlosses.

Zu seinem 80. Geburtstag, am 28. September, denkt der Kirchheimbolander Schlossherr noch nicht ans Aufhören. Bernd Hofmann hat noch deutlich zu viel Spaß an seinem erfolgreichen Unternehmen und an seinem Herzensprojekt für die Stadt.

Als Kind hat es ihn während der Kriegswirren von Berlin nach Kibo verschlagen. Und obwohl es ihn während seiner Jugendzeit ab und an in die Metropole zurückzog, ist Bernd Hofmann immer wieder in die Kleine Residenz zurückgekehrt. Wo er später seine Frau kennengelernt hat, wo sein Name heute untrennbar mit der Entwicklung eines der schönsten und berühmtesten Orte der Stadt verbunden ist – und wo das Herz seines florierenden Unternehmens schlägt.

Mit einer Eröffnungsbilanz von 1050 D-Mark, knapp 540 Euro, begann am 1. April 1967 in einer Scheune in der Marnheimer Straße die Geschichte von Femeg. 56 Jahre später zählt der Spezialist für Präzisionsteile der Automobil- und chemischen Industrie sowie für Wasserzähler und Armaturen in seiner Firmengruppe mehr als 600 Mitarbeiter in der Pfalz, im Schwarzwald und in Sachsen-Anhalt. Nach Magdeburg, die sachsen-anhaltinische Landeshauptstadt, zog es Hofmann kurz nach der Wende. Denn dort hatte er „einen großen Nachholbedarf“ ausgemacht – im Armaturenbereich, bei Wasserzählern. Hofmann kaufte eine kleine Wasserzähler-Instandsetzung aus einem Kombinat aus DDR-Zeiten. Heute betreibt er sie unter dem Namen Enermess gemeinsam mit den Magdeburger Stadtwerken, aus anfangs fünf sind 280 Mitarbeiter geworden. Mit der Gründung von Enwas in Kibo – ebenfalls Dienstleister für Versorgungsanlagen – zog er 2014, mehr als 20 Jahre später, auch in der Heimat nach. In kürzester Zeit ist Enwas auf 100 Mitarbeiter gewachsen.

„Vorher nie einen Wasserzähler gesehen“

Femeg selbst, das den Großteil seines Geschäfts nach wie vor im Automotive-Bereich macht, ist ebenfalls in Magdeburg vertreten, zumindest ganz in der Nähe: Im Ort Gommern, nur wenige Kilometer entfernt, ist seit 2014 ein weiteres Werk des Unternehmens entstanden, dessen Name übrigens für „Feinmechanik und Gerätebau“ steht. Rund 200.000 Wasserzähler pro Jahr – rund dreimal so viele wie in Kibo – lässt Bernd Hofmann dort produzieren – der Mann, der bis zur Firmengründung 1967, „nie einen Wasserzähler gesehen“ hatte, wie er schmunzelnd berichtet.

Damals gestartet als Service-Stützpunkt eines großen Zählerherstellers, hat sich Hofmanns Unternehmen immer wieder weiterentwickelt, vergrößert, breiter aufgestellt. Von einem Kraftakt spricht der 80-Jährige rückblickend bei vielen Stationen der Firmen- und seiner Lebensgeschichte. Er weiß, dass der nächste ansteht: Doch auch von rückläufigen Absätzen beim Automotive, durch das beschlossene Verbrenner-Aus, lässt sich Hofmann nicht entmutigen, geht die Herausforderung wie immer aktiv an. Es werde darum gehen, für Femeg neue Geschäftsfelder zu erschließen, sagt er optimistisch: „Erste Projekte laufen bereits.“

Schloss war früh das Ziel

Rückschläge, das weiß einer, der 80 dermaßen bewegte Jahre hinter sich hat, gibt es immer wieder. „Niederlagen muss man akzeptieren und die Dinge stemmen, die man beeinflussen kann“, sagt der erfolgreiche Unternehmer. Natürlich ertappe man sich selbst auch mal in Phasen, in denen der Druck überhand zu nehmen drohe – „aber irgendwann kommt die Freude wieder und damit der Erfolg“.

Am Sonntag, drei Tage nach dem 80., hatten Hofmanns Ehefrau Dorothee sowie Werner Kanoffsky, Vorsitzender des Bolander Musikvereins, ein Geburtstagskonzert als Überraschung für den Jubilar auf die Beine gestellt. Im Innenhof des Schlosses. Dort, wo Bernd Hofmann in seiner Kindheit gewohnt hat. Und schon damals hatte er beschlossen, dass es mal ihm gehören soll – „wenn ich groß bin“, hatte er sich damals gesagt. Als es so weit war, er 1994 mit dem Umbau des Gebäudes „in desolatem Zustand“ startete, seien viele skeptisch gewesen, berichtet er – zu Unrecht, wie sich herausstellen sollte.

Schon an die Zeit nach dem Rückzug denken

Das nächste Herzensprojekt heißt Terrassengarten. „Man muss darauf aufmerksam machen, noch mehr Außenstehende begeistern“, sagt Hofmann. Denn eine Kommune könne ein solches Projekt nicht stemmen. Sein Herz hängt an der Weiterentwicklung der Stadt. „Es hat sich in den vergangenen 20,30 Jahren ja schon viel getan“, befindet er. Noch aber gebe es mächtig Potenzial für Tourismus in Kibo. Dieses zu aktivieren sei – natürlich – „ein Kraftakt“.

Der nächste, der für Bernd Hofmann ansteht, wird es sein, „so langsam das Haus zu bestellen“, wie er es ausdrückt. Mit 80 Jahren das Unternehmen für die Zeit nach seinem Rückzug aufzustellen – wenngleich er an den noch längst nicht denkt. „Es gibt keinen Zeitplan. Das steht und fällt mit dem Spaß und der Gesundheit“, sagt er.

Bernd Hofmann (rechts) und Werner Kanoffsky vom Bolander Musikverein.
Bernd Hofmann (rechts) und Werner Kanoffsky vom Bolander Musikverein.
x