Donnersbergkreis „Fahrradhotel“ kommt wohl doch nicht

Es hätte alles so schön werden können. Ein Vorzeigeobjekt für die Region. Doch vermutlich wird daraus nichts. Stand heute wird das „Bed, Bike and more“ in Katzweiler nicht gebaut. Die Gründe sind ein belasteter Boden und die Kosten für die Beseitigung.

18 Doppelzimmer, fünf Familienzimmer, ein Kinderspielplatz, Bistro mit Tagescafé und Außenbereich, finnische Sauna und Dampfbad, Whirlpool, Ruhebereich und obendrauf ein Fahrradladen mit Verkauf, Verleih und Reparatur: Das klang wunderbar, was die B. S. Bauconsulting GmbH aus Kaiserslautern vorhatte. „Ein Pilotprojekt in der Region“, hatte Projektbetreuer Karl-Peter Seibert vor einem Jahr verkündet (wir berichteten). Ende 2014 sollte das „Bed, Bike and more“ in Katzweiler eröffnet werden. Rund drei Millionen Euro wollte das Unternehmen investieren, im Lautertal einen zentralen Anlaufpunkt für Radfahrer aus aller Welt schaffen. Doch statt eines Hotels ragt nur das Unkraut aus dem Boden des Raiffeisengeländes. Und genau dieser Boden ist das Problem. Bei Untersuchungen wurden Belastungen mit Ammonium, Nitrat und Chlorid festgestellt. Das teilt die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd auf Anfrage mit. „Aufgrund der im Boden und im oberen Grundwasserleiter festgestellten Belastungen besteht ein Sanierungsbedarf, auch um den tieferen Grundwasserleiter vor Schadstoffeinträgen zu schützen“, berichtet eine Sprecherin der SGD Süd. Ein im Auftrag der Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main beauftragtes Sanierungskonzept sei vorgelegt worden, das die Beseitigung der Belastungen durch Austausch vorsehe. Dies werde derzeit durch die SGD Süd geprüft. Wie tief man den Boden ausheben muss und welche Kosten dadurch entstehen, konnte die SGD noch nicht sagen. Soweit, so gut: Doch genau diese Kosten sind das Problem. „Die Raiffeisen wollte, dass wir die Kosten für die Beseitigung des Materials übernehmen“, berichtet Seibert. Die Rede war da von über 100.000 Euro. Hinzu kommt ein kleinerer Teil des Geländes, der im Besitz der Deutschen Bahn ist. Auch dort wäre ein Austausch des Bodens notwendig – weitere Kosten. Zu viel für das Unternehmen, wie Seibert mitteilt. Die Grundstücke sind weiter im Besitz von Raiffeisen und Bahn. „Wir hatten einen Vorvertrag, der wurde gecancelt“, sagt Seibert. Die Enttäuschung ist groß bei ihm. „Wir hatten zweieinhalb Jahre geplant und jetzt wird das nichts. Das war ein wirklich toller Standort.“ Eigentlich hatte er gehofft, dass sich die Raiffeisen noch einmal bewegt, sich bereiterklärt, die Kosten für die Sanierung des Bodens zu übernehmen. Doch auf eine Antwort wartete er bislang vergebens. Übrigens auch die RHEINPFALZ, die auf ihre schriftliche Anfrage keine Rückmeldung erhielt. In Rage ist Katzweilers Ortsbürgermeister Otto Hach: „Friedrich Wilhelm Raiffeisen würde sich im Grabe umdrehen, wenn er sehen könnte, was aus seiner einstigen Mission, der genossenschaftlichen Bewegung, in Katzweiler geworden ist.“ Natürlich hatte auch Hach auf das „Bed, Bike and more“ gehofft, auf eine Aufwertung des Ortseinganges, auf Touristen. Wie es aussieht vergebens. Auf die Frage, ob es sich die B. S. Bauconsulting noch einmal überlegen wird, wenn sich die Raiffeisen bereiterklären sollte, die Kosten zu übernehmen, antwortet Seibert: „Das muss man sehen.“ Nun sei die Raiffeisen am Zug, sie müsse sich bewegen. „Die sind aber weit weg, haben keinen Druck. Der Einzige, der nun ein Problem hat, ist der Ortsbürgermeister, weil auf dem Grundstück das Unkraut wuchert und nichts passiert.“ Der stellt sich die Frage, ob die Umweltgefahr, die von dem Gelände ausgeht, größer ist, wenn es bebaut oder befestigt ist, anstatt es so zu belassen? „Momentan werden die Stoffe durch Regen und Witterungseinflüsse eher ins Grundwasser eingewaschen“, sagt Hach. Die SGD Süd teilt mit, dass eine Gefährdung durch die Belastungen nach derzeitigem Kenntnisstand nicht zu erwarten sei. „Verlierer dieser Situation sind die Gemeinde und die Region. Statt den Tourismus zu fördern, werden Möglichkeiten blockiert“, ärgert sich der Ortsbürgermeister. Mit einem Schandfleck am Ortseingang möchte er nicht länger leben: „Als Bürgermeister werde ich eine solche Situation nicht hinnehmen und hoffe auf die Unterstützung der Bürger.“ (ssl)

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