Donnersbergkreis Erst kürzertreten, dann durchstarten

EISENBERG. Kochen oder Backen – das war der Vorschlag von SPD-Direktkandidatin Jaqueline Rauschkolb, als die RHEINPFALZ von ihr wissen wollte, bei welchem Hobby wir sie für unser Kandidatenporträt besuchen dürfen. Doch dann läuft alles ein bisschen anders als geplant.

Eingeladen hat Rauschkolb zur Mittagszeit ins Haus ihrer Eltern nahe der Eisenberger Stadtmitte, da sie selbst mit ihrem Mann gerade innerhalb von Steinborn umzieht. Das künftige Domizil, in dem früher die Großeltern gelebt haben, wird derzeit umgebaut. Mutter Ute, die einen Friseursalon in Jaqueline Rauschkolbs Elternhaus betreibt, öffnet die Tür und bittet in die Küche. Welches Gericht die Tochter wohl gerade zaubert? Doch die sitzt etwas geschafft am Küchentisch. „Heute morgen ging es mir nicht nicht so gut“, entschuldigt sie sich. Länger am Herd zu stehen war heute einfach nicht drin. Kein Wunder: Jaqueline Rauschkolb ist hochschwanger, wenige Tage nach dem RHEINPFALZ-Gespräch ist der errechnete Geburtstermin. Essen gibt es trotzdem. Pfälzer Klassiker: Kartoffelsupp und Dampfnudeln. Mama Rauschkolb war zur Stelle und hat der Tochter kurzerhand unter die Arme gegriffen. Dass die Geburt ihres ersten Kindes – ein Junge, soviel verrät sie – nun mit der Hochphase des Landtagswahlkampfs kollidiert, sieht die 28-Jährige nicht als schlechtes Timing. „Ein Kind kann man eben nicht planen wie einen Autokauf“, sagt sie. Der Gedanke, auf die Kandidatur zu verzichten, sei ihr nicht gekommen. Vielmehr sieht sie die Situation als Herausforderung und „Kompetenzgewinn“. „Wenn man es als Politikerin nicht hinkriegt, wie soll es dann die Alleinerziehende oder die Polizistin schaffen?“, fragt sie. Am Anfang habe sie schon vor, ein wenig kürzerzutreten, sagt Jaqueline Rauschkolb. Im Landtag ginge es für sie im Mai weiter, wenn sie den Einzug schafft. „Wenn sich alles eingespielt hat, will ich wieder voll durchstarten.“ Seit Jaqueline Rauschkolb im November 2014 Margit Conrad als Landtagsabgeordnete beerbt hat, ist sie nicht nur viel in Mainz unterwegs – inklusive Nächten auf dem Klappbett im Abgeordnetenbüro, wenn die Arbeit mal länger gedauert hat –, sie hat auch ihren Wahlkreis, der den Donnersbergkreis plus die VG Hettenleidelheim umfasst, ausgiebig bereist. „Mir ist wichtig, dass man ansprechbar ist“, sagt sie. Thema Nummer eins bei den Bürgern sei derzeit ganz klar die Flüchtlingskrise: „Ich werde überall drauf angesprochen“, sagt sie. „Es sind viele Ängste und Vorurteile da“, hat sie beobachtet. Dennoch findet sie es wichtig, genau darüber zu reden. „Meine Empfehlung ist: Lernt doch mal Flüchtlinge kennen“, appelliert sie. Entscheidend sei, die Leute, die hierbleiben, in den Arbeitsmarkt zu integrieren. „Man muss aber auch offen sagen: Es kann nicht jeder hierbleiben“, findet Rauschkolb, die auch Integrationsbeauftragte des Donnersbergkreises ist. Und auch die bereits hier ansässige Bevölkerung dürfe nicht vergessen werden, damit die Stimmung nicht kippt. Wichtig sei ihr, auch noch andere Schwerpunkte zu setzen: Die Themen Pflege und Gesundheit liegen ihr am Herzen, Pflegestützpunkte zu stärken und die ärztliche Versorgung zu sichern, „damit der ländliche Raum nicht abgehängt wird“. Gebührenfreie Bildung, von der sie als Studentin der Integrativen Sozialwissenschaft selbst profitiert habe, sei ihr ebenso ein Anliegen wie die Aufrechterhaltung und Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs. Auch wenn die RHEINPFALZ Jaqueline Rauschkolb heute nicht „live“ am Kochtopf erleben kann, möchten wir doch noch wissen, warum sie für den Termin mit der Presse Kochen und Backen als Hobby vorgeschlagen hat. „Das entspannt mich“, sagt sie. „Beim Kochen und Backen muss man nicht direkt an die nächste politische Debatte denken.“ Und was kommt bei Rauschkolbs auf den Teller? Wurstsalat mit Bratkartoffeln mag sie gerne. „Oder irgendwas mit Schokolade“, sagt sie. Die Leidenschaft fürs Kochen wird sich auch im Wahlkampf widerspiegeln: Ein kleines Kochbuch mit Rauschkolbs Lieblingsgerichten will die SPD an die Wähler verteilen.