Donnersbergkreis Einzeln um die Kurve

Nach langen Diskussionen, zahlreichen Protesten und einigen Gerichtsverfahren sollen sie Ende des Jahres ans Netz gehen: die drei umstrittenen Windräder auf dem Bocksrück. Kürzlich hat die Planungsfirma Juwi die neun Rotorblätter zur Baustelle transportiert – mit ungewöhnlichem Gerät.

Statt für den Transport der rund 50 Meter langen Rotorblätter große Schneisen in den Wald bei Sippersfeld zu schlagen, setzten die Juwi-Mitarbeiter auf den Flügeltransporter FTV 300. Der 500 PS starke Selbstfahrer der Spedition Bender aus dem nordrhein-westfälischen Freudenberg konnte das knapp 20 Tonnen schwere Rotorblatt auf dem Weg durch den Wald zur Baustelle um 60 Grad aufrichten. So sei er auch um enge Kurven gekommen, teilt Juwi mit. „Neben dem wesentlich geringeren Eingriff in den Baumbestand reduzieren wir mit dem Einsatz des Hydraulik-Flügeltransporters auch die Störungen der Tierwelt auf ein notwendiges Minimum“, sagt Projektmanager Robert Petek. Die für den Transport auf klassischen Tiefladern vorgesehene Route wäre fast fünfmal so lang gewesen, der gesamte Anlieferungsprozess hätte sich laut Juwi über mehrere Wochen hingezogen. „Mit dem FTV 300 konnten wir alle Rotorblätter in nur sechs Arbeitstagen zu den jeweiligen Baustellen transportieren“, bilanziert Petek. Der Transport hat am 22. September begonnen, sagt Juwi-Pressesprecher Michael Löhr auf RHEINPFALZ-Nachfrage. Nachts wurden die Flügel mit speziellen Tiefladern quer durch Deutschland von Aurich in Ostfriesland bis in die Pfalz gefahren. „An der Anschlussstelle Winnweiler verließen die Transporter die A 63 und fuhren über ein kurzes Stück Landstraße zu einem festgelegten Umladeplatz“, berichtet Construction Manager Nico Baumann. Nach Tagesanbruch hat dann ein Kran jedes einzelne Rotorblatt auf den bereitstehenden Flügeltransporter verladen. Dort ist das tonnenschwere Teil sicher mit der Hebehydraulik verbunden worden. Danach ging es im Schritttempo den kurvenreichen Weg hinauf zur Baustelle. „Der FTV 300 hat acht Achsen, alle einzeln lenkbar“, erklärt Baumann. Außerdem handelt es sich bei dem Spezialtransporter um einen sogenannten Selbstfahrer. Es gibt kein Führerhaus – stattdessen wird der Transporter von einem Spezialisten der Spedition ferngesteuert. Die Hydraulik stellt das mächtige Rotorblatt fast senkrecht in die Höhe. Baumann sagt: „Nur so schaffen wir Kurven mit einem derart engen Radius.“ An der Baustelle lagern die Blätter nun, bis Turm und Maschinenhaus fertiggebaut sind. Dann werden jeweils drei Flügel in luftiger Höhe an der Nabe des Windrades befestigt. „Der Transporter ist das ganze Jahr ausgebucht“, sagt Löhr. Deshalb habe Juwi schon jetzt alle Rotorblätter anfahren müssen. Aktueller Stand der Bauarbeiten auf dem Bocksrück: ein Turm sei fast fertiggestellt, beim zweiten stehe bereits das Fundament, das Fundament des dritten Turms befinde sich gerade im Bau, so Löhr. Der Windpark „Bocksrück“ auf den Gemarkungen der Ortsgemeinden Sippersfeld und Börrstadt besteht aus drei Windrädern des Typs Enercon E 101. Die Anlagen haben jeweils eine Nennleistung von drei Megawatt. Zusammen können sie laut Planungsfirma pro Jahr rund 20 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren – das entspricht dem Bedarf von rund 5000 Durchschnittshaushalten. Gegen die Errichtung der Windräder hatte es vor allem in den Ortsgemeinden Alsenbrück-Langmeil und Gonbach, von denen aus die Windräder gut einsehbar sind, heftigen Widerstand gegeben. Es formierte sich eine Bürgerinitiative, die den Bau der Windräder mit einer Klage beim Verwaltungsgericht verhindern wollte. Nachdem die Gegner allerdings wie die Ortsgemeinde Gonbach sowie zwei Naturschutzverbände mit einem Eilantrag gescheitert waren, haben sie noch vor der Entscheidung des Gerichts im Hauptverfahren ihre Klage zurückgezogen. (rxs/red)

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