Donnersbergkreis Eintauchen in vergangene Alltagswelt

Hier wurde das Getreidedreschen vorgeführt.
Hier wurde das Getreidedreschen vorgeführt.

Dampfende Sudkessel, Waschzuber und Lagerfeuer, über denen Kinder Stockbrot brutzeln, das alles hat am Wochenende die viele Besucher nach Dannenfels zum historischen Dorfmarkt gelockt. Seit 1981 gibt es das Fest, damals ins Leben gerufen, um die 650. Wiederkehr der Verleihung der Stadtrechte an Dannenfels zu feiern.

Und keiner ist so stolz auf dieses Ereignis wie der Dannenfelser „Stadtbürgermeister“ Ernst-Ludwig Huy. Gewandet als Dorfgendarm, wachte er am Samstagnachmittag beim Besuch der RHEINPFALZ über den ordnungsgemäßen Marktverlauf, der für die Besucher eine Reise in die Vergangenheit, einen Abstecher ins 19. Jahrhundert darstellte. Zu sehen waren alte Handwerke, wie sie vor über 100 Jahren schon ausgeübt wurden. „Wir sind schon stolz drauf, dass wir die Stadtrechte 37 Jahren früher besessen haben als Kirchheimbolanden“, begrüßte Huy die Besucher. Auf dem Kopf trug er eine bayrische Pickelhaube, ein Sammlerstück, wie er erzählt. In die Uniform passe er auch wieder – weil er sich eine neue hat machen lassen hat, grinst er und lässt sich ein Schnäpschen schmecken. Nebenan ist derweil Andreas Krämer an seinem Stand am Schwitzen, er schöpft eine kochende Flüssigkeit von einem Kessel in einen anderen. „Schaubrauen ist das, was ich hier mache, verkaufen darf ich mein Bier nicht“, erzählt der engagierte Hobby-Brauer, der sich seit mehr als zehn Jahren mit der Bierherstellung beschäftigt. Streng geregelt ist in Deutschland das Brauen, wer dies privat betreibt, der darf seine Erzeugnisse nicht in Umlauf bringen. Bier gibt es für die Besucher dennoch, allerdings aus einer Brauerei und dem Durchlaufkühler. „Das Helle, das hier heute entsteht, das trinke ich dann daheim“, so Krämer, der für die Besucher alle Brauabläufe gerne genau erklärt. Daneben können sich Besucher über Whiskey, Gin und Edelbrände informieren, hier steht die Winnweilerer Nordpfalz-Brennerei mit ihren Erzeugnissen und einem Brennkessel. Gleich ums Eck fallen die Preisschilder ins Auge – geschrieben in Sütterlin-Schrift. „Ich kann das lesen und teilweise auch noch schreiben“, erzählt Gabriele Birkle, die den Stand, den Edith Siebecker einmal ins Leben gerufen hat, heute betreut. Ihren Ludwigshafener Dialekt kann sie nicht verbergen, wenn sie über „Worschtbrot, Weiße Käs“ oder andere Leckereien erzählt. Was am Stand als Ertrag erzielt wird, geht ans Dorf. Das gilt auch für den Verkaufserlös der 200 Brote, die Klaus Heckmann mit seinen fleißigen Bäckergesellen im Steinofen gebacken hat. „Die Brote sind fast schon weg, morgen machen wir neue“, erzählt er. Seit 11.30 Uhr wird gebacken, die Männer haben Spaß an ihrem Tun, das ist jedem anzusehen. Weiter geht es zum Scherenschleifer, der für das Schleifen eines einfachen Messers den stolzen Preis von zehn Cent aufruft. Gut, dass die Energie für das Drehen des Schleifsteins da von Kindern erzeugt wird, die begeistert an der Kurbel drehen. Reiner Holscherer zeigt, wie eine Sense gedengelt wird, von Hand oder mit der nachbauten Dengelmaschine, die sein Vater einst in Österreich entdeckt und nachgebaut hat. Vorbei an Verkaufsständen, Drechsler, Holzschnitzer, Schmied oder Wachfrauen geht es weiter zu Ständen mit Kunsthandwerk. Hier fällt Silkes Kapseldesign auf. Silke Kluge aus Beindersheim gestaltet Unikate aus gebrauchten Kaffee-Kapseln, ideenreich und sehenswert. Kinder kommen beim Forstamt Donnersberg zum Zug. Stockbrot backen, Namensschilder in kleine Holzbretter brennen, einen ausgestopften Dachs streicheln, das alles haben die Förster aufgebaut. Dieter Gass, Martin Teuber und Alfons Holz vom Forstamt laden zudem zum Sägewettbewerb um einen Ster Brennholz ein. Da lässt sich mancher nicht zweimal bitten, greift zur Einmann-Säge und legt trotz warmer Temperaturen munter los. Staunen ruft Lara Dinger hervor, die am Stand der Landfrauen sitzt und spinnt – mit dem Spinnrad. „Hab ich heute grade gelernt“, berichtet sie. Dafür sieht der Faden schon sehr gleichmäßig aus. Nebenan wird gewebt. Manuel Marhofer, örtlicher Bauunternehmer, verlegt derweil in der Sprunggrube der Grundschule auf altherkömmliche Weise Pflaster, etwas das kaum jemand so noch kann. Und die große Handwerkskunst des Rechenmachers demonstriert Alfred Siebecker. Er hat auch anderes Handwerksgerät dabei, beispielsweise einen Tabakschneider. „Einer der Besucher hat gewusst, was das ist, die andern rätseln nur“, freut er sich auch selbst an seinen Exponaten.

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