Donnersbergkreis Eine Regendusche für die Schnecken

Ein letztes Mal krabbelt der Schmetterling über die Hand, dann wird er sich in die Freiheit verabschieden – sehr zum Bedauern ei
Ein letztes Mal krabbelt der Schmetterling über die Hand, dann wird er sich in die Freiheit verabschieden – sehr zum Bedauern einiger Kinder, die die Falter schon liebgewonnen haben.

Was treiben Würmer, Schnecken und Schmetterlinge eigentlich so den ganzen Tag? Die Kinder des katholischen Kindergartens Sankt Sebastian in Rockenhausen wissen es. Mehrere Wochen lang haben sie das Leben der kleinen Gartenbewohner ganz genau unter die Lupe genommen, sogar Raupen bei ihrer Entwicklung zum Schmetterling beobachtet. Vor Kurzem hieß es dann Abschied nehmen von den liebgewonnenen Faltern. Doch das nächste Projekt ist schon in Aussicht.

Es ist ein besonderer Tag für die Kleinen der Projektgruppe im katholischen Kindergarten Rockenhausen: „Heute lassen wir die Schmetterlinge fliegen“, verkünden sie. In einem gläsernen Häuschen hatten sich die bunten Falter vor den Augen der Kinder verpuppt und waren geschlüpft. „Es ist schade, dass die Schmetterlinge jetzt wegfliegen“, findet ein Mädchen – und schon fließen ein paar kleine Tränen über die Wangen. Vielleicht, hoffen die Mädchen und Jungen, schauen die Falter ja immer mal auf ihren Kindergarten. Projektleiterin Nina Haupt ist derweil zufrieden: „Die Kinder haben sich als echte Umweltdetektive erwiesen.“ Das Thema haben die Kinder selbst ausgesucht: Zur Wahl standen Projekte zu Wasser, Mathematik und Naturerfahrung. Für Haupt ist es eine von mehren Aufgaben, die sie in ihrer Ausbildung zur Erzieherin absolvieren muss. Die Wahl der Drei- bis Fünfjährigen überraschte sie nicht – sie habe schon beobachtet, dass die Kinder großes Interesse an der Natur haben. Vor einigen Wochen ging es los – mit einer „Regenwurmbeobachtungsstation“ mit vier Regenwürmern. Mehrmals in der Woche begutachteten die Mädchen und Jungen die Tiere und machten dabei interessante Entdeckungen: „Die graben Löcher in die Erde“, erzählt ein Mädchen. „Damit lockern sie den Boden auf, und in die Öffnungen fließt Regenwasser.“ Und: „Der eine Wurm war so lange wie das Lineal“, sagt die Dreijährige, und ihr fünfjähriger Begleiter fügt an: „20 Zentimeter war der Wurm lang!“ Durch das Projekt, erklärt Haupt, sollten die Kinder erfahren, wie wichtig verantwortliches Handeln in Natur und Umwelt ist. Dabei galt die Aufmerksamkeit der Kita-Kinder nicht nur Würmern. Auch Schnecken belebten das Geschehen. „Vier Sorten hatten wir im Aquarium“, erzählen die Jungforscher und zählen auf: Nacktschnecken, Weinbergschnecken, Bänderschnecken und Schließmundschnecken. „Wir haben sie zunächst über einen Bleistift balancieren lassen“, erzählen die Kleinen mit leuchtenden Augen. Und weil das so gut klappt, erhöhten die kleinen Forscher den Schwierigkeitsgrad, ersetzten den Bleistift durch einen Faden. Und siehe da: „Das haben die auch geschafft!“, staunen die Kinder. Zur Belohnung gab’s Leckereien: „Wir haben sie gefüttert mit Bananen, Gurken, Wassermelonen und Beeren“, verraten die Kinder und erinnern sich gerne an die „Regendusche“, bei der sie die Tiere mit Wasser besprühten. In dieser Phase, erzählt Haupt, sei der Gedanke entstanden, sich als nächstes den Schmetterlingen zu widmen. Über das Internet bestellte sie kleine Raupen. „Nach einer Woche waren die schon sechs Zentimeter groß“, sagt ein Mädchen. „Plötzlich haben die Raupen angefangen zu trommeln“, erinnern sich die Kinder und machen das Getrommel mit den Fingern nach. Den großen Moment, als die ersten Schmetterlinge endlich schlüpften, erwarteten die Kinder mit Spannung. „Ich habe gesehen, wie sie die Flügel ausgebreitet haben“, verkündet ein Kind stolz. Klar, dass auch die Schmetterlinge in der Freiheit von da an mit ganz anderen Augen betrachtet wurden. So entdeckten die Kinder draußen etwa einen Schmetterling mit orangenen Flügelspitzen – einen Aurora-Falter, wie sie bald herausfanden. Dass die Schmetterlinge nun ausgeflogen sind, stimmt so manches Kind etwas traurig. „Ich hätte sie gerne behalten und weiter gepflegt“, sagt ein Mädchen. Immerhin hatte sich der Falter verabschiedet, ist ein letztes Mal über die Haut gekrochen, und „es hat gekitzelt“. Mit dem Erforschen ist damit nicht Schluss: Bald geht es in der Kita mit anderen Lebewesen weiter. „Marienkäfer werden es sein“, verraten die Kinder begeistert: „Was die fressen, wo sie sich verstecken und wie sie sich auf der Haut anfühlen wollen wir erforschen.“ Und auch für die Zeit danach haben die Kinder schon einen Wunsch: Sie wollen das Leben von Ameisen kennenlernen.

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