Donnersbergkreis Dritte Halbzeit:

Die Masse traute kaum ihren Augen. Über 600 Zuschauer. Vor der Partie allesamt euphorisiert, jetzt einfach nur verdutzt. Während sich das im Block des SV Rodenbach, bis Sonntag Primus der Landesliga West, mit fassungslosem Kopfschütteln und ratlosen Blicken signalisierte, flippten die Fans des ASV Winnweiler aus vor Freude. Mehr als 200 waren es, die ihre Elf auf dem Rasen feierten. Abklatschen, Hochleben, Laola-Welle, das volle Programm. Warum, war ja völlig klar: Aus welchem Ärmel zauberte der SVR-Verfolger dieses Kunststück? Woher nahm er sich das Recht, so frech, so gnadenlos zuzuschlagen? 6:1! Rodenbach erlebte eine pechschwarze Stunde. Wieder einmal. Der gestürzte Spitzenreiter steckte erst zwei Pleiten in der laufenden Saison ein – zweimal gegen den ASV, zweimal war es ein Desaster. 0:6, 1:6. Damit wäre eindeutig geklärt, wer die beste Mannschaft der Klasse hat. 1:12-Tore in zwei Gipfeltreffen lassen keine Zweifel offen. Hätte der Giehl-Trupp nur nicht so oft gepatzt... Nun gut: Das 6:1 ist in der finalen Phase des Titelrennens eine Ansage, wie sie dröhnender nicht sein kann. Der ASV hat gezeigt, wer die Eins ist. Eindrucksvoll. 87 Saisontore – alleine 55 davon durch Waldemar Schneider (32) und Fabian Schmitt (23) – sind einsame Liga-Spitze. Vier Partien noch, vier lösbare Aufgaben. Bloß nicht mehr stolpern. Wunder gibt es immer wieder. Der FV Kriegsfeld hätte eines gebraucht. So ist seit Wochen abzusehen, obwohl rechnerisch noch alles ging: Das abgeschlagene Schlusslicht der B-Klasse ist raus. „Wenn man einmal unten drin steckt, ist es ganz schwer, wieder raus zu kommen“, sagt Trainer Michael Uhl. Bereits im Januar informierte er den Klub, auch im Falle C-Klasse weiter an der Seitenlinie des Aschenplatzes coachen zu wollen. Und da bahnte sich der Sturz schon an. Dennoch: Zu spät, um Lebenszeichen von sich zu geben, ist es nie. 2:0 bekämpften die Kriegsfelder am Sonntag den TuS Stetten, Sebastian Möbus und Timo Weyrauch trafen. Der erste Dreier seit dem 4:2 am 14. September gegen die SG Göllheim/Dreisen II. Eine Durststrecke von 19 Partien. „Wir haben mal 90 Minuten konzentriert durchgespielt, hatten nicht zehn Minuten dabei, wo wir die Tore fangen“, erklärt Uhl den dritten Saisonsieg. Zehn Punkte hat seine Elf. Als der Neuhemsbacher vor der Runde voller Elan sein Amt antrat, gab er ein erstes Etappenziel aus: Acht Zähler aus den ersten fünf Spielen sollten es sein, am Liga-Ende vorderes Mittelfeld. Den achten Punkt holte der FVK jetzt mit 15 Partien Verspätung. Irgendetwas muss da gewaltig in die Hose gegangen sein. „Wir hatten drei Langzeitverletzte. Mit der Reserve sind die nicht auszugleichen. Dann haben wir immer wieder keinen Torwart gehabt. Das zieht sich durch die ganze Saison“, hadert Uhl. „Dann trifft man Pfosten, Latte, verschießt noch einen Elfer...“ Alles kommt zusammen. Thema Abstieg – abwarten. Vielleicht gibt es das Wunder und keine Mannschaft muss gehen. Wäre keine Premiere. Von einer „taktischen Meisterleistung“ war in unserem Sportteil am Montag zu lesen. Klar, die muss es auch gewesen sein. Der TuS Ilbesheim, enttäuschender Letzter, empfing die unantastbare SG Appeltal. Das hieß: 20 geschossene Tore kontra 83, 62 gefangene Buden kontra sieben. Die Zeichen standen auf Abschuss. Ganz gewaltig. „Gegen eine solche Mannschaft weiß man, dass nicht viel geht. Wir haben den schlechtesten Sturm. Da haben wir eben hinten gut gestanden und kaum Chancen zugelassen“, schildert Trainer Jörg Bechtel seinen Kniff, den TuS mit Louis van Gaals WM-System, einer Fünferkette, auflaufen zu lassen. Es fruchtete: In der 19. Minute netzte Daniel Berg zwar zum 1:0 für die SGA ein, als ihm das Leder nach einer Flanke vor den Schlappen fiel. Danach passierte aber nichts mehr. „Wir haben die Räume eng gemacht“, so Bechtel. Natürlich bringt die Ausrichtung wenig bis gar keine Punkte. Ziel war Schadensbegrenzung. Gelungen. Bechtel übrigens verlässt nach der Runde Ilbesheim. Vom Verein her, sagt er, sei alles optimal. Nur: Wenn man ein wenig Erfolg haben wolle, „darf ich nicht jeden Sonntag Angst haben, ob ich genug Spieler habe.“ Von ungefähr steht kein Klub auf dem letzten Rang...

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