Donnersbergkreis Deutschlandpremiere auf der Eistalbahn

91-55772135.jpg

Wenn heute in Eisenberg das Jubiläum „20 Jahre Eistalbahn-Reaktivierung“ mit einigen Monaten Verspätung gefeiert wird, dann hat das schon fast Tradition. Auch die Zehn-Jahres-Feier ging 2004 statt im Mai erst im Oktober über die Bühne. Nächstes Jahr gäbe es schon wieder Grund zu feiern, weil 1995 der Abschnitt von Eisenberg nach Ramsen reaktiviert wurde.

Im Donnersbergkreis war vor gut 20 Jahren selbst vielen Verantwortlichen wie Landrat Winfried Werner gar nicht bewusst, welche Pionierarbeit sie leisteten. Dass mit der Wiederinbetriebnahme der Bahnlinie zwischen Grünstadt und Eisenberg eine Deutschlandpremiere geboten wurde, war nur wenigen Fachleuten bekannt, die bundesweit überblickten, was sich bei den diversen Reaktivierungsprojekten tat. Dass nicht eines der Vorhaben in Baden-Württemberg als erstes die Ziellinie erreichte, sondern die Eistalbahn, lag vor allem am Mut zu unkonventionellen Lösungen und der reibungslosen Zusammenarbeit (fast) aller Beteiligten in Land, Kreisen und Kommunen. Schlüsselfiguren waren dabei der Neustadter Nahverkehrsexperte Werner Schreiner und der Leiter der Verkehrsabteilung im Mainzer Wirtschaftsministerium, Karl-Geert Kuchenbecker, der der zögernden Deutschen Bahn (DB) mit teilweise ungewöhnlichen Methoden Dampf machte. Erst kurz vor Abfahrt des Eröffnungssonderzuges in Eisenberg am 26. Mai wurden die schwierigen Verhandlungen abgeschlossen und dann am Eisenberger Bahnhof die Verträge unterschrieben. Die Wiederaufnahme des Zugbetriebs 18 Jahre nach Einstellung des Personenverkehrs im Jahr 1976 erwies sich schnell als Erfolg. In den Zügen, die von Eisenberg fast alle über Grünstadt hinaus bis nach Frankenthal fuhren, wurden rund zwei Drittel mehr Fahrgäste gezählt als zuvor in den Bussen. Im März 1995 kamen Kommunalpolitiker aus der Südpfalz nach Eisenberg, um sich anzusehen, wie eine Streckenreaktivierung funktioniert. Sie fuhren ermutigt wieder nach Hause und folgten dem Eisenberger Vorbild. Im September 1995 wurde die Strecke von Winden nach Bad Bergzabern reaktiviert, im März 1997 folgte der besonders spektakuläre Fall der grenzüberschreitenden Strecke von Winden ins elsässische Weißenburg. Bei der deutschen Streckenreaktivierungs-Meisterschaft waren zuvor allerdings nach der Goldmedaille für Grünstadt–Eisenberg im Mai 1994 für die Abschnitte Eisenberg–Ramsen und Grünstadt–Monsheim im Mai 1995 auch Silber und Bronze ins Leiningerland gegangen. Im August 2001 folgte schließlich noch der Abschnitt zwischen Ramsen und dem Eiswoog, der aber nur an Sonn- und Feiertagen bedient wird. Im August 2001 wurde für die überfüllten Dampfsonderzüge zum Eiswoog erstmals der wiedererrichtete Kreuzungsbahnhof in Eisenberg genutzt – allerdings war dazu örtliches Personal erforderlich, was nur zu besonderen Anlässen, aber nicht im Alltagsbetrieb praktikabel war. Als im Oktober 2004 das Jubiläum „Zehn Jahre Eistalbahn-Reaktivierung“ gefeiert wurde, konnte der Kreuzungsbahnhof in Eisenberg dann erstmals zum Aktionstag „Autofreies Eistal“ mit signaltechnischer Sicherung durch das neue elektronische Stellwerk in Neustadt betrieben werden. Wie nützlich eine dadurch mögliche dichtere Zugfolge ist, konnten die Ehrengäste des Jubiläumssonderzuges erleben. Weil in der Einladung eine falsche Uhrzeit stand, verpassten sie in Grünstadt komplett den gnadenlos pünktlich abfahrenden Dampfzug. Dank des neuen Stellwerks fuhr dann aber schon 30 Minuten später der nächste Rheinland-Pfalz-Takt-Zug.

x