Donnersbergkreis Das Kreuz macht’s möglich

In der Normandie wird dieses Jahr in vielen Städten und Dörfern der Invasion durch alliierte Truppen vor 70 Jahren in Frankreich gedacht. Man erinnert sich an die erbitterten Kämpfe in der Zeit vom 6. Juni bis 15. August 1944. So auch dieser Tage in Le Dézert. Mit einem extra eingeladenen Gast aus Deutschland – nein, nicht mit Bundespräsident Joachim Gauck oder Kanzlerin Angela Merkel, sondern mit Leo Dörr aus Schweisweiler. Denn den 90-jährigen ehemaligen Wehrmachtssoldaten verbindet etwas ganz besonderes mit dem 550-Seelen Dorf Le Dézert.

Dörr war als 19-jähriger Infanterie-Pionier im Sommer 1943 in Le Dézert bei Saint-Lô stationiert. In drei Monaten, von Juli bis September, hatten er und seine Kameraden dort eine gezielte Spezialausbildung erhalten, die dann im Herbst in Russland zur Anwendung kam. Bei einem Wachrundgang an einem Schloss in Le Dézert hatte der Nordpfälzer damals in einem Schutthaufen ein Kommunionkreuz aus Perlmutt mit Silberbeschlag gefunden. Es trug die Inschrift: Elisabeth de Cussy 1893. Und welch Zufall: Diese Jahreszahl war das Geburtsjahr seiner Mutter. Also hat der damals 19-jährige Dörr dieses Kreuz als Talisman an sich genommen. Und es hat ihn während des ganzen Krieges – erfolgreich – begleitet. Auch die Jahrzehnte danach hatte das Kreuz seinen festen Platz im Schlafzimmer des Nordpfälzers. Bis zum 19. März 2011. Da hat Dörr – nach 68 Jahren und vorheriger mühsamer Recherche– das Kreuz an den Urenkel von Elisabeth de Cussy, Thierry de Scitivaux, in einer Feierstunde im Bürgermeisteramt zurückgegeben. Dörr: „Das waren sehr bewegende Momente – auf beiden Seiten.“ Daran haben sich nun bei der Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Invasion der Alliierten auch die Verantwortlichen von Le Dézert erinnert. Dörr erhielt eine Einladung von Thierry de Scitivaux, am Festakt teilzunehmen. Für den 90-jährigen war die Zusage dann keine Frage. Zumal ihn seine Frau Renate die 850 Kilometer mit dem Auto gefahren hat. Bei der Zeremonie vor dem Rathaus traf Dörr einen weiteren Ehrengast, den 94-jährigen US-Veteran Bernard Dargols. Von ihm und den französischen Gastgebern erfährt Dörr, dass in jenen Tagen im Juli 1944 in Le Dézert die heftigsten Kämpfe stattfanden. Das Dorf wechselte mehrere Male die Besitzer. Zur Erinnerung ist nun die Gedenktafel „Square de la 39e US“ enthüllt worden. Sozusagen als Dank für die Befreiung von der damaligen Besatzung durch die Deutschen. Und da war nun ein Deutscher mittendrin. Dörr erhielt sogar als Geschenk ein Aquarellgemälde von dem ehemaligen Schloss, in dem seine Kommandatur untergebracht war. Von dem Schloss, an dem er damals das Kreuz gefunden hatte und das später bei den Kampfhandlungen mit der deutschen Wehrmacht restlos zerstört worden war. Ausgerechnet ein ehemaliger Wehrmachtssoldat hat dieses Schloss-Aquarell bekommen – nicht nur für Dörr ein großes Zeichen der Versöhnung und der Dankbarkeit für 70 Jahre Frieden. (lor)

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