Donnersbergkreis Aus der Schublade auf den Acker

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Manchmal ist es eben doch sinnvoll, sogenannte „Schubladenpläne“ aufzuheben. Ein Beispiel dafür ist künftig auf Schiersfelder Gemarkung zu sehen: Sieben Jahre nach der Ausweisung von Flächen für Photovoltaik-Freiflächenanlagen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen bringt die Ludwigshafener Pfalzwerke-Tochter Pfalzsolar Anfang Dezember den Solarpark „Auf dem Hackenberg“ ans Netz. Das Kraftwerk mit einer Nennleistung von 7,69 Megawatt peak ist eines von wenigen, das auf Ackergelände in einem benachteiligten Gebiet entsteht. Maximal zehn solcher Anlagen darf die Bundesnetzagentur 2016 den Zuschlag erteilen.

2009 hatte der Verbandsgemeinderat Alsenz-Obermoschel auf Wunsch verschiedener Investoren und Ortsgemeinden eine flächendeckende Untersuchung des VG-Gebiets nach geeigneten Arealen für Photovoltaiknutzung durchzuführen. Die hierbei ermittelten Potenzialflächen wurden dann einzeln auf ihre Eignung geprüft. Wesentliche Kriterien waren die Größe, Neigung und Möglichkeiten der technischen Erschließung; außerdem sollten die Standorte zur Bewahrung des Landschaftsbildes nicht von weither einsehbar sein. Die damalige Fassung des Erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG) ermöglichte eine Förderung von Freiflächenanlagen auf Ackerland. Übrig blieben drei geeignete Standorte: nördlich von Niedermoschel Richtung Hallgarten (34 Hektar), südlich von Obermoschel (11,7 Hektar) sowie „Auf dem Hackenberg“, an der K 16 östlich von Schiersfeld gelegen (12,4 Hektar). Die Gemeinden leiteten daraufhin mit Hochdruck Bebauungsplanverfahren ein, so auch die Ortsgemeinde Schiersfeld. Kurz vor Rechtskraft des Bebauungsplans „Auf dem Hackenberg“ dann die Enttäuschung: Der Gesetzgeber änderte kurzfristig das EEG, zum 1. Juli 2010 entfiel die Förderung von Freiflächenanlagen auf Ackerland. Die Investoren zogen daraufhin den bereits eingereichten Bauantrag zurück. Bemühungen der Gemeinde Schiersfeld, neue Interessenten für den Solarpark zu finden, blieben angesichts mangelnder Fördermöglichkeiten erfolglos. Im vergangenen Jahr änderten sich dann die gesetzlichen Grundlagen erneut – nun zum Vorteil des Schiersfelder Solarparks. Seit 2016 dürfen im Rahmen von Pilotausschreibungen bis zu zehn Anlagen mit einer Nennleistung von bis zu 10 Megawatt peak auf Ackerflächen in benachteiligten Gebieten errichtet werden. Jetzt hatte das Schiersfelder Areal sogar einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Flächen: Es lag bereits ein bestehender Bebauungsplan und somit auch schon Baurecht vor, weshalb sich mehrere Investoren für eine Realisierung des Solarparks interessierten. Nach verschiedenen Gesprächen entschieden sich die Grundstückseigentümer und die Gemeinde letztlich für eine Zusammenarbeit mit Pfalzsolar. In der vierten Ausschreibungsrunde für Freiflächenanlagen im vergangenen April hat Pfalzsolar dann den Zuschlag erhalten. Laut Bundesnetzagentur wurden in der gesamten Runde 108 Gebote mit einem Volumen von 540 Megawatt abgegeben – das maximal zu vergebende Volumen von 125 Megawatt war demnach mehr als vierfach überzeichnet. Das höchste erfolgreiche Gebot lag bei 7,68 Cent pro Kilowattstunde, das Niedrigste bei 6,94 Cent – der Vergütungssatz für Schiersfeld beträgt 7,41 Cent. Insgesamt haben bundesweit 21 Projekte den Zuschlag erhalten. „Die gesetzliche Regelung zum Ausschreibungsverfahren von Freiflächen wird in der Branche oftmals kontrovers diskutiert“, sagt Pfalzsolar-Geschäftsführer Thomas Kercher, „und das mit gutem Grund: Die Bezuschlagung eines Projekts sagt leider noch lange nichts über dessen Realisierung aus.“ Kercher kritisiert, dass das Verfahren eine spekulative Gebotsabgabe ermöglicht – bis hin zu unrealistischen Tiefpreisen. „PV-Freiflächenprojekte leisten nach unserer Einschätzung einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende in Deutschland, weshalb wir auch an künftigen Ausschreibungsrunden teilnehmen. Allerdings werden wir uns, wie schon im Falle Schiersfeld, nur mit absolut realistischen Geboten beteiligen.“ Der Schiersfelds Ortsbürgermeister Ingo Lamb ist sehr erfreut, dass der Solarpark nach dem vorläufigen Aus im Jahr 2010 nun doch realisiert wird. Er berichtet von „harmonischen und vertrauensvollen Gesprächen“ mit Pfalzsolar. Nur so hätten die Arbeiten, denen eine rekordverdächtigen Planungszeit von sechs Monaten zwischen Zuschlag zum Projekt und Baubeginn voraus gingen, noch 2016 ausgeführt werden können. Die Ortsgemeinde könne mit den jährlichen Vergütungen ihren Haushalt dauerhaft entlasten und die vielfältigen Aufgaben leichter schultern. Der Solarpark „Auf dem Hackenberg“ soll ab 1. Dezember Strom ins öffentliche Netz einspeisen. Bis dahin müssen die Monteure vor Ort 312 Modultische für die fast 30.000 PV-Module installieren, die zusammen jährlich mehr als 8,5 Millionen Kilowattstunden Solarstrom erzeugen sollen. Verbaut werden zudem 104 Wechselrichter. Damit kann das Kraftwerk, dessen Höhe 3,50 Meter nicht überschreiten darf, nicht nur rechnerisch den jährlichen Energiebedarf der rund 230 Schiersfelder decken, sondern weitere bis zu 1900 Durchschnittshaushalte versorgen. Gesichert wird der Solarpark, über dessen Investitionskosten Pfalzsolar keine Angaben macht, mit einem Doppelstabmattenzaun mit Übersteigschutz. „In Rheinland-Pfalz wurden in der vierten Ausschreibungsrunde übrigens nur zwei Projekte vergeben. Für uns ist es daher besonders schön, in dieser Größenordnung vor der eigenen Haustür aktiv zu werden“, sagt Kercher. Er lobt die gute Zusammenarbeit mit der VG Alsenz-Obermoschel, der Kreisverwaltung, der Ortsgemeinde Schiersfeld und den Grundstückseigentümern. |bhs

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