Donnersbergkreis Alzey/Worms: ERP Wormser EWR verschmelzen

In Worms wird auch künftig der Hauptsitz der EWR sein. Gestern informierte das Unternehmen über die Fusion mit der ERP. Die Stad
In Worms wird auch künftig der Hauptsitz der EWR sein. Gestern informierte das Unternehmen über die Fusion mit der ERP. Die Stadt und die Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden werden an der EWR beteiligt sein.

„Was zusammengehört, ist nun auch zusammengefügt.“ Mit diesen Worten fasste gestern Udo Beckmann die vergangenen zweieinhalb Jahre zusammen, in denen die rheinhessischen Energieunternehmen EWR AG mit Sitz in Worms und die ERP GmbH in Alzey gemeinsame Gespräche führten. Das Ergebnis: In einem Fusionsprozess wird nun bis Ende Oktober/Anfang November die ERP aufgelöst und mit der EWR AG verschmolzen. Es waren lange, zähe Verhandlungen, wie gestern bei einer Pressekonferenz am EWR-Hauptsitz in Worms mehrere Beteiligte betonten. An der neuen EWR werden auch die Stadt und die Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden beteiligt sein.

Die Fusion sei eine „Antwort auf den tiefgreifenden und weiterführenden Wandel in den Rahmenbedingungen der Energieversorgung“, sagte der Wormser Oberbürgermeister und EWR-Aufsichtsratsvorsitzende Michael Kissel. Vor zweieinhalb Jahren habe man Gespräche bezüglich einer Kooperation aufgenommen, habe eine Potenzialanalyse anfertigen lassen. Das Ergebnis: „Nur eine Fusion schafft Synergien“, sagte Kissel. Ähnlich beschrieb es auch der Alzeyer Stadtbürgermeister Christoph Burkhard, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der ERP: „Es war nicht einfach, beide Unternehmen sind kerngesund und am Markt etabliert. Wir wollen aber die Wertschöpfung der Unternehmen nachhaltig in der Region halten und uns lieber gegenseitig stärken anstatt im Wettbewerb zu schwächen.“ Aus Sicht der ERP-Gesellschafter – zu denen auch die Stadt Kirchheimbolanden mit ihrer Tochter, der Projekte und Service GmbH (2,82 Prozent), sowie die Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden (0,47 Prozent) gehören – sei ein sehr gutes Verhandlungsergebnis erzielt worden, wie Burkhard sagte. Nach dem Zusammenschluss werden die Kommunen mehrheitlicher Anteilseigner sein. Dafür erwerben die kommunalen ERP-Gesellschafter Anteile am Unternehmen. Wie berichtet, hat sich der Stadtrat in Kirchheimbolanden darauf verständigt, den Anteil an der EWR auf 2,25 Prozent anzuheben. Über die Projekte und Service GmbH müssen dafür rund 4,6 Millionen Euro aufgenommen werden. Der Kirchheimbolander Verbandsgemeinderat hatte einer Fusion zwar zugestimmt, aber eine Erhöhung der Anteile dagegen abgelehnt. Die VG wird mit 0,17 Prozent an der EWR beteiligt sein. Möglich sei eine kommunale Mehrheit geworden, weil sich RWE-Tochter Innogy (bislang mit 50 Prozent an der EWR beteiligt) und die Thüga AG München (79,29 Prozent an der ERP) bereiterklärt haben, Anteile zu verkaufen. „Das war in den Verhandlungen ein Meilenstein“, berichtete Burkhard. Künftig werden die kommunalen ERP-Gesellschafter 18 Prozent der Aktien halten, die Stadt Worms ist mit 32 Prozent beteiligt. Thüga und Innogy teilen sich hälftig 50 Prozent minus eine Aktie des neuen Unternehmens. 21 Mitglieder werden im Aufsichtsrat sitzen: sieben Vertreter der Arbeitnehmer, jeweils fünf Mitglieder der Stadt Worms und der kommunalen Gesellschafter der heutigen ERP sowie je zwei Mitglieder von Thüga und Innogy. Die Stadt Kirchheimbolanden wird davon einen Sitz haben. Außerdem wird neben dem Aufsichtsrat ein Kommunalbeirat als ergänzendes Gremium gegründet. „Die neue EWR ist so aufgestellt, dass die Energieversorgung in der Nordpfalz gesichert ist“, sagte Klaus Hartmüller, der Kirchheimbolander Stadtbürgermeister und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der ERP. Das Versorgungsgebiet des Energieunternehmens reiche von der Bergstraße bis an den Donnersberg. Auch Hartmüller berichtete, dass die Verhandlungen „lang und hart waren, aber auf Augenhöhe“. Bernd Böddeling, Bereichsvorstand bei der Innogy, zeigte sich davon überzeugt, dass „die Entwicklung hier eine gute Antwort auf die Probleme und Herausforderungen der Zukunft“ ist. Das unterstrich auch Michael Riechel, Vorstandsvorsitzender der Thüga: „Das Gesicht der deutschen Energielandschaft wird sich in den nächsten zwei Jahren verändern. Ich habe eine klare Devise: Konkurrenz kostet Geld, Kooperation schafft Mehrwert.“ Eine solche Fusion sei nur zu erreichen, wenn die Mitarbeiter den Sinn dahinter verstehen, sagte ERP-Geschäftsführer Udo Beckmann, künftig Mitglied des EWR-Vorstandes. Er betonte, dass es keine Entlassungen aufgrund der Verschmelzung geben werde. Für die Mitarbeiter sei ein Kündigungsschutz von acht Jahren vereinbart worden. Hauptsitz des Unternehmens wird in Worms sein, die Netzgesellschaft und die EWR Neue Energien GmbH werden in Alzey angesiedelt. Mitarbeiter, die nun von Alzey nach Worms oder umgekehrt fahren müssen, sollen ein Jahr lang eine Entschädigung erhalten. „Basis eines erfolgreichen Unternehmens ist es, zufriedene Mitarbeiter zu haben“, so Beckmann. EWR-Vorstand Stephan Wilhelm ergänzte: „Wir wissen, wo wir hinwollen. Es ist aber auch noch viel Arbeit und bedarf vieler Gespräche.“ Der rechtsgültige Termin der Fusion soll Ende Oktober/Anfang November sein. Bis dahin wirken EWR und ERP als Einzelunternehmen. „Die Herausforderungen, die wir auf dem Markt haben, sind enorm groß. Wir sind sehr, sehr gut aufgestellt, können aber noch besser werden“, meinte Dirk Stüdemann. Er ist der EWR-Vorstandsnachfolger von Günter Reichart, der Ende Mai in den Ruhestand verabschiedet wurde. Im Herbst wird auch Peter Missal, der zweite Geschäftsführer der ERP, in den Ruhestand treten. Für den Kunden soll sich mit der Fusion zunächst einmal nichts ändern, wie Beckmann betonte. „Die Verträge bleiben 1:1 bestehen. Das ist selbstverständlich.“ Aufsichtsratsvorsitzender Michael Kissel – hier soll es zweijährig einen Wechsel geben – glaubt, dass diese Fusion auch Vorbildcharakter für weitere Kooperationen in Rheinhessen haben kann. Da sei jedoch aktuell nichts weiteres geplant.

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