Adventskalender Adventstürchen (23): Drei Mäuse mit einem süßen Auftrag
Groß, gelb und über 30 Tonnen schwer sieht man sie dieser Tage oft schon von Weitem auf den Feldern stehen. Mit einer Aufnahmebreite von über zehn Metern, dem 15 Meter langen Überladearm und dem neun Meter langen Gegengewichtarm sieht so eine Lademaus ein bisschen aus wie ein gelber Skorpion – oder wie ein Ufo, gerade bei Nacht. Bis zu fünf Metern hoch sitzt der Mausfahrer in seiner Kabine.
Von hier oben hat er einen guten Überblick über die Zuckerrübenmiete, die er gerade verlädt. Mit den LKW-Fahrern verständigt er sich über Funk, und wenn der LKW da ist, geht es ans Beladen. Dabei sei Effizienz besonders wichtig, erklärt Steffen Ott, der als Obmann der Mausfahrer verantwortlich für die Planung der Lademäuse ist. „Wir wissen ja, wie schwer unsere LKWs sind, und dann wird entsprechend zugeladen. Ein guter Mausfahrer kann bis auf 200 Kilo genau die 27 Tonnen Rüben zuladen, bei denen dann das erlaubte Gesamtgewicht von 40 Tonnen für die LKWs erreicht ist.“
Aber eine Rübenmaus ist nicht nur zum Verladen da: Ein Rübenreinigungslader, wie die Maus auch heißt, reinigt die Rüben vor dem Verladen, damit nicht unnötig Gewicht an Erde, Schmutz oder Blattgrün mit auf den LKW gelangt. „Das passiert über die verschiedenen Walzen und Bänder, über die die Rüben laufen, ehe sie in den Verladearm gelangen“, erklärt Steffen Ott.
Der Transport der Rüben läuft Jahr für Jahr mit mehr Technik und wird immer ausgeklügelter. „Wir können mittlerweile ,just in time’ liefern, genau die Menge, die die Fabrik benötigt“, so Ott. Und das ist nicht wenig: Das Werk in Offstein verarbeitet rund 16.000 Tonnen Rüben am Tag, das sind gut 600 LKW-Ladungen. Die werden von mehreren Transportgruppen angeliefert. Dafür laden die Mäuse sechs Tage die Woche 24 Stunden am Tag Zuckerrüben auf die LKWs: Nur sonntags laufen die Bänder der Mäuse nicht. Dafür wird dann geputzt und repariert.
Und warum haben die Lademäuse nun Frauennamen? Das haben sich die Mausfahrer vor Jahren ausgedacht, erzählt Steffen Ott lachend: „Wir fanden das einfach charmanter als nur Süd-, West- oder Ostmaus.“
Fährt er denn als Obmann überhaupt noch selber? Auf jeden Fall, meint er, mindestens einmal in der Woche übernehme er eine Schicht. „Das ist der schönste Job, den wir hier in der Transportgemeinschaft haben. Auch, weil man rumkommt, immer wieder andere Landwirte trifft und sich austauschen kann.“ Das Gebiet, in dem die drei Mäuse der Transportgemeinschaft Pfalz unterwegs sind, ist übrigens riesig groß: es reicht vom Rhein bis nach Frankreich, von Rheinhessen bis hinter Pirmasens.