Donnersbergkreis 100 Jahre und noch kein bisschen müde

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KIRCHHEIMBOLANDEN. Etwas Schönes, Erfreuliches gab es am Sonntag in Kirchheimbolandens uralter Peterskirche mit einem leider nicht allzugut besuchten Konzert zu feiern: 100 Jahre alt ist die dortige Steinmeyer-Orgel, noch immer im Originalzustand und, von kleineren Wehwehchen abgesehen, bestens funktionsfähig. Das Duo Klangzauber aus St. Ingbert machte das mit solide gespielter Musik für Orgel und Flöte anschaulich.

Der Klang der Orgel unterschiedet sich stark von barocken wie von heutigen Instrumenten: Man versuchte damals, den eher gedeckten Klang eines von Streichern dominierten Orchesters nachzuahmen: Es gibt in der Peterskirche keine einzige Zungenstimme. Das Instrument hat durchaus seinen eigenen klanglichen Reiz, eignet sich aber, so denkt man, nur für bestimmte Musik, zum Beispiel von Felix Mendelssohn. Mit dessen Allegro moderato maestoso eröffnete der in St. Ingbert wirkende Organist Christoph Jakobi das Konzert. Er tat das grundsolide, sonor und klar. Aber auch für Wolfgang Amadeus Mozarts Andante in C-Dur KV 315, das Jakobi mit seiner Partnerin an der Querflöte, Jessica Weißenauer, ebenfalls aus St. Ingbert, ansprechend präsentierte, hat das Instrument überraschenderweise schöne, streichende Stimmen. Die Flötistin spielte elegant und strahlend klar, der Organist traf schön den Charakter der tändelnden mozartschen Musik. In der Folge wechselten sich Stücke für Orgel solo und im Duett ab. Von der Orgel nochmal Mendelssohn: Das Präludium in c-Moll aus op. 37 Nr. 1, profund und nachdrücklich vorgetragen. Ein kräftiger Pedalbass gibt dem Stück klares Relief. Ein elegischer Flötengesang über eleganter Orgelbegleitung war eine Pavane in f-Moll, eine bezaubernd milde, abendliche Musik ist die Ballade in E-Dur von André Waignein (1942-2015). Jakobi erwies sich als idealer Begleiter, der sich den Flötenmelodien subtil und elegant anzuempfinden wusste. Solo brachte er von Johannes Brahms ein Präludium in g-Moll, WoO 10, und das Choralvorspiel über „Herzliebster Jesu, was hast Du verbrochen“ aus op. 122. Das Präludium war zügig und zusammenhängend vorgetragen, über dem kompakten Grundorgelklang lag hier ein kostbar wirkendes, feines Glitzern. Man kann also mit diesem Instrument auch durchaus delikat registrieren. Im Duo folgte die Vokalise in g-Moll von Sergej Rachmaninoff, die gesungen immer etwas peinlich wirkt, hier aber als weitgespannter, meditativer Instrumentalgesang erfreut. Es folgte wenig Bekanntes für die Orgel von Ludwig Boslet (1860-1951), darunter ein mit großer Gebärde einherschreitendes „Festpräludium“, eine etwas belanglose und öde Aria in e-Moll des 1945 geborenen, recht populären John Rutter, drei Orgelstücke von Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901), die nicht gerade durch interessante musikalische Einfälle auffallen, und eine gemeinsam hübsch musizierte Sicilienne in g-Moll von Gabriel Fauré (1845-1927). Das alles war sehr ordentlich, tadellos und in guter Übereinstimmung innerhalb des Duos Klangzauber vorgetragen, hat aber doch das Problem, dass vor allem die Stücke der zweiten Konzerthälfte einander ziemlich ähnelten oder wenigstens immer wieder den gleichen Tonfall anschlugen. Ein zweiter Mozart hätte da Wunder getan. Gleichwohl: Der Beifall für diese gelungene Musikstunde war verdient, und der Orgelfreund konnte lernen, dass der herrlichen Mozartorgel in der Paulskirche eine jüngere Schwester von durchaus beachtenswertem eigenen Profil an der Seite steht.

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