Bad Dürkheim Wenn bei Seebach der Plan B fehlt

Aygün Coban (am Ball) hat in allen 30 Partien der abgelaufenen Saison für Rot-Weiss Seebach gespielt.
Aygün Coban (am Ball) hat in allen 30 Partien der abgelaufenen Saison für Rot-Weiss Seebach gespielt.

«BAD DÜRKHEIM.» Eine nicht mit normalen Maßstäben zu messende Saison hat Rot-Weiss Seebach (Fußball-A-Klasse Rhein-Mittelhaardt) mit dem zehnten Tabellenplatz abgeschlossen. Überschattet wurde die Runde vom Tod des Seebacher Torhüters im September.

Es war eine emotional ungemein schwierigen Hinserie. „Der Todesfall hat alles verändert. Bis zur Winterpause hat uns das Unglück permanent beschäftigt“, blickt Trainer Roland Beck zurück. Zu Beginn des neuen Jahres habe man sich neu sortiert und versucht, die Köpfe freizubekommen. Das ist den Seebachern offenbar gelungen, denn an eine starke Vorbereitung schlossen sich viele überzeugende Auftritte an. Von den ersten sechs Partien nach der Winterpause wurden fünf gewonnen, einmal gab es ein Unentschieden. Das Team, das an Weihnachten nur einen Punkt Vorsprung auf Rang 14 hatte, der den Abstieg bedeutete, belegte nun plötzlich Platz fünf. „Da hatten wir sogar die Möglichkeit, den Sprung unter die ersten Vier zu schaffen“, sagt der Coach. Doch dann folgte am Gründonnerstag das Nachholspiel gegen die SG Edesheim/Roschbach, das 1:2 verloren wurde – der Knackpunkt für die Rückserie. „Wir hatten den drohenden Abstiegskampf vermieden und uns an der Serie begeistert. Das 1:2 hat uns den Stecker gezogen“, ordnete Beck die Niederlage ein. Zwar holte Seebach aus den nächsten Partien beim TSV Königsbach (1:1) und gegen Phönix Schifferstadt II (4:2) noch vier Zähler, aber es lief nicht mehr rund. „Die Mannschaft war danach kaum mehr zu packen, kaum mehr zu motivieren. Es gab viele Ausfälle, die unsere Wechselmöglichkeiten erheblich einschränkten“, erklärt der Coach. Aus den letzten vier Partien gab es nur noch einen Punkt. Die Rot-Weissen rutschten auf Rang zehn ab. „Unterm Strich war es enttäuschend, denn wir sind unter unseren Möglichkeiten geblieben. Ich hatte mehr erwartet“, bilanziert Beck. Nach wie vor sei Rot-Weiss in der Lage, jeden Gegner in Grund und Boden zu spielen, wenn das Team ins Rollen kommt und seine Spielfreude ausleben kann. Ein Beispiel dafür war die 7:0-Gala gegen Vizemeister TuS Mechtersheim II. Diesen Auftritt stellt der Coach auf eine Stufe mit der Partie bei Titelträger VfB Haßloch, die zwar verloren wurde, „doch da hat es in allen Mannschaftsteilen gestimmt“. Sein Team versuche stets, alles spielerisch zu lösen, was prinzipiell ein guter Ansatz sei. „Wenn das aber nicht funktioniert, können wir uns nicht umstellen. Wenn uns die Lust am Kombinieren genommen wird, haben wir keinen Plan B. Vielleicht liegt das auch ein Stück weit am geringen Durchschnittsalter“, überlegt der Übungsleiter. Das Team sei in einem Lernprozess, der längst noch nicht zu Ende ist. In der A-Klasse werde ein körperbetonter, robuster und mitunter auch rustikaler Stil gepflegt. Ein Problem der Seebacher war der unausgewogen besetzte Kader. Die vier Offensivpositionen im bevorzugten 4-2-3-1-System konnten locker und mit viel Qualität doppelt besetzt werden. „Im hinteren Bereich waren wir aber sehr dünn aufgestellt. Für die Viererkette fehlten oft die Alternativen“, erklärt Beck. Deshalb wurden in der Winterpause die Routiniers und Nothelfer Cetin Erciyas und Nils Pfirrmann reaktiviert. Erciyas wurde zu einer festen Größe in der Innenverteidigung. Die Rot-Weissen kamen mit 25 Akteuren aus. Aygün Coban spielte alle 30 Partien. 29 Einsätze absolvierten Marcel Kaltenbach, Timo Langenstein und Lasse Peper, gefolgt von Leon Gutermann und Jason Harrison (je 28). Erfolgreichster Torschütze war Harrison, der 30 der 70 Seebacher Treffer erzielte. Mehr als drei Tore markierten Nicolas Burret (9), Kaltenbach (7), Peper (6) und André Werner (5). Obwohl die Saison durchwachsen verlief, gibt es Punkte, die Beck gefallen haben. „Es war beeindruckend, mit welcher Konstanz Aygün Coban, Timo Langenstein und Matthias Pfaffmann ihre Leistungen abgerufen und zur Stabilität beigetragen haben“, lobt er. Obwohl Rot-Weiss in den letzten vier Spielen 16 Gegentore kassierte, haben nur fünf Mannschaften eine bessere Abwehr als das Team aus dem Meisterwasental. „Am Ende wurde im Offensivbereich nicht mehr gut gearbeitet. Da fehlte die Entlastung für die Defensive“, merkte Beck an. Pfaffmanns Rückkehr nach Niederkirchen hinterlasse fußballerisch wie menschlich eine Lücke. Beck nennt auch Robin Schwehm, der viel Klasse eingebracht habe, und Harrison mit seiner überragenden Torausbeute. „Er hat aber noch Luft nach oben“, räumt der Coach ein. Ein Satz, der auf viele andere auch zutrifft.

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