Bad Dürkheim Wem fliegen die Herzen der CDU zu?

91-77076714.jpg

Bei der Wahl um das Freinsheimer Verbandsbürgermeisteramt geht es in den Endspurt: Etappensieger Jürgen Menge (SPD) und Jürgen Oberholz (FWG) und deren Teams legen ihre Strategien für die Stichwahl Ende Januar fest. Menge freute sich gestern über den „Rückenwind“ durch die Wähler, Oberholz will seinen Kurs der „Präsenz“ und Rolle eines Ansprechpartners fortsetzen. Für Gesprächsstoff sorgte auch noch gestern die als Anzeige gestaltete Wahlkampfbotschaft des ehemaligen Verbandsbürgermeisters Wolfgang Quante im Amtsblatt (wir berichteten).

Mit Verwunderung reagierten CDU und FWG. Die Passage „es reicht als Qualifikation nicht aus, wenn jemand gelegentlich und nur vorübergehend mal den früheren Bürgermeister für ein paar Unterschriften oder bei einem Geburtstagsbesuch vertreten hat“, konnte der Leser auf die Mitbewerber münzen: Auf Elke Schanzenbächer und Jürgen Oberholz jeweils in ihren Rollen als Erste Beigeordnete. In den Augen von Freinsheims Stadtbürgermeister und derzeitigem Ersten Beigeordneten Oberholz wurde „damit viel Porzellan zerschlagen.“ Der SPD-Fraktionssprecher im Verbandsgemeinderat, Dietrich Briese, wertet den Wirbel um den „Offenen Brief“ des Ex-Verbandsbürgermeisters an die Mitbürger als übertrieben: „Das Thema ist zu hochgehängt.“ Eine Anzeige eines „Privatmannes“, wie Quante es inzwischen sei, ist in seinen Augen „legitim“. Dass Menge so gut abgeschnitten habe, sei sicherlich darauf zurückzuführen, dass er als Mitarbeiter im Mainzer Infrastrukturministerium über Verwaltungserfahrung verfüge. Auch SPD-Kandidat Menge will die Unterstützung durch Quante nicht weiter kommentieren: Dieser habe das Schreiben mit „V.i.S.d.P“ (Verantwortlich im Sinne des Presserechts) versehen: „Das ist ganz normale Wahlkampfhilfe.“ Er selbst wolle nun „mit Volldampf“ in die Schlussphase. Dafür habe der 60-Jährige drei Wahlkampftermine geplant, unter anderem das traditionelle Schlachtfest am Samstag in Weisenheim am Berg und eine Diskussion mit dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Landtag, Alexander Schweitzer, im Keller des Von-Busch-Hofs. Wie bereits gestern berichtet, ging Menge mit rund 36 Prozent der Stimmen als Erster aus der Wahl hervor, Oberholz vereinigte gut 33 Prozent auf sich. Damit gehen die Koalitionäre im VG-Rat, SPD und FWG, ins Duell. Elke Schanzenbächer unterlag mit rund 29 Prozent. Grünen-Frau Silvia Schmitz-Görtler war weit abgeschlagen. Die Freien Wähler wollen laut Gemeindeverbandschef Matthias Weber auch den großen Pool der Nichtwähler mobilisieren. Nur knapp über 50 Prozent gingen an die Urnen. Erreichen wolle die FWG aber auch diejenigen, die Oberholz nicht gewählt haben, weil sie ihn möglicherweise als Stadtbürgermeister behalten wollen. Denn der 46-Jährige wird sein Amt als Stadtchef im Falle eines Wahlsiegs aufgeben. Diese Wähler wolle man nun überzeugen, dass Oberholz, auch wenn er als Verbandsbürgermeister gewählt wird, sich weiterhin fruchtbar für die Stadt Freinsheim einsetzen könne, sagte Weber, der zugleich auch Fraktionschef in Stadt- und Verbandsgemeinderat ist. Gerade in Freinsheim war Oberholz’ Stimmenanteil mit fast 34 Prozent eher moderat. Die besten Ergebnisse fuhr er in Dackenheim mit fast 50 Prozent und Herxheim mit gut 42 Prozent ein. Webers Appell: „Es wird kein Nachteil für die Stadt. Die FWG hat geeignetes Personal“. Die weitere Strategie werde nun festgezurrt, er selbst werde „auf Elke Schanzenbächer zugehen“. Vor allem wolle die FWG sich für deren „fairen Wahlkampf“ bedanken. Zum Quante-Brief meinte er: „Wir wollen fair bleiben.“ Die auch als Favoritin gehandelte CDU-Kandidatin und ehemalige Erste Beigeordnete für eine Legislaturperiode (2009 bis 2014) im VG-Rat lag lediglich mit 244 Stimmen hinter Oberholz. Die Anhängerschaft Schanzenbächers wird nun wohl die Stichwahl am 31. Januar entscheiden. „Für die CDU war es ein Problem der Mobilisierung“, resümmierte gestern ein enttäuschter Fred Krebs, der Vorsitzende des Gemeindeverbandes. Ob und welche mögliche Wahlempfehlung die CDU aussprechen wird, sei noch Diskussionsstoff auf Gemeindeverbandsebene. Krebs rechnet nun damit, dass FWG und SPD auf die CDU zukommen werden. „Und unsere mögliche Empfehlung wird davon abhängen, wie glaubhaft und belastbar die Aussagen sind.“ Möglicherweise auch mit Blick auf die Posten der Beigeordneten, von denen einer je nach Wahlausgang frei wird. „Aber wir haben noch nicht miteinander gesprochen. Wir reden im Konjunktiv!“ Bei der Besetzung der Beigeordnetenposten im Jahr 2014 ging die stärkste Fraktion im VG-Rat leer aus. Es gab keine zweite Amtsperiode für Schanzenbächer. Für den gestrigen Abend war ein Treffen der CDU-Verbandsspitze angesetzt, ebenso bei der FWG. Der SPD-Gemeindeverband trifft sich heute Abend zur Beratung. Schanzenbächer war gestern für die Redaktion nicht erreichbar. (dag) Info Briefwahl ist auch bei der Stichwahl wieder möglich. Diejenigen, die beim ersten Urnengang per Brief gewählt haben und für den Fall der Stichwahl ebenfalls Briefwahl angekreuzt haben, erhalten das Schreiben automatisch zugeschickt. Für Briefwähler, die sich noch nicht bei der Behörde gemeldet haben, besteht die Möglichkeit, die Unterlagen im Bürgerbüro bis Freitag, 29. Januar, zu beantragen. Letzte Chance ist der Wahlsonntag zwischen 8 und 15 Uhr. (dag)

91-77076717.jpg
x