Weisenheim am Berg Warum die Ausbildungsmesse der Carlowitz-Realschule Plus stetig wächst

Selbst ausprobieren: Mia und Amy üben sich im Dachdeckerhandwerk beim Stand der Firma Walther.
Selbst ausprobieren: Mia und Amy üben sich im Dachdeckerhandwerk beim Stand der Firma Walther.

Mit einer Ausbildungsmesse möchte die Von-Carlowitz-Realschule Plus in Weisenheim am Berg ihren Schülerinnen und Schülern die reale Welt der Berufe näherbringen. Für über 20 Betriebe ist die Veranstaltung wichtig, denn sie alle suchen händeringend Auszubildende.

„Wenn wir nur einen finden, hat es sich schon gelohnt“, sagt Michael Webler vom RWZ Agrartechnik-Zentrum in Grünstadt. Überall werden Auszubildende gesucht. Die Anzahl der Betriebe bei der hauseigenen Ausbildungsmesse an der Realschule Plus wächst daher stetig. Bei der fünften Auflage sind es über 20. „Uns ist wichtig, dass es regionale Firmen sind“, betont Schulleiterin Petra Guth. Der Tag komme bei den Schülerinnen und Schülern der siebten Klassen gut an. Er gibt Orientierung für das Praktikum, das in der achten Klassenstufe ansteht.

Zwar wissen viele der Zwölf- und 13-Jährigen noch gar nicht so recht etwas mit manchen Berufen anzufangen, doch die Betriebe setzen darauf, dass sie ins Blickfeld der Kinder und Jugendlichen gelangen.

Zensuren sind nicht alles

Kundenberater Mark Sammet von der VR Bank Mittelhaardt in Ellerstadt spricht von Reizüberflutung und sieht eine gewisse Überforderung bei den noch schüchtern auftretenden Schülerinnen und Schülern. Aber er hofft, in Erinnerung zu bleiben. So sieht es auch Frank Berwing. Der Chef des Gartenhotels Heusser in Bad Dürkheim möchte auf die Gastronomie aufmerksam machen. Die perfekte Bewerbung sei heute gar nicht mehr so wichtig. „Die Zensuren sagen nichts darüber aus, wie sich die Jugendlichen tatsächlich gegenüber den Gästen verhalten“, erläutert er. Petra Katz von der gleichnamigen Schreinerei in Freinsheim glaubt, dass sie ohne solche Veranstaltungen irgendwann keine Auszubildenden mehr finden würde und nimmt den zeitlichen Aufwand daher gerne in Kauf.

Beim Dachdecker Walther aus Bad Dürkheim wird fleißig und laut gehämmert. „Viele hatten noch nie einen Hammer in der Hand“, sagt Azubi Lennart Molzahn. Die Siebtklässlerinnen Amy und Mia versuchen, Nägel in den Balken zu schlagen. „Man braucht Kraft“, stellt Mia fest, als sie es endlich geschafft hat und findet den Beruf Dachdeckerin ganz spannend. „Vieles macht mehr Spaß als man vorher geglaubt hat“, sagt sie. Heike Walther betont, wie wichtig solche aktiven Messen sind. Die Jugendlichen müssten ausprobieren und schnuppern können, am besten ganz viele Praktika machen, sagt die Chefin. Auch für sie sind Schulnoten nicht so wichtig: „Natürlich braucht man als Dachdecker ein gewisses mathematisches Verständnis, aber man muss auch gerne draußen sein.“

Lkw-Fahrer: „Den Beruf muss man mögen“

Am Polizeistand können die Jugendlichen eine schusssichere Weste und einen Helm anprobieren. Die Zwölfjährige Lorena findet Kriminalistik spannend, während der 13-jährige Nuray die Uniformen gefallen.

Dinges Logistik aus Grünstadt hat einen ganz dicken Lkw für Spezialchemie-Transporte als Blickfang auf den Schulhof gefahren. „Unsere Dienstleistungen sind komplex“, versucht Katja Homberg das Interesse zu wecken. Für diejenigen, die wissen wollen, wie ein Berufskraftfahrer auf seinen Touren so lebt, steht außerdem Irek Motyka Rede und Antwort. „Das muss man mögen“, sagt er. Ein Bürojob wäre für ihn wie ein Käfig.

In Traktor und Vollernter vom RWZ, die ebenfalls draußen stehen, möchte jeder gern mal klettern. Der 13-jährige Gustav lässt sich von den Traktor erklären und hat soeben den Beruf des Landmaschinenmechatronikers für sich entdeckt. Auch Lion würde im nächsten Schuljahr gerne ein Praktikum dort machen.

Mohamed denkt schon über eine solche Ausbildung nach. Der 16-Jährige ist dieses Mal Pate für die jüngeren Schüler. Er ist schon im vergangenen Jahr auf das Agrartechnik-Zentrum aufmerksam geworden. Webler würde seine Bewerbung am liebsten direkt entgegen nehmen.

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