Bad Dürkheim „Unlautere Werbung“ auf der Wandertankstelle

Mit dem Fahrrad zur Lindemannsruhe: Was früher nur den körperlich fitten Menschen vorbehalten war, ist seit der massenhaften Verbreitung von Pedelecs auch Leuten möglich, die bisher eher wegen ihrer Ausdauer am Schorleglas von sich reden gemacht haben. Zu den unvermeidlichen Fakten einer E-Bike-Tour zur Lindemannsruhe gehört aber auch, dass ein müde gefahrenes Fahrrad Strom braucht. Dietmar Noss, Gastwirt dort oben, wirft den Pfalzwerken nun unlautere Werbung vor.

Es ist ein quietschroter Kasten, den Dietmar Noss zur Seite geräumt hat, wie man sonst einen ausgedienten Drahtesel in den Schuppen räumen würde. Seit Mai stand das Ding vor der Wirtschaft an der Lindemannsruhe, nachdem Noss ihn selbst vom Bauhof in Freinsheim geholt hatte – verbunden mit der Hoffnung, dass es drei Gewinner dabei geben könnte. Nämlich die Radfahrer, die Pfalzwerke und ihn selbst. Drei dieser Kästen sind insgesamt in Freinsheim zu finden, einer zum Beispiel beim Winzerhof Rehg. Es handelt sich um Ladestationen für Elektrofahrräder, auf die das Energie-Unternehmen in großen Buchstaben „Pfalzwerke: Kostenlos Tanken“ gedruckt hat. Dietmar Noss hat aber ziemlich schnell registriert, dass nicht die Pfalzwerke die Kosten tragen, sondern derjenige, der den Kasten aufstellt – im vorliegenden Fall er selbst. Nun sei es nicht so, dass sich die Beträge zu Unsummen addieren ließen, die beim Ladevorgang für Pedelecs zusammenkommen, so Noss. Unseren Recherchen zufolge zufolge sind es ungefähr 10 Cent pro komplettem Ladevorgang. Da, laut Noss, bisher lediglich zwei bis drei E-Bike-Piloten pro Tag diesen Service bei ihm in Anspruch nähmen, sind die Beträge in der Tat überschaubar. Noss geht es aber um’s Prinzip. In einem E-Mail-Schreiben an die Pfalzwerke hat er darauf aufmerksam gemacht, dass eine der Stationen, die das Unternehmen der Stadt Freinsheim überlassen hat, um sie in der Stadt aufzustellen, seit Mai bei ihm stehe. Noss ging von einem sehr günstigen Tarif aus, den die Pfalzwerke für diesen Strom verlangen, als er die Station aufgestellt hat. Seitens des Energieversorgers habe man ihn dazu aber wissen lassen, dass er den ganz normalen Strompreis zu bezahlen habe. In einer Pressemitteilung vom 28. Mai 2014, in der die Pfalzwerke auf ihren Service hinweisen, könnte man das aber auch so interpretieren, dass die Pfalzwerke den Strom umsonst zur Verfügung stellen. Dort preist das Unternehmen seine Kooperation mit der Pfalz Touristik e. V., die sich unter anderem in der zweiten Auflage der Pfalz-Radkarte niederschlägt. In der Mitteilung steht wörtlich: „Die Radkarte verweist auf viele Einkehrmöglichkeiten und listet alle verfügbaren E-Bike-Ladestationen der Pfalzwerke auf, die kostenlos genutzt werden können.“ Hier ist also keine Rede davon, dass eigentlich die Gastwirte dafür zahlen. Dietmar Noss spricht von „unlauterer Werbung“, die er nicht akzeptieren könne. Er habe die Ladestation deshalb wieder außer Betrieb gestellt. Konsequenterweise hat er im selben Atemzug eine Außensteckdose an der Gastwirtschaft geschaffen, die es E-Bike-Fahrern auch weiterhin erlaubt, ihr Fahrrad zu laden, aber eben ohne den werbewirksamen Schriftzug der Pfalzwerke. Zumindest überrascht reagierte Pfalzwerke-Sprecherin Susanne Becker gestern auf die RHEINPFALZ-Anfrage. Dass es eine Ladestation gebe, die quasi frei verfügbar als Wandertankstelle unterwegs sei, sei nach Ansicht des Unternehmens nicht Sinn und Zweck der Verbreitung der Ladestationen gewesen. Drei Stück seien an die Stadt Freinsheim übergeben worden, von denen offenbar nur eine in Betrieb sei. Im Übrigen gebe es entlang der Routen, an denen die Stationen positioniert seien, Verträge mit den Wirten von Restaurants und Cafés, die die Stromkosten trügen. Auch mit den Orts- und Stadtverwaltungen gebe es Verträge, wenn die Stationen beispielsweise am vor dem Rathaus stünden. Mit Noss hingegen gebe es keinen Vertrag und es sei zu klären, warum die Ladestation zu ihm gelangt sei. Die Sprecherin verteidigt zudem den Schriftzug auf der Ladestation. Die Werbung sei nicht unlauter, denn tatsächlich entstünden für den Nutzer keine Kosten ...

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