Bad Dürkheim Ungewöhnliches auf höchstem Niveau

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Zum dritten Saisonkonzert der Wachenheimer Serenade hat das aus Musikerinnen der Deutschen Staatsphilharmonie gebildete Chiarina-Quartett noch einen Gast mitgebracht: Simon Bernstein, Solopaukist des Orchesters. Gemeinsam präsentierte man ein interessantes und ungewöhnliches Programm, gespielt auf höchstem künstlerischem Niveau. Das Publikum im Alten Kelterhaus des Weinguts Bürklin-Wolf war begeistert.

Im Jahr 2011 fanden sich vier junge Musikerinnen der Staatsphilharmonie zusammen, um ein Streichquartett zu gründen. Bereits im folgenden Jahr feierte das Ensemble ein höchst erfolgreiches Debüt bei der Wachenheimer Serenade. Seitdem hat es sich einen ausgezeichneten Ruf erspielt. Der Name Chiarina-Quartett ist abgeleitet von dem Kosenamen, den Robert Schumann seiner Frau Clara gegeben hatte, und verweist darauf, dass sich das Quartett das Romantische – Emotionalität und Leidenschaft – auf die Fahne geschrieben hat. Und diesem Anspruch wurde das Chiarina-Quartett voll gerecht. Bei technischer Perfektion und einer Präzision im Zusammenspiel, wie es nur Musikern möglich ist, die täglich miteinander spielen. Beim Wachenheimer Konzert betrug der weibliche Anteil dieses Mal nur 75 Prozent, da Geigerin Felicitas Laxa gerade Mutter geworden ist und daher pausiert. So wurde in der Besetzung Johanna Lastein und Felix Wulfert (Violine), Stella Sykora (Viola) und Rut Bántay (Violoncello) musiziert. Zu Beginn gab es Felix Mendelssohns Streichquartett a-moll op. 13. Mendelssohn schrieb es als 18-Jähriger unter dem Eindruck des Todes von Ludwig van Beethoven. Es wirkt wie eine Hommage an Beethoven, vor allem dessen Spätwerk mit seiner Neigung zur Abstraktion und zum Formexperiment. Mit Emphase und Nachdruck ging das Chiarina-Quartett hier zu Werke, traf den Mendelssohnisch-romantischen Tonfall exakt und sorgte auch neben der klanglichen Schönheit für Transparenz, die die Stimmverläufe deutlich machten. Simon Bernstein ist seit 2013 Solopauker der Staatsphilharmonie. Hier konnte er sich als Meister des Stabspiels präsentieren, im Konzert für Marimbaphon und Orchester des brasilianischen Komponisten und Marimbavirtuosen Ney Rosauro. Überaus behände und flink, mit größter Präzision, ließ Bernstein die zumeist vier Schlegel – zwei in jeder Hand – in diesem unterhaltsamen wie technisch schweren, von brasilianischer Folklore und Jazz beeinflussten Stück über die Holzplatten wirbeln. Modernes, aber Erfrischendes für die Zuhörer gab es auch im zweiten Teil. Pavel Haas schrieb das Streichquartett „Von den Affenbergen“ 1925 – eine Programmmusik über eine Reise in das mährische Gebirge. Ein typisches Produkt der 1920er-Jahre, farbig, suggestiv, wild überschäumend und herzhaft parodistisch. Spannend und mitreißend, die unterschiedlichen Elemente differenziert herausarbeitend, wurde es vom Quartett vorgetragen, wobei sich im Finalsatz Simon Bernstein mit einem originellen Schlagzeugpart dazugesellte.

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