Bad Dürkheim „Sachen, die den Leuten gefallen“

Er ist eine lebende Legende und hat Generationen den Swing nahe gebracht: Mit Max Greger geht einer der dienstältesten Jazzmusiker auf Tour. Nach Limburgerhof kommt er heute zum Freiluftkonzert hinter dem Schlösschen in der Parkstraße.

Herr Greger, ich fand schon als Kind Ihre Auftritte mit Ihrer Big Band in der Quizshow „3 mal 9“ toll. Heute spielen Sie noch die selbe Musik ...

Ja, ich blase immer noch eine heiße Kanne. Jazz hat sich in verschiedene Richtungen entwickelt. Wie kommt es, dass Sie dem Swing so treu geblieben sind? Mit Swing habe ich angefangen und nach dem Krieg in amerikanischen Clubs gespielt. Das verlernt man nicht. Heute habe ich meinen Sohn am Klavier dabei, er spielt fantastisch! Er fährt mich auch und trägt mein Saxophon. (lacht) Wir freuen uns auf Limburgerhof. Da war ich noch nie. Ich war schon fast überall, aber dort noch nicht. Sie kommen ohne Big Band in Combo-Besetzung? Ja. Wir spielen nichts Ausgefallenes, sondern Sachen, die die Leute gerne hören wollen. Dann haben wir weibliche Verstärkung, die Sängerin Eva Laetitia, die ganz fantastisch singt. Es wird den Leuten gefallen. Sie haben Ihren Idolen Duke Ellington und Count Basie nachgeeifert? Nicht nur das – ich habe ja auch mit ihnen zusammen gespielt, das ist ja das Tolle! Damals hat Senator Franz Burda zu Bällen eingeladen, und Duke Ellington hat mit seiner Band hinter den Notenpulten der Greger-Big-Band gespielt. Es war ja die gleiche Besetzung, eine Stunde er, dann ich, und so weiter. Den Count Basie habe ich schon ganz früh kennengelernt. Das war ein wunderbarer Mann. Wo haben Sie ihn getroffen? Das war in einem Club, dessen Chef hat immer Größen des Jazz eingeladen. Da kam also Count Basie, wurde bewirtet, und wir spielten seine Nummern in Originalarrangements! Er war verblüfft: So etwas in „Munich, Bavaria, Germany.“ Er war begeistert und sagte, so etwas habe er noch nie gehört. Da sage ich zu Hugo (Strasser): Das sagt er bestimmt zu allen anderen auch. Aber ich hatte mich getäuscht. Inwiefern? Fünf Wochen später erschien die neue Ausgabe von „Billboard“, der größten amerikanischen Musikzeitung. Und da erzählte Basie, wie er nach München in einen Club kam und eine Band seine Arrangements so toll spielte. Den Artikel habe ich heute noch. Sie haben noch mehr Jazz-Größen getroffen. Wie war es, seinen Idolen zu begegnen? Das Größte war der Auftritt im Fernsehen mit Louis Armstrong. Er hatte grad seinen Hit „Hello Dolly“. Ich habe ihn mit der Big Band im ZDF live begleitet. Das war unglaublich! Die Leute waren so begeistert, dass wir es sogar noch einmal gespielt haben – und die Leute haben noch mehr gejubelt. Armstrong hat mitgemacht und immer wieder „Mäx! Mäx! Yeah!“ gerufen, mir die Hand geschüttelt. Das war für mich eine sensationelle Reklame. Und Louis Armstrong war ein so lieber und bescheidener Mensch. Aber technisch so überhaupt nicht begabt. Wie meinen Sie das? Damals gab es ein Aufnahmegerät, einen Kassettenrekorder. Deckel auf, Kassette rein, Deckel zu und dann roter Knopf für Aufnehmen, grüner Knopf für Abspielen. Vorm Abspielen musstest du natürlich zurückspulen. Armstrong war total begeistert und rief dauernd „Man, great, Mäx! Man! Show me.“ Ich hab’s ihm vielleicht 30 Mal erklärt. Er hat’s nicht hingekriegt. Aber Trompete spielen konnte er? Unglaublich! Wenn Sie mich fragen, hat Armstrong den Jazz erfunden und populär gemacht. Schade, dass es den Mann nicht mehr gibt. Üben Sie noch? Üben? Na ja, natürlich muss ich was tun, um meinen Ansatz nicht zu verlieren. Aber was soll ich noch üben, ich habe doch schon alles gespielt (lacht) und ich spiele immer die gleichen Stücke – da kann nix passieren.

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