Bad Dürkheim Rückkehr aus zweiter Reihe

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Kandidaten zur Verbandsbürgermeisterwahl: Zum zweiten Mal stellt sich Elke Schanzenbächer (CDU) zur Wahl. 2009 zog sie knapp den Kürzeren gegen Wolfgang Quante (SPD). Aufgrund der neuen Ratsmehrheit verlor sie 2014 ihr Amt als Erste Beigeordnete. Jetzt möchte die 50-Jährige zurück in die erste Reihe.

Nach fünf Jahren im Zentrum des politischen Lebens der Verbandsgemeinde war es etwas stiller geworden um Elke Schanzenbächer. Als Erste Beigeordnete war sie ehrenamtliche Stellvertreterin von Verbandsbürgermeister Wolfgang Quante, bis die neue Ratsmehrheit aus FWG, SPD und Grünen sie nach der Kommunalwahl 2014 zu einer Neuorientierung zwang. Mit rund 4500 Stimmen bekam sie zwar die meisten Personenstimmen von allen Kandidaten, die für den Verbandsgemeinderat angetreten waren, doch das nutzte nichts: Schanzenbächer musste in die zweite Reihe zurücktreten, begnügte sich mit dem Rang eines einfachen Fraktionsmitglieds. „So ist eben die Demokratie“, sagte sie damals in einem RHEINPFALZ-Interview. Schanzenbächer konzentriert sich seitdem mehr auf ihren gelernten Beruf: Als Erzieherin mit späterem Bachelor-Abschluss als Bildungs- und Sozialmanagerin übernahm sie vor einem Jahr die Leitung des städtischen Teils des Integrativen Kindergartens in Leistadt, hat dort täglich mit dem politisch brisanten Thema der Inklusion zu tun. „Das hat für mich eine Weiterentwicklung bedeutet“, erzählt die zweifache Mutter, die in Weisenheim am Berg geboren ist und dort auch immer noch wohnt. Über den Pfarrgemeinderat ihres Heimatorts fand Schanzenbächer den Einstieg in die Politik, wo sie als Frau im von Männern dominierten Rat auffiel. „Ich selbst habe das aber gar nicht so empfunden. Ich wurde schnell akzeptiert und auch von den Männern sehr unterstützt“, sagt sie über ihre politische Anfangszeit. Sie habe eher Vorteile als Frau auf der politischen Bühne gehabt. „Ich konnte da peu à peu reinwachsen, konnte immer das nächsthöhere politische Gremium ansteuern“, erklärt sie. Sie könne Frauen nur ermutigen, sich auf politisches Engagement einzulassen. „Das Arbeiten im Rat ist schließlich nichts Abstraktes, die Dinge, die dort beschlossen werden, gehen uns alle an.“ Jedoch sei die Frauenrolle kein Kriterium, um im Wahlkampf zu punkten. „Es geht schließlich um die gesamte Persönlichkeit.“ Trotz aller männlicher Unterstützung sei es für Frauen wichtig, ein Netzwerk aufzubauen, um sich miteinander auszutauschen. So gehört Schanzenbächer über den Frauenbeirat im Kreis einem Mentoringprogramm an, mit dem sie Frauen begleitet, ihnen Tipps zum Beispiel in Rhetorik gibt. Vieles sei aber auch nicht selbst zu beeinflussen. So bemängelt die 50-Jährige, dass Frauen von der Öffentlichkeit anders beurteilt werden als Männer. „Bei Frauen spielt das Äußere eine größere Rolle“, bedauert sie. Und dass man Männer nicht fragt, wie sie Beruf und Familie vereinbaren, stört ihren Mann Manfred, der Referatsleiter bei der SGD Süd ist. Dass es auch in der Familie Schanzenbächer die üblichen Probleme gibt wie in anderen Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind, zeigt sich im weiteren Verlauf des Gesprächs. Jedoch sei es nie schwierig gewesen, den Kindern zu vermitteln, dass die Mutter einen Beruf ausübe. „Mein Sohn wollte im Dezember auch gerne das Backen der Weihnachtsplätzchen übernehmen, weil ich das wegen des Wahlkampfs nicht geschafft habe. Er war überrascht, wie schwierig es ist, einen Teig so hinzubekommen, dass man daraus schöne Plätzchen ausstechen kann“, erzählt Schanzenbächer schmunzelnd. Auch die Kinder setzen sich für die Allgemeinheit ein: Sohn Matthias (16) ist Schülersprecher am Werner-Heisenberg-Gymnasium, Tochter Johanna (14) Klassensprecherin an der Gesamtschule Wachenheim/Deidesheim und kümmert sich als Patin in ihrer Klasse um Flüchtlingskinder. Zu einem früheren Zeitpunkt sagte Elke Schanzenbächer einmal, sie sei froh, dass die Familien heute durch Ganztagsschulen größere Chancen hätten. Leider habe sie selbst dieses Angebot, als ihre Kinder noch kleiner waren, noch nicht nutzen können. Ganztagsschule, Ganztagsplätze für Kinder ab zwei Jahren im Kindergarten: Das waren Schanzenbächers politische Aufgaben, als sie für den Sozialbereich zuständige VG-Beigeordnete wurde. „Das war eben mein Thema“, schwärmt sie von dieser Zeit. Außerdem habe sie die Kompetenzen, die sie im sozialen Bereich gelernt habe, auf andere Bereiche in der Verwaltung übertragen können. Dies sei ihr insbesondere in der monatelangen Vertretungszeit für den erkrankten Verbandsbürgermeister zugutegekommen. War sie zuvor auch in leitender Position in Freinsheimer Kindergärten tätig, übernahm sie als Beigeordnete die Arbeitgeberrolle. Nun ist sie wieder in ihrem Beruf und kann verstehen, dass die Erzieherinnen mit einem Streik letztes Jahr versucht haben, auf dessen große Defizite hinzuweisen. „Die Rahmenbedingungen haben sich geändert. Von Erzieherinnen wird so viel erwartet, aber der Beruf hat trotzdem in der Gesellschaft nicht den Stellenwert, den er eigentlich haben müsste“, beklagt Elke Schanzenbächer. TERMIN FORUM RHEINPFALZ-Podiumsdiskussion mit den vier Kandidaten zur Verbandsbürgermeisterwahl Freinsheim: Jürgen Menge (SPD), Jürgen Oberholz (FWG), Elke Schanzenbächer (CDU) und Silvia Schmitz-Görtler (Grüne) am Donnerstag, 19 Uhr, in der Kallstadter Turnhalle.

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