Bad Dürkheim „Mit Marilyn fing alles an“

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„The Living Paper Cartoon“ – unter diesem Motto tritt der italienische Kleinkünstler Ennio Marchetto am Sonntag, 6. März, 20 Uhr, beim „Kulturbeutel“-Festival im Alten Stadtsaal Speyer auf. Mit Hilfe von Papier, Pappe und seiner Beobachtungsgabe erweckt Marchetto auf der Bühne bekannte Stars zum Leben. Vorab hat der 56-Jährige über seine Show, Kostüme und Vorbilder gesprochen.

Signor Marchetto, Sie leben in Venedig, haben allerdings viele Auftritte in Deutschland. Sind Sie auch in anderen Teilen der Welt unterwegs?

Ja, ich hatte bereits Auftritte in über 70 verschiedenen Ländern. Weltweit, darunter auch an exotischen Orten wie Australien, Neuseeland oder Amerika. Allerdings noch nicht in Russland, dort würde ich gerne einmal auftreten. In ihrer Show tragen sie Cartoon-Papierkostüme und kombinieren mit dem Kostüm jeweils eine kurze Performance sowie ein passendes Musikstück, bevor sie schnell zum nächsten Stück übergehen. Die Bandbreite an Kostümen reicht von der englischen Queen über Can-Can-Tänzer bis zu mittelalterlichen Mönchschorälen. Woher kam die Idee für diese Art der Kunstperformance? Als ich 20 Jahre alt war, träumte ich eines Nachts von Marilyn Monroe. Sie trug ein Kleid, ein Kostüm ganz aus Papier. Direkt nach dem Aufwachen setzte ich mich an ein Zeichenbrett, entwarf das Kostüm und bastelte es anschließend. Ich lebte damals in Venedig, und es sollte ein Karnevalskostüm werden. Sie wissen ja, dass dies ein ganz besonderes Ereignis für Venezianer ist. Allerdings wollte ich das Kostüm nicht für die Straße verwenden, dazu war es zu fragil. Ich stellte das Kostüm her und veranstaltete eine kleine Show bei Freunden. Das war der Anfang. Stellen Sie alle Kostüme selbst her? Ich und ein Künstler aus den Niederlanden, Sosthen Hennekam. Er kam vor 25 Jahren nach Italien, und wir lernten uns kennen. Er hat unglaublich viel Kreativität, und wir ergänzen uns großartig. Wie viele Auftritte haben sie durchschnittlich im Jahr? Etwa 100. Dabei unterscheiden sich die Auftritte: Mal habe ich eine Tour und trete jeden Tag in einer anderen Stadt auf. Das ist anstrengend, nach dem Auftritt muss man dann noch ein paar Stunden mit dem Auto fahren. Manchmal habe ich mehrere Auftritte in einer Stadt. Es ist jedes Mal etwas Besonderes, aber es ist auch viel Vorbereitung notwendig, denn ich passe die Show an das Land an. Und versuche natürlich auch immer etwas Neues zu machen, neue Figuren zu erschaffen. Gibt es bestimmte Orte oder Länder, an denen Sie besonders gute Erfahrungen gemacht haben? Ich mag es, in Deutschland aufzutreten. Das deutsche Publikum ist das beste. Zur Zeit bin ich viel in Deutschland und wenn ich dorthin komme, dann stets mit einem guten Gefühl. Was ist Ihre Lieblingsfigur? Nun, Marilyn natürlich. Mit ihr fing ja alles an. Dazu passt der Song „Venus“ von der Band Shocking Blue, ein älterer Song aus den 1970ern. Hat ein Künstler Sie in Ihrer eigenen Entwicklung als Vorbild beeinflusst? Nun, eigentlich nicht. Interessanterweise gibt es mittlerweile einige Künstler, die versuchen, mich zu imitieren. Allerdings gelingt ihnen das nicht unbedingt. Ich mache das immerhin schon seit 27 Jahren. In meiner Show trage ich zum Teil bis zu 60 Kostüme, wobei ich manchmal aus einem Stück Papier bis zu drei Kostüme ineinander übergehen lasse. Das alles im Takt, Timing ist da alles. Dazu überlege ich lange, um den richtigen Gag zu finden, genau den, der durch das Kostüm ausgedrückt werden kann. info Karten gibt es beim RHEINPFALZ-Ticketservice, Telefonnummer 0631 37016618.

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