Bad Dürkheim Mit der App ins Kino

Popcorn und Plüschsessel – der Kinobesuch ist für die meisten Menschen eine entspannte Angelegenheit. Für Hörbehinderte ist das anders. Sie müssen Vorstellungen suchen, in denen Filme mit Untertiteln gezeigt werden. Eine kostenlose App soll Barrierefreiheit bringen. Ebenso Datenbrillen, die das Frankenthaler Lux-Kino bestellt hat.

Die kostenlose App spielt parallel zum Film Untertitel auf dem Smartphone ab. Schüler des Pfalzinstituts für Hören und Kommunikation (PIH) haben das Programm im Frankenthaler Lux getestet – und sind recht angetan. Kinobetreiber Christian Kaltenegger gibt schon seit über 20 Jahren Vorstellungen extra für Hörbehinderte. Jetzt will er auch Datenbrillen anschaffen, die den Kinobesuch mit Untertiteln jederzeit ermöglichen. Die Komödie „Verstehen Sie die Béliers?“ hat viel mit eigenen Erlebnissen der jungen Zuschauer gemein: Paula muss, seit sie klein ist, für ihre Familie übersetzen. Denn Vater Rodolph, Mutter Gigi und ihr Bruder Quentin sind gehörlos. Doch Paula möchte Gesang studieren – in Paris. Drei Jungs im Lux-Kino schauen gebannt auf die Leinwand – und immer wieder auf ein Smartphone, das sie auf einer Armlehne platziert haben. Auf dem Display laufen die deutschen Untertitel zum Film. Sie testen die App der Firma Greta und Starks. „Sie funktioniert überall“, sagt Justin. Er habe während des Films alles nachlesen können, was er nicht verstanden habe. Der 14-Jährige möchte das Programm nun zu Hause ausprobieren, denn es funktioniert auch beim Fernseher. Das möchte auch Hakki. Der 17-Jährige findet die App toll. Allerdings sei es etwas anstrengend, das Smartphone die ganze Zeit zu halten. Die Geschichte der App begann bei einem Gespräch mit einer blinden Sportlerin, über die Seneit Debese eine Reportage machen wollte. Die Frau erzählte ihr, dass sie nie mit ihren Freunden ins Kino gehen kann. „Wir sind zum Mond geflogen, da muss es doch möglich sein, dass Blinde ins Kino gehen können“, dachte sich Debese. Sie entwickelte eine App, die Audiodeskriptionen, also gesprochene Handlungsbeschreibungen zu einem Film abspielt. Die App für Sehbehinderte heißt Greta. Debese merkte, dass Gehörlose das gleiche Problem haben. Und entwickelte Starks. Die Firma Greta und Starks sitzt heute im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg. „Wir bekommen sehr emotionale Rückmeldungen von Leuten, die seit 30 Jahren nicht mehr im Kino waren“, sagt die 42-Jährige. Bisher wurde Starks mehr als 45.000-mal genutzt, sagt die gebürtige Mannheimerin. Die App kann kostenlos im Google Play Store oder im App Store heruntergeladen werden. Das Programm spielt automatisch Untertitel auf dem Smartphone ein, es erkennt den Film anhand eines digitalen Fingerabdrucks. Alles geht offline und an jedem beliebigen Ort. Die Serie Alle Teile des Rheinpfalz-Reports im Internet: www.rheinpfalz.de/wir-sind-digital

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